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The Eyes of Tammy Faye

Während eines Bibelkurses lernt die gläubige Tammy Faye (Jessica Chastain) in den 50er-Jahren ihren zukünftigen Ehemann Jim Bakker (Andrew Garfield) kennen. Bakker wird bald in seinen Kreisen zu einem angesehenen Prediger, während sich Tammy auf kreatives Puppenspiel versteht - dabei möchte sie den Kindern ihre Liebe zu Gott nahebringen. Schon bald erhält das gläubige Ehepaar die Chance zu einer Fernsehkarriere und hieven ihren Sender als ungemein erfolgreiche Fernsehprediger zu einem nationalen Über-Erfolg. Doch hinter dem Glitzer und Glamour der Gottesanbetung scheint die Fassade zu bröckeln, da besonders Jim die Spendengelder der Zuschauer dazu benutzt, sich und seiner Familie ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen... was zum baldigen Abstieg beider beiträgt.

Während dem ersten Viertel dieses zweifach oscarnominierten, in Deutschland jedoch "nur" als Star-Original auf dem Streamingdienst Disney Plus erschienenen Drama war ich mehrfach kurz davor, abzuschalten, da es mir so gut wie unmöglich war, an die beiden Hauptfiguren anzudocken. Sowohl Jim als auch Tammy Faye werden in der ersten halben Stunde so plakativ als bibelverrückte Narren gezeichnet, dass die clowneske Überzeichnung von "The Big Sick"-Regisseur Michael Showalter zwar durchgehend rüberkommt (und etwas anderes wäre bei diesen Protagonisten auch kaum möglich gewesen), aber auch ein enormes Nervpotenzial mit sich bringt. Denn bei all den überzogenen Albernheiten stellt sich alsbald die Frage, ob das nun wirklich zwei Stunden mit allerhand Lächerlichkeiten weitergehen soll... und wann dies das Nervenkostüm des Publikums zu arg strapaziert. In kunterbunten Bildern und mit vollkommen überzogenen Performances findet Showalter zwar passende Comedy-Momente zum munteren Fremdschämen, aber keinen echten Bogen, der die Geschichte der beiden verrückten Fernsehprediger darüber hinaus interessant macht.
Gibt man "The Eyes of Tammy Faye" aber darüber hinaus eine Chance, dürfte man erstaunt sein, wie sehr sich der Film mit fortschreitender Laufzeit bessert. Dass die Geschichte alsbald auch hinter die bunte Make-Up-Fassade blicken würde, kommt nicht überraschend, doch dass es ihr nach diesem anstrengenden Einstieg auch gelingt, dies nahbar und bewegend zu halten, ist mehr als erfreulich. Zwar bleiben beide Hauptfiguren auch nach dem Rollen des Abspanns noch ein Mysterium, denn wo bei beiden die Liebe zu Gott und Jesus beginnt und wo sie aufhört, ob sie wirklich an all das glauben oder sich eben doch haben verführen lassen von Geld, Macht und Reichtum... da bleibt das Drehbuch schlichtweg zu unklar, weswegen es auch schwerfällt, Verständnis für die Titelfigur aufzubringen. Die Inszenierung des Regisseurs agiert dabei recht manipulativ, aber immer wieder auch treffsicher, wenn in kleinen, feinen Szenen ein Blick in die "wahre" Gefühlswelt der Tammy Faye stattfindet. Auch hier erzählt der Film im Kern nichts Neues, sondern rollt im Grunde nur die Geschichte des raschen Aufstiegs und unvermeidlichen Falls zweier diskutabler Fernsehlegenden neu auf. Es lässt sich aber auch nicht verhehlen, dass genau dieser Abstieg ab dem zweiten Drittel des Films spannender, origineller und flotter erzählt wird als es zuvor den Anschein machte.
Da darf man dann auch nach anfänglicher Skepsis die oscarnominierte Jessica Chastain loben, die der Titelfigur nach anfänglicher Eingewöhnungsphase einen passenden Nährboden gibt. Anfangs vermutet man, dass die Academy den "Molly's Game"-Star einzig und allein aufgrund ihres Mutes zur Hässlichkeit und ihrer erschreckenden Wandelfähigkeit für den begehrten Goldjungen nominiert hätte. Doch mit der Zeit offenbart Chastain erstaunliche Gefühlswandlungen und ist daher hauptverantwortlich dafür, dass der Blick hinter die Kulissen dieser Fernsehshow und hinein in die emotionale Welt der Star-Predigerin so schnörkellos funktioniert. Ihr gegenüber hat "The Social Network"-Starc Andrew Garfield zwar weitaus weniger Gelegenheiten, um so richtig zu glänzen, da seine Figur deutlich funktionaler und auch eindimensionaler angelegt ist. Wirkliche Glaubwürdigkeit kann er, auch wenn er mit Make-Up und digitalen Nachhilfen eher schlecht als recht altert, aber niemals vorbringen - er wirkt in seiner Rolle stets eher hektisch als real und geht einem, trotz gewollter Unsympathie, mit seinen überzogenen Manirismen, recht bald auf die Nerven.

Fazit: Ein zweischneidiges Schwert von einer Biografie, die ungemein anstrengend und überzeichnet beginnt, um mit der Zeit recht sinnig und treffsicher hinter die kunterbunte Kulissen der supergläubigen Fernsehprediger zu blicken. Das hätte man auch leiser und damit gefühlvoller erzählen können, doch die erwartete Bauchlandung bleibt nach der ersten halben Stunde erstaunlicherweise komplett aus.

Note: 3



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