Der zwölfjährige Adam Reed (Walker Scobell) hat es nicht gerade leicht. In der Schule wird er fast durchgehend von anderen Schülern gehänselt und auch der Haussegen zwischen ihm und seiner vollkommen überforderten Mutter Ellie (Jennifer Garner) hängt schief. Der Grund: Adam hat den Tod seines Vaters Louis (Mark Ruffalo) vor rund einem Jahr ebenso wenig wie seine Mutter richtig überwinden können. Als Adam eines Abends alleine zuhause ist, findet er in der nahen Garage einen unbekannten Mann auf - dieser stellt sich nach kurzer Zeit als erwachsene Version Adams (Ryan Reynolds) heraus, der aus dem Jahr 2050 in die Gegenwart zurückgereist ist. Hier hat er eine wichtige Mission und wird gar von zwielichtigen Bösewichtern verfolgt, die ihm seine Sache schwermachen. Da könnte sein zwölfjähriges Ich beinahe eine solide Hilfe sein...
Worum es hier geht ist beinahe völlig irrelevant und daher tat ich mir sogar ein wenig schwer, die Grundzüge der Geschichte, insbesondere des Sci-Fi-Anteils, noch einmal zusammenzutragen. Manch einer mag es den Machern rund um "Nachts im Museum"-Regisseur Shawn Levy als Faulheit auslegen, dass er sich kaum darum bemüht, seinen narrativen Plot irgendwie zu erklären und dabei Plotholes von einer Größe erschafft, die sogar den letzten "Fast & Furious"-Film stolz gemacht hätten. Da "The Adam Project" mit dieser Egal-Haltung aber auch recht ironisch umgeht und darüber hinaus einigermaßen gewitzt und selbstbewusst wirkt, ist das aber auch irgendwie erfrischend. Denn wo viele Blockbuster der letzten Jahre daran scheiterten, ihre Zeitreisen-Vehikel irgendwie zu erklären und sich dabei gnadenlos verhaspelten, macht sich dieser Film darum im Grunde keinerlei Gedanken und zielt einfach auf einen kurzweiligen Spaß ab. Und den kann man mit dem neuesten Netflix-Blockbuster durchaus haben... zumindest mit Abstrichen.
Denn "The Adam Project" liefert zwar alles, was man sich mindestens von einer kurzweiligen Sci-Fi-Komödie erhofft: Spielfreudige Stars, solide Actionszenen und spaßiger Humor. Viel mehr muss es eigentlich gar nicht sein, um das Netflix-Publikum für einen Filmabend locker zu unterhalten. Das reicht dem Film aber offensichtlich nicht so ganz, denn der Dramaanteil ist letztendlich, obwohl er zu einem Werk wie diesem durchaus passen kann, deutlich größer als zuvor erwartet. Das stellt sich dann als zweischneidiges Schwert heraus, dass mal mehr, mal weniger gut schneidet. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die dramatische Vater-Sohn-Sohn-Geschichte, sobald sie denn mal an Fahrt aufgenommen hat, trotz kitschiger Tendenzen durchaus dazu in der Lage ist, mit voller Wucht ins Herz zu treffen, was besonders am sensiblen Spiel von "Avengers"-Star Mark Ruffalo liegt. Jedoch wirkt es auch regelmäßig sehr bemüht, wenn Shawn Levy darüber hinaus auf Teufel komm raus versucht, wirklich jedem Charakter noch ein solches Familiendrama mit auf den Weg zu geben. Was im Falle von Adams Mutter Jennifer Garner noch recht zufriedenstellend gelöst wird, wird dafür der aus "Avatar" bekannten Zoe Saldana zum Verhängnis. Nicht nur fällt ihre Rolle überraschend klein aus, auch wirkt ihr ebenfalls hinzugeschriebener, dramatischer Plot ein wenig wie ein Fremdkörper, der den Film nur unnötig aufbläst und der ganzen Nummer nur noch mehr schwermütige Düsternis aufdrückt.
Ja, gerade im Mittelteil ist "The Adam Project" teilweise nah dran an einer echten Spaßbremse. Aber das muss man ja nicht gleich verteufeln, denn wer (wie ich) in den letzten Jahren ein wenig genervt davon war, dass Ryan Reynolds im Grunde nur noch ohne Variationen seine (zugegeben sehr witzige) "Deadpool"-Numer abzieht, dürfte sich hier freuen, dass er tatsächlich auch abseits seiner rasanten Dialoggefechte mal schauspielerisch gefordert wird. Und dass Herr Reynolds auch die kleinen, feinen Momente beherrscht, das beweist er hier dann zum wiederholten Mal. So versprüht das energiereiche Spiel mit seinem jungen Co-Star Walker Scobell nicht nur eine ganze Menge an Dialog-Feuerwerk, sondern auch viel Herz. Das kann dann zwar nicht darüber hinwegtäuschen, dass "The Adam Project" trotz seiner kompakten 106 Minuten im Mittelteil ordentlich durchhängt, was an der bereits erwähnten Überkompensation zahlreicher, teils überzeichnet inszenierter Mega-Dramen liegt. Und auch der finale Showdown ist ziemlich lasch auf der Brust, was sicherlich auch die Schuld der vollkommen blassen und austauschbaren Schurken ist, die hier wahrlich keinen Blumentopf gewinnen. Wirklich begeistert ist man am Ende also wirklich nicht, kann aber auch nicht verleugnen, dass Netflix hier immer wieder die richtigen Töne trifft... und das manchmal auf eine Art und Weise, die man von einem Film wie diesen wirklich nicht erwartet hätte.
Fazit: Gerade auf den teilweise aggressiv im Mittelpunkt stehenden Drama-Elementen von "The Adam Project" zeigt sich, dass dies hier mehr als nur ein weiteres Reynolds-Spaß-Vehikel ist. Diese manchmal düsteren und schwermütigen Elemente nehmen sehr oft aber auch den kurzweiligen Spaß raus und können trotzdem nicht die Banalität der Handlung übertünchen.
Note: 3-
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