Wenn sich mit Wes Craven und Kevin Williamson genau die beiden zusammentun, die zuvor mit ihrer (beinahe) brillanten "Scream"-Trilogie das Horror-Slasher-Genre nicht nur wiederbelebten, sondern es gar auf eine ganz neue Stufe stellten, dann erwartet man sich als Filmfan schon einiges davon. Denn dieses Duo wird diese Arbeit ja sicherlich nur wieder aufnehmen, wenn sie wirklich etwas zu erzählen hat und die vier Jahre, die seit dem dritten "Scream"-Film bis zu der Fertigstellung dieses Werks in die Lande gezogen sind, waren ja durchaus genug Zeit, um da an einem kleinen Überraschungshit zu arbeiten. Tatsächlich kam "Verflucht" bei seinem Kinostart im Jahr 2005 aber gar nicht mal so gut weg und auch heute ist der Film nur noch bis zu einem bestimmten Punkt goutierbar - er beginnt nämlich enorm charmant und baut im weiteren Verlauf immer weiter ab.
VERFLUCHT
Das ungleiche Geschwisterpaar Ellie (Christina Ricci) und Jimmy (Jesse Eisenberg) wird in einen Autounfall verwickelt, wobei das Gefährt der jungen Frau Becky (Shannon Elizabeth) einen Hang hinabstürzt. Als sie versuchen, dem Unfallopfer zu helfen, werden Jimmy und Ellie Zeuge, wie es von einem gigantischen Tier mitgeschleift und getötet wird... beide werden verletzt, als sie versuchen, Becky zu retten. Nur kurze Zeit später stellt besonders Jimmy körperliche und psychische Veränderungen an sich fest und recherchiert über die Mythologie der Werwölfe, da er glaubt, genau einem solchen begegnet zu sein. Während Ellie diese Theorie nicht glauben will, sieht sich Jimmy mit der Zeit immer kruderen Situationen gegenüber, die eben diese These jedoch weiter untermauern und die Geschwister schließlich auch in Gefahr bringen...
Nein, einen knallharten Horrorfilm, der seine Zuschauer zum Schwitzen, Schreien und zur nächtlichen Schlaflosigkeit treibt, wollten Craven und sein Stammautor Kevin Williamson hier sicherlich nicht erschaffen und das ist ja auch vollkommen in Ordnung so. Schließlich war auch bereits die "Scream"-Reihe nicht nur mordsmäßig spannend, sondern auch sehr clever und teilweise sogar enorm lustig. Man kann es also auch einfach etwas metatextueller angehen und unter all den Möchtegern-Schockern, die zu Beginn der 2000er so aus dem Boden wuchsen, sticht ein solch wesentlich einfacher gehaltener und spaßigerer Horrorbeitrag dann ja auch heraus, sofern man denn hier genügend richtigmacht.
Und die erste Stunde macht dann auch beinahe durchweg Spaß, wenn Craven seinen Film abseits des Horrors als sympathische Außenseiter-Komödie inszeniert und besonders seine menschlichen Figuren in den Vordergrund stellt. Man sollte hier keine große Tiefe erwarten und das Gezeigte um Himmels willen auch nicht ernstnehmen, aber gerade die Highschool-Szenen, in denen der zuvor stets drangsalierte Jimmy mit seinen neu erhaltenen Kräften mal aus sich herauskommt und den Mobbern zeigt, wo die Harke hängt, erinnern sehr positiv an Werke wie "Spider-Man"... und das komplett ohne blutigen Horror. Und sogar hier geht man dann noch ein Schrittchen weiter und inszeniert gar die Gegenspieler noch ein wenig mehr, lässt sie nach der Lehre, die sie natürlich vor der versammelten Schulmannschaft schmerzlich lernen müssen, eben nicht einfach aus der Handlung verschwinden. Das wirkt hin und wieder etwas konstruiert, aber eben auch sehr sympathisch und hat dabei auch einige sehr feine Witzchen zu bieten.
So clever wie zu "Scream"-Zeiten geht es hier aber nicht zu, da das Drehbuch doch sehr geradlinig verläuft und weder eine unnachahmliche Zitierwut noch leise Kritik zur Gesellschaft äußert. "Verflucht" will einfach nur Spaß machen und wer da dann auf die Handlung schielt, hat eben Pech gehabt. Jesse Eisenberg und "Sleepy Hollow"-Star Christina Ricci sehen das offenbar ähnlich und agieren daher mit reiner Spielfreude, ohne aber genretypisch zu sehr zu überzeichnen. Das überlassen sie lieber Joshua Jackson, der in einer prägnanten Nebenrolle leider viel zu arg auffällt und den ansonsten schon nicht sonderlich komplexen Plot durch seine schwache Darstellung viel zu oft ausbremst.
Bis zum letzten Drittel ist das also alles nicht so ungemein aufregend, aber doch sehr spaßig, leider bläst Craven dann aber auch schon recht früh zu einem Showdown, der sich über mehrere Etappen zieht. Und genau hier verliert "Verflucht" in seiner schwach inszenierten Aneinanderreihung von Monsterkämpfen und Actionszenen leider auch seinen Charme. Die Charaktere laufen hier im Grunde nur noch wild durcheinander und ihre Entwicklung, der man sich zuvor so charmant widmete, bleibt angesichts des vielen Brüllens, Kratzens und Kreischens leider vollkommen stehen. Da Craven all diese verschiedenen Horror-Monster-Fights auch in wirren Schnitten versemmelt und die visuellen Effekte schon damals nicht sonderlich gelungen waren, bleibt in diesem überlangen Finale, welches auch keine sonderlichen Überraschungen bietet und in Sachen Humor seltsam überstrapaziert wird, nichts mehr hängen. Das ist irgendwie schade, denn der Film hätte wesentlich mehr angeboten als solch ein maues Effektspektakel, in welchem er am Ende versinkt. So bleibt "Verflucht" ein nettes Gruselfilmchen, welches nicht gruselt, aber amüsiert, bevor er dann später in einem finsteren Blödsinns-Showdown den Boden unter den Füßen verliert.
Fazit: Eine Stunde lang macht "Verflucht" dank charmantem Humor, sympathischer Figuren und einer im Grunde nichtigen, aber flotten und atmosphärischen Handlung Spaß. Später landet der Film leider in einem überlangen, viel zu überzeichneten Finale, welches wirklich nicht mehr amüsieren oder gar packen will.
Note: 3
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