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Rambo

Nahe der Kleinstadt Hope sucht der ehemalige Vietnam-Veteran John Rambo (Sylvester Stallone) nach dem letzten Überlebenden seiner Elite-Einheit, gerät dort jedoch mit dem Gesetz und insbesondere dem feindlich gesinnten Sheriff Will Teasle (Brian Dennehy) in Konflikt. Als Rambo sich einer Festnahme verweigert und mit Gewalt flieht, jagen Teasle und seine Kollegen den Kriegsveteran bis in ein Waldstück hinein, wobei sie auch Waffen einsetzen. Rambo wehrt sich deswegen und verschanzt sich zwischen den Bäumen, was einen wahren Kleinkrieg zwischen den Polizisten und dem einsamen Wolf nach sich zieht...

"Rambo" wurde das Synonym eines raubeinigen, gefährlichen und brutalen Mannes, der mit Waffengewalt alles niedermacht, was sich gegen ihn stellt. Diese Eigenschaft, die wohl eher durch die späteren Fortsetzungen gefestigt wurde, wird seither auf die gesamte Filmreihe gemünzt. Deswegen wird wohl auch der erste Teil, wider besseren Wissens, zuvorderst als knallharter Actionfilm angesehen. Täte man dies immer noch, wäre es wohl einer der flachsten und dümmsten Filme seines Genres, denn würde man "Rambo" allein auf sein Actionvehikel und auf den Plot reduzieren, bliebe davon auf reiner Handlungsebene wenig bis gar nichts übrig. Der knallharte Kampf zwischen einem Kriegsveteran, der all seine Erfahrungen im Kampf einsetzt, und den tumben Polizisten, die den flüchtigen "Verbrecher" bis aufs Blut jagen, hätte in dieser Form keinerlei Zwischenzeilen, was den moralischen Konflikt beider Parteien absolut nichtig macht.
Aber man kann und sollte natürlich zwischen den Zeilen lesen und was im Monolog am Ende des Films eindeutig charakterisiert wird, fällt auch vorher auf. Denn obwohl es an allen Ecken und Enden knallt und "Rambo" als Kultklassiker seines Genres inszenatorisch Maßstäbe setzte, ist es vor allem eine Abhandlung mit dem damaligen Umgang von Kriegsheimkehrern. Mit provokanten Worten, wenn auch mit deutlicher filmischer Überzeichnung, zeigt der Film auf, was auf sie in ihrer Heimat wartet und mit welchen Dämonen sie sich herumschlagen, nachdem sie auf der anderen Seite der Welt das Grauen erlebt haben. Sicher, Klassiker wie "Apocalypse Now" haben sich dieses Themas auch schon deutlich differenzierter und psychologisch wertvoller angenommen, doch nachwirken tut dieser Film dennoch, da er seine schier amoklaufende Hauptfigur einerseits als gnadenlosen Killer, andererseits auch als verlorenen Mann zeichnet, der zwischen den Grauzonen als Bösewicht und Held festhängt - eine ambivalente Figur, die in diesem ersten Teil noch nicht der kaltblütige Actionheld ist, der einfach alles wegfegt, weil er es eben irgendwie kann.
Auch mit dieser psyhcologischen Tiefe bleiben einzelne Aspekte des Films zwar merkwürdig unrund. So sind Rambos Gegner auch innerhalb dieses Konflikts kaum mehr als tumbe Gesellen, die beinahe völlig ohne Grund alles auffahren, was die dörfliche Polizei zu bieten hat. Und wenn sie die Titelfigur nach der ersten Flucht mit einem Hubschrauber jagen, um diesen mit einem Gewehr von einer Felswand zu schießen (Rambo hat zu diesem Zeitpunkt im Grunde kaum Gewalt anwendet, sondern höchstens Notwehr walten lassen), dann wirkt das nicht nur übertrieben, sondern bereits unfreiwillig komisch. Eine interessante, wenn auch bisweilen etwas klischeehafte Note erhält "Rambo" durch eine weitere Figur aus Vietnam-Zeiten, die einen neuen, interessanten Blick auf die Figur gewährt. Sylvester Stallone gelang damit, nachdem er eine Zeit lang von den Leinwänden verschwunden war, der Sprung zurück in die A-Liga Hollywoods, wo er sich bis heute befindet. Dabei gelingt ihm rein physisch bereits eine absolut beeindruckende Leistung, die er in kleinen, aber feinen Monologen und ruhigen Szenen durchaus in tieferer Hinsicht ausbauen kann.

Fazit: Als reiner Actionfilm taugt "Rambo" in inszenatorischer Hinsicht, hat aber handlungstechnisch deutliche Schwächen, die ihn beinahe in Richtung eines B-Movies tragen. Durch die clever eingefädelte, wenn auch manchmal etwas zu aggressive psychologische Komponente erhält der Kultfilm jedoch eine tiefere Note, die im Hinblick auf die Figur innerhalb der ganzen Reihe oftmals vergessen wird.

Note: 3+





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