Texas, 1979: Mike Milo (Clint Eastwood) war einst ein angesehener Rodeoreiter, doch nach mehreren Unfällen und aufgrund seines hohen Alters ist der einstige Cowboy nicht mehr von der Partie und verliert sogar seinen Job. Anschließend erwartet sein ehemaliger Arbeitgeber Howard Polk (Dwight Yoakam) für eine finanzielle Entschädigung seines früheren Stars auch das Begleichen einer Schuld: Mike soll nach Mexiko fahren und dort Howards dreizehnjährigen Sohn Rafael (Eduardo Minett) aus den Händen seiner Mutter Leta (Fernanda Urrejola) befreien. Polk befürchtet, dass sein Sohn dort missbraucht wird, weswegen sich Mike sogleich auf den Weg macht. Doch schon die Ankunft im Hause von Leta bringt den alternden Cowboy in Bedrängnis...
Das Drehbuch wurde Clint Eastwood bereits im Jahr 1975 angeboten, doch hatte der damals kein Interesse an dem Stoff. Ein fataler Fehler, wie sich nun herausstellt, denn die Rolle des Mike Milo, der einen mexikanischen Jungen aus dessen Gefängnis befreit, wäre zwar sicher eine Paraderolle für einen rund fünfzig- oder sechzigjährigen Eastwood gewesen, aber sicherlich nicht mehr für einen Altstar, der die neunzig überschritten hat. Dementsprechend ist das größte Problem an "Cry Macho", dass es ein Film ist, der damals hätte gemacht werden sollen und heute gleich in mehreren Aspekten wie aus der Zeit gefallen wirkt. Dass Eastwood, der hier neben der Hauptrolle wie gewohnt auch den Regieposten bekleidete und den Film produzierte, gerne auf Nostalgie und entschleunigte Geschichten setzt, ist bekannt und beliebt. Hier wirkt die gesamte Geschichte aber so simplifiziert, dass es den moralischen Konflikten kaum angemessen ist und die Messages über die Kraft der Liebe und über das Vertrauen in sich selbst wirken arg rührselig und könnten so auch aus einem Glückskeks stammen.
Die Probleme gehen weiter mit der Besetzung von Eastwood selbst. Dass dieser sich mit seinen mittlerweile 91 Lenzen sehr müde und langsam zeigt, ist wahrlich keine Schande - als Zuschauer sorgt man sich aber desöfteren um den "Gran Torino"-Star, denn der sieht in jeder Minute, in welcher er sich bewegen, in ein Auto steigen oder auch mal einen Fautschlag setzen muss, so aus, als würde er kurz vor einem körperlichen Zusammenbruch stehen. Das hätte man in das Drehbuch einbauen können, doch unternimmt Eastwood keinen Versuch, selbstironisch mit seinem hohen Alter zu spielen, weswegen er langsamer und deutlich kränker wirkt als es seine Rolle eigentlich sein sollte. Und in den schlechtesten Momenten wirkt dies gar unfreiwillig komisch und absurd, wenn die Frauenrollen im Film einem eigentlich sechzigjährigen Cowboy nacheifern und ihn an einer Stelle gar dringend ins Bett bekommen wollen... reden tun sie aber tatsächlich mit einem 91-jährigen Recken, der dafür gar nicht mehr die Kraft zu haben scheint. Eastwood wirkt in diesem Momenten enorm hüftsteif, was auch den Film selbst verlangsamt. Dabei will man dem Star aber nicht böse sein, denn dass er weiterhin die Freude an seinem Beruf hat, ist ihm anzumerken... nur dass er physisch dazu nicht mehr richtig in der Lage ist, fällt umso mehr auf.
Das ist im Mittelteil durchaus gewollt und die Szenen in einem kleinen mexikanischen Dorf, in welchem Mike und sein junger Gefährte unterkommen, gefallen gerade aufgrund dieser Entschleunigung und der kleinen, familiären Weisheiten, die hier thematisch fokussiert werden. Es ist aber nicht so, dass "Cry Macho" dadurch interessant werden würde, denn die hier aufgebauten Konflikte und gesellschaftlichen Themen hat Eastwood in seiner filmischen Vergangenheit nicht nur schon mehrfach durchgekaut, sondern war damals auch wesentlich kerniger, mutiger und origineller. So wirkt also auch dieser Part wie aus der Zeit gefallen, was in gewissen Momenten aber mit dem nostalgischen Charme aufgefangen wird. Gegen Ende spürt man, dass Eastwood vielleicht auch gar keine Kraft mehr hatte, die Konflikte ordentlich auszuspielen oder es mangelt auch dem jungen Schauspieler an seiner Seite an wirklicher Ausdrucksstärke. Die Streitereien, die beide Parteien gegen Ende an den Tag legen, werden jedenfalls arg schwach aufgelöst, weswegen "Cry Macho" selbst während seines Showdowns weder echte Spannung noch herzliche Dramatik entwickeln kann.
Fazit: Ein Film, der bereits vor ungefähr 45 Jahren hätte gemacht werden sollen, hält heute nicht mehr stand - die Geschichte wirkt lahmend und wie ein altes Versatzstück, der Hauptdarsteller ist mittlerweile deutlich zu alt für solcherlei. Der nostalgische Charme und einige nette dialoge mögen die Hardcore-Fans noch ansprechen, ansonsten ist dieses Eastwood-Drama aber leider ziemlich zermürbt.
Note: 4
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