Hals über Kopf flüchtet die drogensüchtige Darby (Havana Rose Liu) aus einer Entzugsklinik, nachdem sie darüber informiert wurde, dass ihre Mutter mit einem gefährlichen Hirnaneurysma ins Krankenhaus gebracht wurde. Auf dem Weg muss sie aufgrund eines gefährlichen Schneesturmes jedoch Halt in einem Informationszentrum machen. Dort soll sie die Nacht über auf das Ende des Blizzards warten und die Zeit mit vier Fremden totschlagen, die ebenfalls wegen des Sturmes dort festsitzen. Als Darby versucht, auf dem Gelände des Zentrums ein Handysignal zu erhaschen, entdeckt sie in einem dort geparkten Van ein kleines Mädchen (Mila Harris) - gefesselt und geknebelt. Da ein Befreiungsversuch scheitert, versucht Darby auf eigene Faust herauszufinden, wer der Täter ist - jeder der vier Anwesenden könnte es sein...
Eigentlich war für den Horror-Thriller "No Exit" ein breiter Kinostart geplant, doch schließlich entschied sich Disney dazu, den Film direkt auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney Plus als Star-Original zu vermarkten. Das ist an und für sich nicht die schlechteste Entscheidung, zumindest wenn man an kommerzielle Beweggründe denkt. An den Kinokassen wäre der Film angesichts der größeren Konkurrenz und des weiterhin etwas zögerlichen Publikums wahrscheinlich untergegangen - auch da es ihm an originellen Ideen fehlt, die Zuschauer wahrscheinlich zur Lösung eines Tickets bewegt hätten. Für einen lauschigen Streaming-Abend auf dem heimischen Sofa eignet sich "No Exit" dahingehend besser, was die Risiken auch für das Studio 20th Century Fox (die seit einigen Jahren zu Disney gehören) überschaubar gemacht hat. Über rund anderthalb Stunden langweilt Regisseur Damien Power sein Publikum nicht, bietet darüber hinaus aber auch wenig, an was man sich anschließend noch erinnern wird.
Das fängt bei der Figurenzeichnung an: Keiner der Charaktere kann sich über seine direkte Zeichnung hinaus wirklich ins Gedächtnis spielen und der Versuch, der Protagonistin über ihre Drogensucht so etwas wie eine persönliche Hürde zu verleihen, ist längst ein alter Hut und wirkt hier dementsprechend oberflächlich und redundant. Auch die restlichen Figuren können wenig Akzente setzen, was man den Schauspielern nicht anlasten mag, denn die verrichten eine solide Arbeit. Besonders wenn sich die einzelnen Charaktere während eines gemeinsamen Kartenspiels gegenseitig belauern und man clever die ersten Manirismen und Eigenschaften der einzelnen Figuren anhand ihrer Spieltaktiken erahnen kann, dürfen "24"-Star Dennis Haysbert und Co. einige schöne Szenen bestimmen. Darüber hinaus wirkt die Inszenierung jedoch recht beliebig. Seinen Schauplatz kann Powers noch einigermaßen stimmungsvoll bebildern, darüber hinaus fehlt es ihm jedoch besonders während der griffigeren Thriller-Momente und bei manch einer Gewaltspitze an wirklich frischen Ideen.
Über solcherlei kreative Mankos täuscht dann das hohe Tempo recht gut hinweg: Auch wenn man die meisten Wendungen vorausahnen kann und besonders das Finale einige Szenen der horrortypischen Art aufbietet, in welchem diverse Charaktere vollkommen blödsinnig handeln, drückt Powers das Gaspedal früh durch und drückt zwischendurch nicht mehr auf die Bremse. Das sorgt dann schon für einige packende Spannungsmomente, wenn sich die Situation zwischen den einzelnen Charakteren sowohl verändert als auch zuspitzt. Von einem atmosphärisch ziemlich dichten Thriller hin zu einem echten Terror-Schocker wandelt sich "No Exit" schließlich, was nicht unbedingt originell, in einzelnen Szenen aber ziemlich spektakulär wirkt. Dabei ist auch die Besetzung von Havana Rose Liu ein Glücksgriff, denn obwohl ihre Darby eher mau gezeichnet ist, kann sich die junge Schauspielerin mit einer starken Ausstrahlung und einigen Szenen von enormer Kraft durchaus vom Rest der Besatzung absetzen - im direkten Vergleich bekommen diese aber auch deutlich weniger starke Momente vom mittelmäßigen Drehbuch serviert.
Fazit: Ein kurzweiliger Thriller, der zwar an schwach gezeichneten Figuren und vorhersehbaren Wendungen krankt, aber mit hohem Tempo und einigen gelungenen Spannungsspitzen entschädigt. Langeweile kommt dabei definitiv keine auf, viel hängen bleibt nach dem Rollen des Abspanns aber auch nicht.
Note: 3-
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