Eigentlich sollte Lucifer (Tom Ellis), der Teufel, in der Hölle über die Menschenseelen wachen, nachdem er von seinem Vater aus dem Himmel verbannt und mit dieser Aufgabe betreut wurde. Doch der Gott der Unterwelt nahm sich selbst eine Auszeit und lebt fortan, getarnt als normaler Mensch, in Hollywood. Er missachtet die ständigen Besuche seines Bruders Amenadiel (DB Woodside), der Lucifer dazu überreden will, in die Hölle zurückzukehren und beschäftigt sich stattdessen mit den Menschen, wobei er immer mehr Bewunderung für die Wesen aufbringt, die er eigentlich hassen, auslöschen und foltern sollte. Besonders die Begegnung mit der pfiffigen Polizistin Chloe Decker (Lauren German) beschäftigt ihn nachhaltig, denn diese scheint der einzige Mensch zu sein, der seinen Fähigkeiten und seinen Manipulationen widerstehen kann. Um ihr Geheimnis zu lüften, muss Lucifer mit Chloe zusammenarbeiten und mischt sich deswegen immer wieder in prekäre Mordfälle ein, die auch sein Verständnis für die Menschheit stetig verändern...
"Lucifer" wurde mir in Freundeskreisen schon mehrfach empfohlen und nun, da die Serie beendet und vollständig auf Amazon Prime Video verfügbar ist, war es für mich an der Zeit, dieser viel besprochenen, mehrmals abgesetzten und wieder geretteten Show endlich eine Chance zu geben. Und siehe da: Ich bin über die ersten dreizehn Folgen hinweg fast durchgehend gut unterhalten worden, weswegen ich mich sehr auf die nächsten fünf Staffeln freue. Diese durchgehende Freude stellte sich aber nicht von Anfang an ein, denn gerade die ersten beiden Folgen empfand ich hinsichtlich des Kickoffs noch als etwas problematisch. Leider fanden die Macher keinen wirklich sinnigen Nährboden, um das so grundverschiedene Gespann aus Polizistin und Teufel zusammenzubringen - es wirkt zu Beginn gar merkwürdig, dass sich eine erfahrene Detektivin immer wieder in höchst prekären Ermittlungen von einem (wie sie meint) aufdringlichem Zivilisten stören lässt, der noch dazu ihre Arbeit durcheinanderbringt. Durch ein enorm hohes Tempo leiden diese zwischenmenschlichen Tiefen, die diese Verbindung am Anfang gebraucht hätte, sehr und die Sache wird schnell unglaubwürdig... auch in der inneren Logik der Geschichte.
Mit der Zeit kommt "Lucifer" aber deutlich besser in Schwung. Ist diese Beziehung, trotz des vermaledeiten Beginns, erst einmal recht klar und aufgebaut, kann man sich daran genüsslich austoben. Man darf zwar keine allzu tiefgründige Unterhaltung erwarten, aber mit hohem Tempo und immer wieder neuen überraschenden Wendungen hält diese Serie treffsicher bei der Stange. Ein Klotz am Bein sind lediglich die serientypischen "Fall der Woche"-Plots, wobei in jeder Folge ein neuer Kriminalfall aufgemacht wird, den Lucifer und Chloe lösen müssen. Diese sind in den meisten Momenten dramaturgisch eher banal und kommen aufgrund ihrer schwammigen Erzählung nie richtig in Schwung. Deswegen verläuft die Haupthandlung, der es in der ersten Staffelhälfte noch deutlich an einem greifbaren Antagonisten oder zumindest einem echten Ziel fehlt, nur langsam. Das hört sich jetzt gar nicht so toll an, doch auch schon bevor der Plot im letzten Drittel so richtig an Fahrt aufnimmt (und schließlich mit einem starken Cliffhanger endet), hat man immer wieder viel Freude gehabt. Das liegt zum einen an der sauberen Inszenierung, viel Humor, süffisanten Dialogen... und dem großartigen Hauptdarsteller-Gespann.
Denn obwohl die Geschichte manchmal etwas lahmt, einige Konflikte vom Zaun gebrochen scheinen und es durchaus auch einige Längen gibt sowie der Fantasy-Einschub noch nicht so richtig ansprechend genutzt wird... die Darsteller entschädigen für vieles. Tom Ellis ist in der Titelrolle schlichtweg großartig und vereint das tiefe Böse seiner Figur mit einer erfrischend hellen Schlagfertigkeit. In großartigen Dialogen pfeffern sich eher und seine Kollegin Laura German die trockenen Sprüche nur so um die Ohren, wobei auch der emotionale Werdegang ihrer Beziehung immer wieder ernste Töne einbringt. Es ist dahingehend weniger die große Geschichte an sich, die in diesen dreizehn Folgen packt, sondern dass, was die Figuren daraus machen - und Ellis und German dabei zuzusehen, wie sie ihre Charaktere denken, entwickeln und fühlen, das ist schlichtweg ein großer Spaß. Auch die Nebenfiguren machen ihre Sache gut, wenn sie dann von der Leine gelassen werden, sodass sich ein sehr rundes Gesamtbild ergibt, welches mit verschiedenen Konflikten bei Laune hält. Man darf auch davon ausgehen, dass diese erste Staffel erstmal als sanfter Schubs hinein in die Story fungiert, weswegen die späteren Seasons hoffentlich noch deutlicher an Fahrt aufnehmen. Wenn das passiert, kann man sich auf das Weitere sicherlich freuen.
Fazit: Der Plot verläuft manchmal zu simpel, dramaturgisch ist noch Luft nach oben. Das großartige Gespann aus Tom Ellis und Laura German macht seine Sache aber so gut, dass man sich in ihre Figuren unwiderstehlich verknallt und ihnen nur zu gern durch Drama, Kriminalfälle und hochexplosive, trockenhumorige Konflikte folgt.
Note: 3+
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