Ich kann viele Dinge verstehen und nachvollziehen, wenn es um die Liebesbeziehung zu dem "einen" Menschen geht. Ich verstehe die Kompromisse und dass man so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen will. Dass man sich lieber mit anderen Pärchen als irgendwelchen alleinstehenden Mensche umgibt, da diese im besten Fall den gleichen Lifestyle haben. Und ich verstehe, dass es dann auch mal Streit gibt. Nicht verstehen kann ich jedoch, wenn jemand sein gesamtes, eigenes Leben nur noch auf diese eine Person fokussiert und dabei sogar droht, die eigene Identität einzubüßen, da er sich nur noch als Anhängsel der Freundin/des Freundes sieht... denn das ist für mich ein Anzeichen dafür, dass man nicht mehr sein Leben, sondern das eines anderen lebt. Dementsprechend fiel es mir schwer, mit den Hauptfiguren in "Trennung mit Hindernissen" mitzufiebern, denn deren Probleme fußen auf genau diesem Lifestyle, der ihnen so grob auf die Füße fällt.
TRENNUNG MIT HINDERNISSEN
Seit Jahren sind sie ein Traumpaar, doch nun scheint es zu kriseln: Nach einem Familienessen wirft Brooke Meyers (Jennifer Aniston) ihrem Freund Gary Grobowski (Vince Vaughn) vor, dass dieser nichts für ihre Beziehung und seine Freundin tun würde - er hingegen fühlt sich eingeengt, überrannt, beinahe ausgebeutet. Der Streit endet in einer deutlichen Trennung... dumm nur, dass beide sich immer noch eine große Wohnung teilen und sich daher tagtäglich über den Weg laufen. Während beide die jeweiligen Lebensinhalte einbüßen, die sie mit dem Partner verbinden, versuchen sie dem jeweils anderen Beinchen zu stellen. Ganz gleich, ob es um neue Verabredungen, gleichmäßigen Schlaf oder die Arbeit geht... in der Wohnung der beiden Singles bricht ein förmlicher Kleinkrieg aus.
Tja, so läuft das eben. Es ist vollkommen in Ordnung und wichtig, sich zu verlieben, vielleicht eine Familie zu gründen und den Menschen fürs Leben zu finden, der dann auch der wichtigste Mensch überhaupt wird... wer will das nicht? Wer jedoch in die Falle tappt, sein gesamtes (!) Leben nur noch um diesen Menschen herumzubauen, der könnte damit im Zweifelsfall richtig auf die Schnauze fliegen oder wird es höchstwahrscheinlich auch. Wer seine Bekanntschaften nur noch über die Beziehung sammelt, könnte diese verlieren. Wer sich für sich selbst oder seine Freunde keine Zeit mehr nimmt, der wird sich irgendwann fragen, warum er denn sonst nichts mehr hat. Ich stehe Teenagern oder frisch Verliebten solcherlei "Fehler" zu... aber Brooke und Gary sind bereits lange erwachsen, berufstätig und seit Jahren in einer festen Beziehung, als sie plötzlich merken, wie ihnen die ganze Chose zu Kopf steigt.
Und in diesem Moment fing ich dann nicht an, mit den beiden Turteltäubchen (dass die beiden sich eigentlich wirklich noch toll finden, daran besteht schon während des ersten Streits kein Zweifel) mitzufühlen, sondern Schadenfreude zu empfinden. In einer Schlüsselszene erzählt Brooke ihrer Freundin mit offensichtlicher Freude, dass Gary nun nicht mehr Teil des Bowlingteams sein darf, weil sie darin mitspielt und dass ihm nach und nach alles, was ihm etwas bedeutet, abhanden kommen wird... weil sie eben überall mit drinhängt. Ich nickte dies ab und sagte für mich, dass das vollkommen okay sei, wenn dieser Gary wirklich so blöd sein sollte und keinen Aspekt mehr in seinem Leben sieht, der ohne seine Freundin funktional ist. Gut, ganz so schlimm kommt es zwar nicht, trotzdem wird offensichtlich, dass die beiden enorme Probleme haben, die sie sich selbst erbaut haben und wer als Zuschauer dabei dann mitfühlt oder gar Verständnis hat... nun gut, das führe ich nun besser nicht weiter aus.
Trotzdem gab ich "Trennung mit Hindernissen" noch eine Chance, da ich zumindest den Humorgehalt prüfen wollte und dachte, dass die beiden Streithähne ihre Lektion zumindest auch auf den Lebensstil noch lernen könnten. Letzteres stellt sich als Pustekuchen heraus und nicht einmal die engsten Freunde weisen auf diese Fehler hin... aber gut, das sind halt auch alles Pärchen. Dementsprechend tarnt sich "Trennung mit Hindernissen" als eine dieser lustig-seichten RomComs, wobei er aber durchaus falsche Informationen in Umlauf bringt und das möchte ich an dieser Stelle durchaus kritisieren. Wer eine gänzlich andere Meinung zum Leben und Zusammenleben hat, dem dürften diese Aspekte dann natürlich weniger auffallen und der dürfte dann mit dem Film von "Ant-Man"-Regisseur Peyton Reed auch deutlich mehr Freude haben, auch wenn diese dennoch nicht ganz ungestüm ausfällt.
Der Plot ist nämlich auch darüber hinaus regelrecht flach und besonders die ersten zwanzig Minuten sind in ihrer peinlichen und unfokussierten Verquatschtheit eine wahre Geduldsprobe. Retten können Vince Vaughn und Jennifer Aniston ein solch fades Skript ebenfalls nicht, obwohl sich zwischen ihnen durchaus ein Funkeln entwickelt und auch die Nebendarsteller kommen zu selten richtig zum Zug. Die meisten Lacher erntet erwartungsgemäß der mal wieder grandios aufgelegte Jason Bateman, leider kann man seine Szenen aber auch an einer Hand abzählen. Loben muss man schließlich auch den Schlussakt, der nicht ganz so zuckrig und kitschig abläuft, wie man das zuvor erwartet hat und somit für einige vorhergehende Längen entschädigt.
Fazit: Die Probleme sind alltäglich und das ist die Schwierigkeit. Mit Figuren, die sich so so sehr selbst zerstören, will man wenig mitfiebern. Dass die Schauspieler ihre Sache mehr als ordentlich machen, täuscht letztendlich aber nicht über den faden Plot und die mauen Gags hinweg.
Note: 4
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