Neue Referenz-Techniken gibt es alle paar Jahre und die meisten von uns erinnern sich sicherlich noch an den plötzlichen 3D-Boom, den "Avatar" im Jahr 2009 auslöste... eine Technik, die heute zum Kino irgendwie dazugehört, sich gerade für mich aber als eher störend und nervig denn als wirklich wertvoll und nötig erwiesen hat. Als drei Jahre später "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" mit einer neuen Bildrate, die hyperrealistische Auflösungen versprach, in die Kinos kam, war es dem geneigten Publikum auch irgendwie zu viel und nun, weitere sieben Jahre später, möchte Oscarpreisträger Ang Lee eben diese Technik revolutionieren. Nun gut, die wenigsten Säle sind nun jedoch mit dem nötigen Know-How ausgestattet, um diese Technik überhaupt wiederzugeben und so landete ich in meinem Stammkino eben auch "nur" in einer normalen Vorstellung von "Gemini Man"... mit der Erwartung, dass zumindest die Geschichte dieses Werks durch solcherlei Hyper-Auflösung nun auch nicht besser oder schlechter werden würde als in der normalen HD-Variante.
GEMINI MAN
In der nahen Zukunft ist Henry Brogan (Will Smith) ein Weltklasse-Attentäter, der bereits 72 Tötungen auf dem Konto hat und auf den die Regierung auch in den wildesten Situationen vertraut. Nach einem zwar erfolgreichen Auftrag, bei dem er aber auch beinahe ein unschuldiges Kind erschossen hätte, möchte Brogan jedoch aussteigen, was seinem Vorgesetzten Clay Verris (Clive Owen), Leiter des geheimen "Gemini"-Projektes, so gar nicht passt: Er befiehlt Brogans Tötung. Der nimmt die Beine in die Hand und sucht ein Versteck, als plötzlich ein ausgebildeter Killer hinter ihm her ist. In Kolumbien trifft er diesen zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht und stellt sowohl äußerlich als auch physisch eine schockierende Ähnlichkeit zu sich selbst fest... und die, so soll er noch erfahren, kommt tatsächlich nicht von irgendwoher.
Wir haben hier wieder einmal den Beweis: Die tollste Technik der Welt nützt im Filmbusiness einfach wenig, wenn die Geschichte, die man mit ihr erzählen will, eben ziemlicher Murks ist. Dass "Gemini Man" sehr gut aussieht, versteht sich natürlich von selbst, denn ein Regieveteran wie Ang Lee, der zuvor mit "Life of Pi" und "Brokeback Mountain" bereits zwei Mal mit dem begehrten Regie-Oscar ausgezeichnet wurde (und das beide Male völlig zurecht), lässt ein solches Multimillionen-Dollar-Blockbuster-Projekt ja nun nicht aus der Hand gleiten. Das zeigt dann auch gleich die erste große Actionszene in Form einer spektakulären und teils recht schmerzhaften Motorrad-Verfolgungsjagd: Rasante Kamerafahrten, tolle Effekte und Stunts und ein irrwitziges Tempo präsentieren eine packende Szene, die erst ganz zum Schluss, wenn der Gegenspieler sein Bike mehrfach als Schlagwaffe benutzt, etwas zu harsch überdreht.
Und auch die visuelle Gestaltung des jüngeren Will Smith weiß zu überzeugen und es ist mehr als nur erstaunlich, was mit der heutigen Computertechnik so alles möglich ist. Das gilt hier jedoch nur mit einem "Aber", denn es ist schon deutlich, dass Lee seine Computerfigur beinahe nur in dunklen Umgebungen zeigt, um etwaige Effektschwächen zu kaschieren - sieht man ihn mal über längere Takes in vollem Licht zeigt sich nämlich gleich die Krux einer beeindruckenden, aber eben auch noch nicht völlig ausgereiften Technik. Nun gut, optisch geht das also alles durchaus klar, aber damit ist man bei "Gemini Man" noch nicht am Schlussakt angelangt, denn nach einer atmosphärischen ersten halben Stunde, die in der besagten Motorrad-Verfolgung gipfelt, sackt der Film plötzlich stark ab. In Sachen Action kommt zwar noch einiges, aber nichts, was den ersten großen Clash noch einmal toppen würde - und generell haben wir im Blockbuster-Segment alleine in diesem Jahr schon wesentlich stärkere Sachen gesehen.
Also nichts, was irgendwie neu und deswegen herausragend wäre... und in Sachen Plot müssen sich Mr. Lee und sein Team dann auch noch wesentlich schwerwiegenderer Kritik stellen. Dass dieser nun eben einfach sehr simpel gehalten ist, das wäre im Kern gar nicht so wild, wenn sich Lee nicht wie ein Teufel auf dieses maue Handlungsgerüst konzentrieren würde. Die Dialogpassagen, in denen entnervend zäh über etwaige Technikkonzepte und das große Geheimnis, was dieser "Junior" denn nun ist und wem man vertrauen soll, ziehen sich bis ins Finale hinein und heucheln eine Tiefe vor, die "Gemini Man" schlichtweg nicht hat. Dafür ist sein Plot nämlich nicht nur viel zu vorhersehbar und lahmarschig geraten, sondern auch schlichtweg nicht mutig genug. Es ist eine sehr geradlinige Geschichte, der immer wieder das Tempo entzogen wird, indem man einfach noch ein paar neue Zweifel sät, die beim Publikum so aber nicht wachsen wollen.
Es wäre schön gewesen, hätte man die Zeit, die man für einen Konflikt zwischen Will Smith und Will Smith, der hier schon in ihrer ersten gemeinsamen Szene, wenn beide miteinander frotzeln, jeglichen Ballast einbüßt, aufwendet, doch mal auf die Figurenzeichnung gelenkt. Sämtliche Nebencharaktere bleiben vollkommen blass, was ganz besonders für den als Sidekick versauernden "Doctor Strange"-Star Benedict Wong, aber auch für Mary Elizabeth Winstead gilt, die Frauenpower demonstrieren soll und anfangs auch noch angenehm doppelbödig eingeführt wird, ehe sie später aber nur noch irgendwie mitlaufen darf. Von "Valerian"-Star Clive Owen als farbloser Bösewicht sprechen wir hier besser auch gar nicht weiter, weswegen der Löwenanteil eben an Will Smith hängenbleibt, der, seinem anscheinend wieder ziemlich gut wirkenden Karriereherbst angemessen, eine sehr packende Leistung bietet. Übrigens gipfelt dieses technisch versierte und ansonsten arg kalte Spektakel dann in einem furchtbar kitschigen und unangenehmen Super-Happy-End, bei dem einem die Fußnägel hochrollen - das ist dann tatsächlich nur noch schwer zu ertragen.
Fazit: "Gemini Man" mag technisch ein ziemliches Brett sein und auch erneut aufzeigen, dass Will Smith einen Blockbuster durchaus tragen kann, in Sachen Plot, Charakterzeichnung und Tempo ist Ang Lee's Action-Thriller aber eine ungemein banale und vorhersehbare Schlaftablette geworden.
Note: 4+
Wir haben hier wieder einmal den Beweis: Die tollste Technik der Welt nützt im Filmbusiness einfach wenig, wenn die Geschichte, die man mit ihr erzählen will, eben ziemlicher Murks ist. Dass "Gemini Man" sehr gut aussieht, versteht sich natürlich von selbst, denn ein Regieveteran wie Ang Lee, der zuvor mit "Life of Pi" und "Brokeback Mountain" bereits zwei Mal mit dem begehrten Regie-Oscar ausgezeichnet wurde (und das beide Male völlig zurecht), lässt ein solches Multimillionen-Dollar-Blockbuster-Projekt ja nun nicht aus der Hand gleiten. Das zeigt dann auch gleich die erste große Actionszene in Form einer spektakulären und teils recht schmerzhaften Motorrad-Verfolgungsjagd: Rasante Kamerafahrten, tolle Effekte und Stunts und ein irrwitziges Tempo präsentieren eine packende Szene, die erst ganz zum Schluss, wenn der Gegenspieler sein Bike mehrfach als Schlagwaffe benutzt, etwas zu harsch überdreht.
Und auch die visuelle Gestaltung des jüngeren Will Smith weiß zu überzeugen und es ist mehr als nur erstaunlich, was mit der heutigen Computertechnik so alles möglich ist. Das gilt hier jedoch nur mit einem "Aber", denn es ist schon deutlich, dass Lee seine Computerfigur beinahe nur in dunklen Umgebungen zeigt, um etwaige Effektschwächen zu kaschieren - sieht man ihn mal über längere Takes in vollem Licht zeigt sich nämlich gleich die Krux einer beeindruckenden, aber eben auch noch nicht völlig ausgereiften Technik. Nun gut, optisch geht das also alles durchaus klar, aber damit ist man bei "Gemini Man" noch nicht am Schlussakt angelangt, denn nach einer atmosphärischen ersten halben Stunde, die in der besagten Motorrad-Verfolgung gipfelt, sackt der Film plötzlich stark ab. In Sachen Action kommt zwar noch einiges, aber nichts, was den ersten großen Clash noch einmal toppen würde - und generell haben wir im Blockbuster-Segment alleine in diesem Jahr schon wesentlich stärkere Sachen gesehen.
Also nichts, was irgendwie neu und deswegen herausragend wäre... und in Sachen Plot müssen sich Mr. Lee und sein Team dann auch noch wesentlich schwerwiegenderer Kritik stellen. Dass dieser nun eben einfach sehr simpel gehalten ist, das wäre im Kern gar nicht so wild, wenn sich Lee nicht wie ein Teufel auf dieses maue Handlungsgerüst konzentrieren würde. Die Dialogpassagen, in denen entnervend zäh über etwaige Technikkonzepte und das große Geheimnis, was dieser "Junior" denn nun ist und wem man vertrauen soll, ziehen sich bis ins Finale hinein und heucheln eine Tiefe vor, die "Gemini Man" schlichtweg nicht hat. Dafür ist sein Plot nämlich nicht nur viel zu vorhersehbar und lahmarschig geraten, sondern auch schlichtweg nicht mutig genug. Es ist eine sehr geradlinige Geschichte, der immer wieder das Tempo entzogen wird, indem man einfach noch ein paar neue Zweifel sät, die beim Publikum so aber nicht wachsen wollen.
Es wäre schön gewesen, hätte man die Zeit, die man für einen Konflikt zwischen Will Smith und Will Smith, der hier schon in ihrer ersten gemeinsamen Szene, wenn beide miteinander frotzeln, jeglichen Ballast einbüßt, aufwendet, doch mal auf die Figurenzeichnung gelenkt. Sämtliche Nebencharaktere bleiben vollkommen blass, was ganz besonders für den als Sidekick versauernden "Doctor Strange"-Star Benedict Wong, aber auch für Mary Elizabeth Winstead gilt, die Frauenpower demonstrieren soll und anfangs auch noch angenehm doppelbödig eingeführt wird, ehe sie später aber nur noch irgendwie mitlaufen darf. Von "Valerian"-Star Clive Owen als farbloser Bösewicht sprechen wir hier besser auch gar nicht weiter, weswegen der Löwenanteil eben an Will Smith hängenbleibt, der, seinem anscheinend wieder ziemlich gut wirkenden Karriereherbst angemessen, eine sehr packende Leistung bietet. Übrigens gipfelt dieses technisch versierte und ansonsten arg kalte Spektakel dann in einem furchtbar kitschigen und unangenehmen Super-Happy-End, bei dem einem die Fußnägel hochrollen - das ist dann tatsächlich nur noch schwer zu ertragen.
Fazit: "Gemini Man" mag technisch ein ziemliches Brett sein und auch erneut aufzeigen, dass Will Smith einen Blockbuster durchaus tragen kann, in Sachen Plot, Charakterzeichnung und Tempo ist Ang Lee's Action-Thriller aber eine ungemein banale und vorhersehbare Schlaftablette geworden.
Note: 4+
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