Kevin Lomax (Keanu Reeves) ist ein Staranwalt, der selbst dem größten, kriminellen Abschaum vor Gericht noch einen Freispruch garantiert. Als er von einer großen Anwaltsfirma in New York angeworben wird, scheinen sich für Kevin und seine Frau Mary Ann (Charlize Theron) alle Wünsche zu erfüllen - ein Leben in Saus und Braus ohne finanzielle Sorgen, ein Job mit gigantischem Gehalt und für Kevin die Chance, die Karriereleiter rasant aufzusteigen. John Milton (Al Pacino), der Leiter der Kanzlei, nimmt Kevin sogleich unter seine Fittiche. Doch während Kevin von Ruhm und Glanz geblendet wird, scheint er die Wahrheit nicht mehr zu sehen, denn hinter Miltons freundlicher Miene scheint sich etwas ganz und gar Böses zu verstecken...
Während der ersten Szene schlug mich "Im Auftrag des Teufels" vollends in den Bann - in einer herausragend geschriebenen und inszenierten Sequenz lernen wir Kevin Lomax als nicht unbedingt gewissenlosen, aber durchaus über Opfer gehenden Staranwalt kennen, der sogar ein junges Missbrauchsopfer vor Gericht niedermacht, um seinen Klienten freizuboxen. Nach diesem schwungvollen und intensiven Beginn, der uns Lomax sogleich als ziemliches Arschloch vorstellt, der moralische Grenzen überschreitet, fährt der Film aber auch noch mal einige Schritte zurück. Die Ankunft des jungen Ehepaares in New York und Kevins langsames Einleben in der glanzvollen Kanzlei von John Milton ist zwar atmosphärisch dicht inszeniert und sorgt immer wieder für stimmungsvolle Details, doch zieht sich diese oftmals eher dröge Einführung auch bis beinahe zur Halbzeit. Da werden dann zwar recht clever die Weichen für die zweite Hälfte gelegt, doch da der Film auch in dieser noch über weite Strecken mit gebremstem Schaum fährt, fragt man sich, warum all diese Figuren und Plotvehikel noch unbedingt so gestreckt erzählt werden mussten.
Denn was wirklich hinter Milton und seiner Kanzlei steckt, das kann man sich schon sehr früh sehr genau ausmalen, wenn auch nicht all die Hintergründe, die im weiteren Verlauf noch enthüllt werden. Dementsprechend hätten es zwanzig Minuten und die Entschlackung einiger Handlungsstränge (so zum Beispiel der Fall um den potenziellen Mehrfachmörder Alexander Cullen) auch getan, da "Im Auftrag des Teufels" beinahe über seine komplette Laufzeit ein beträchtliches Tempoproblem hat. Es wird immer wieder sehr spannend und "Ray"-Regisseur Taylor Hackford zieht die Schrauben immer wieder beträchtlich an - doch der Payback all dieser Einleitungen erreicht uns erst in einem als solches auch eher mauen Finale, welches keinen sonderlich erhellenden Eindruck hinterlässt. Immerhin spielt Hackford mehrfach clever mit den Erwartungen der Zuschauer und die einzelnen Schauerszenen mit teilweise grausam guten Maskeneffekten wirken wirklich gruselig. Getragen von einem orchestralen, unheimlichen Soundtrack entsteht immer wieder eine gewisse Horrorstimmung, die durchaus Gänsehaut verursachen kann. Dazwischen herrscht dann in dem etwas wirren Skript, welches sich die Erzählung der Geschichte deutlich schwerer macht als sie sein müsste, aber auch viel Leerlauf.
Über diese Längen können die Darsteller*innen immerhin gut hinwegtrösten. Dass "Der Pate"-Star Al Pacino seine Sache als teuflischer Kanzleichef dabei hervorragend machen würde, stand außer Frage und seine langen Monologe sind immer wieder kleine Highlights. Wesentlich stärker, weil als solche doch überraschender, bleibt aber die Performance von Keanu Reeves in Erinnerung, der schon in der besagten ersten Szene mit bemerkenswertem Feuer auftritt und auch im weiteren Lauf mit enormer Präsenz beeindruckt. Eine Überraschung ist indes auch Charlize Theron, denn wo diese zu Beginn noch als schwach geschriebene Ehefrau-Figur wenig zu tun hat, erreicht sie in späteren Szenen eine Intensität, mit welcher man in diesem Film nicht mehr gerechnet hat. Dieses Trio aus Hollywood-Stars spielt sich sehr passend die Bälle zu und hatte augenscheinlich viel Spaß an den Dialogzeilen, mit denen sie spielerisch und charmant umgehen. Dabei wagt "Im Auftrag des Teufels" immer wieder auch den Pfad weg vom Mainstream zu betreten und konfrontiert den Zuschauer mit unangenehmen, teils drastischen Szenen, die durchaus nachwirken können.
Fazit: Umständlich erzählt, gut zwanzig Minuten zu lang und im Finale leidlich blass - es gibt einiges, was man an diesem Film bemängeln kann. Trotz echter Schwierigkeiten in der Dramaturgie hatte Taylor Hackford aber genug clevere Ideen, um mit einer atmosphärischen Inszenierung und einigen echten Schockern zu unterhalten.
Note: 3
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