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Die Hüter des Lichts

Wir alle haben einmal an sie geglaubt und für manche von uns war es ein regelrechter Schock, als wir schließlich erfahren mussten, dass es den Weihnachtsmann oder den Osterhasen in Wahrheit gar nicht gibt, sondern Familie und Freunde dafür verantwortlich zeichneten, Geschenke unter einen Baum zu legen oder Eier im Garten zu verstecken. Ich persönlich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich mit der harten Wahrheit konfrontiert wurde und wie ich diese letztendlich aufgenommen habe... dass ich insbesondere ans Christkind geglaubt habe, das weiß ich aber noch hundertprozentig. All diese Figuren in einem Film zusammen zu sehen, das war also schon von Anfang an irgendwie eine coole Vorstellung. Leider macht man aus dem Animationswerk "Die Hüter des Lichts" aber leider wenig mehr als eine visuelle Achterbahnfahrt...

DIE HÜTER DES LICHTS


Die Hüter des Lichts haben überall auf der Welt die Aufgabe, die Hoffnungen und Träume der Kinder am Leben zu halten - sie selbst leben vom Glauben der Kleinsten an sie selbst. Als sich eine finstere Bedrohung in Form des Schwarzen Mannes jedoch daran macht, eben diese Hoffnungen durch Alpträume zu zerstören, schreiten der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann zur Tat. Dabei müssen sie jedoch auf die Unterstützung eines fünften Hüters bauen, der gemeinhin als Egomane und Unruhestifter bekannt ist: Jack Frost. Um zusammenzuhalten, müssen sich die fünf Hüter also erst einmal in die Haare bekommen, um es anschließend mit ihrem finsteren Widersacher aufnehmen zu können...

Es wirkt schon ein wenig wie eine kinderfreundliche und fantasievolle Umsetzung der zur gleichen Zeit enorm erfolgreich werdenden "Avengers": Hüben wie drüben werden allseits bekannte Charaktere (dort durch Vorgängerfilme eingeführt, hier aus der Popkultur und Märchengeschichten zusammengeklaubt) unter ein Dach gebracht, um sie anschließend ein gemeinsames Abenteuer erleben zu lassen. Natürlich erreicht dies hier nicht die Dimensionen eines Marvel Cinematic Universe, da "Die Hüter des Lichts" von Anfang an als Einzelwerk konzipiert war (dank des eher enttäuschenden Einspielergebnisses gab es bislang auch keinerlei Fortsetzung), trotzdem sind die Ähnlichkeiten, ganz gleich ob sie nun geplant waren oder nicht, frappierend... inklusive eines Streits der Hüter untereinander. 
Nun kann man dem Film seine Fantasie nicht absprechen und wie dieser seine bekannten Charaktere neu schreibt und ihnen allen in ihren jeweiligen Jobs Eigenarten und Ziele zuschreibt, das hat schon Charme. Animationstechnisch befindet man sich hier auf sehr solidem Niveau, ohne nach wie vor mit Pixar konkurrieren zu können, und angesichts der Actionszenen gibt es hier einige echte Schmankerl zu bewundern. Leider dominieren eben diese wilden Kämpfe und Verfolgungsjagden nach der Halbzeit doch deutlich das Geschehen: "Die Hüter des Lichts" kommt angesichts des Bilderrauschs und der eher auf ihre Funktionen zurechtgestutzten Charaktere nie wirklich zur Ruhe, schießt besonders die älteren Zuschauer mit seiner niemals stillstehenden Handlung quasi taub. 
Diese fällt dann auch relativ flach, später gar übermäßig kitschig aus, was im Genre des animierten Familienfilms aber auch in Ordnung ist. Trotzdem kann man auch hierbei, da es Pixar ja mit einigen aktuellen Ausnahmen immer wieder vormacht, auch ein wenig mehr erwarten. Trotz einiger düsterer Szenarien schielt der Film mit seinem eindeutigen und recht braven Slapstick-Humor aber auf jüngere Zuschauer ab, während die Erwachsenen sich mehr oder weniger an den hübschen Bildern erfreuen dürfen, darüber hinaus aber wenig zum Festhalten bekommen. Der Plot gerät dabei so dünn, dass er in der Mitte gar lange auf der Stelle steht, bis er dann schließlich zum finalen Showdown blasen muss - trotz einer kurzen Laufzeit stellen sich dabei auch einige Längen ein. 
Das größte Problem hatte ich jedoch mit der Hauptfigur Nick Frost, der optisch einem "Final Fantasy"-Videospiel entsprungen zu sein scheint und darüber hinaus wenig echte Ecken und Kanten bekommt. Ich empfand diesen wilden Gesellen als ziemlich langweilig und sein eigenes, inneres Problem hat einige herbe Logiklücken. Wieso ist er eigentlich erst nach dreihundert Jahren so richtig einsam? Wieso kann er Schneebälle auf Kinder werfen, obwohl er darüber hinaus weder gesehen werden kann noch irgendwie fähig ist, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten? Da wirken viele Plotdetails wie zurechtgebogen, woran sich jüngere Zuschauer freilich nicht stören werden, doch Erwachsenen fällt eine solch marode Struktur dann recht fix auf. Insgesamt ist "Die Hüter des Lichts" in Einzelszenen durchaus unterhaltsam und charmant, als Gesamtwerk verkommt er aber recht bald zu einer etwas anstrengenden und zähen Nummernrevue.

Fazit: Technisch durchaus beeindruckend und in einigen Ideen sehr charmant. Dennoch fehlt es dem Animationsabenteuer von Dreamworks an echter Seele: Der Plot bleibt fadenscheinig und leitet nur von einer Actionszene zur nächsten, der Humor gerät brav, die Charaktere merkwürdig flach.

Note: 4+




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