Direkt zum Hauptbereich

Rambo: Last Blood

John Rambo (Sylvester Stallone) lebt seit mehreren Jahren auf der Farm seiner verstorbenen Eltern und kümmert sich gemeinsam mit der Haushälterin seiner Eltern, Maria Beltran (Adriana Barraza) und ihrer Tochter Gabrielle (Yvette Monreal) liebevoll um das Stückchen Land. Die Beziehung zwischen John und Gabrielle ist dabei über die Jahre sehr innig und familiär geworden, weswegen bei dem ehemaligen Vietnam-Soldaten alle Alarmglocken klingeln, als er erfährt, dass die Teenagerin Hals über Kopf nach Mexiko aufgebrochen ist. Dort möchte sie ihren echten Vater Miguel (Marco de la O) finden, kehrt jedoch nicht mehr zurück. Rambo reist ihr nach und gerät auf die Spur eines kriminellen Rings, in dessen Fänge Gabrielle geraten sein könnte...

Nun aber wirklich die letzte Runde und diesmal nicht noch mehr vom immer Gleichen. Elf Jahre nach der letzten Fortsetzung kehrt John Rambo in "Last Blood" zu seinem offensichtlich letzten Einsatz zurück und diesmal haben die Macher (darunter Produzent Stallone selbst) auch daran gedacht, nicht nur von sich selbst zu kopieren. Denn wo die letzten drei Filme der Reihe im Grunde allesamt nur voneinander abkopiert waren und dramaturgisch und inszenatorisch stets das gleiche Szenario lieferten, ohne sich auch nur im entferntesten zu wandeln, so probiert man im finalen Film doch noch ein anderes Konzept aus. Dieses ist definitiv auch nicht neu, aber immerhin innerhalb der Reihe noch ungenutzt: Diesmal begibt sich John Rambo nicht in ein Kriegsgebiet, um Unschuldige zu schützen, sondern führt eine eigene, sehr persönliche Rachemission an, die daraufhin deutliche Motive von Actionkrachern wie "96 Hours" oder "The Equalizer" ins Feld führt. Das wirkt dann deutlich moderner als die letzten Filme, weswegen erst einmal löblich zu erwähnen ist, dass man hier nicht nur mit Nostalgiewerten spielen, sondern auch ein wenig mit der Zeit gehen wollte. Dass alle Versatzstücke von "Last Blood" ebenfalls leidlich bekannt sind, spielt da im Grunde nur eine untergeordnete Rolle.
Fans müssen sich aber tatsächlich relativ lange gedulden, bis sie den alten Rambo wieder in bekannter Form genießen dürfen, da der Film erstaunlich viel Zeit darauf verwendet, die neue Ausgangssituation und schließlich auch das Rache-Motiv aufzustellen. Das ist insofern erst einmal löblich, allerdings kommen die stark im Fokus stehenden Drama-Elemente dank der schwachen Inszenierung, mauer Dialoge und unzureichender, weil arg klischeehafter Charakterzeichnungen auch ziemlich schwachbrüstig daher. Die Macher versuchen den Zuschauern mit aller Macht eine emotionale Beteiligung am Geschehen einzuflößen und es ist auch kaum zu diskutieren, das dies immer wieder gelingt. Letztendlich braucht "Last Blood" in der ansonsten ziemlich vorhersehbar dahinlaufenden Handlung dann doch viel zu lange, um wirklich Gas geben zu können und unternimmt unterwegs einige Abstecher, die Potenzial dargeboten hätten, am Ende aber doch unnütz erscheinen. So wird ein Drama um Gabriellas Vater aufgemacht, welches letztendlich so nichtssagend hinfortgeschoben wird, dass man sich ein wenig verschaukelt vorkommen kann. Auch der Auftritt eines hilfreichen, weiblichen Sidekicks bringt sowohl der Handlung als auch der Hauptfigur schlussendlich wenig, weswegen man sich fragt, wieso sich der Film so intensiv mit diversen Nebenfiguren aufhalten will.
Der große Showdown bietet dann aber definitiv das, was sich alle "Rambo"-Fans erwarten durften und entschädigt dementsprechend für vorherige Story-Kalkülen. Ob man es nun obercool oder auch ein wenig lächerlich findet, wenn der wortkarge Vietnam-Veteran ganz "Home Alone"-mäßig ein gesamtes Gelände mit tödlichen Fallen drapiert, in welche die bösen Buben wie verirrte Hühner dann auch nach und nach hineinwatscheln - inszenatorisch feuert der Film dort dann aus allen Rohren. In teilweise extrem drastischer und enorm schneller Brutalität wird hier geschnetzelt, zerschossen und gehackt, bis die Prüfstelle anklopft. Das ist dann, gerade im Kontrast zu den ruhigen Familiendramen des ersten Drittels, vollkommen over the top und entbehrt jeglicher Logik, macht aber trotzdem eine mörderische Laune, wenn man an solcherlei überzogenen, filmischen Massakern denn seine Freude hat. Dass dürften unter den "Rambo"-Fans aber sicherlich die meisten sein, weswegen diese die letzten zwanzig Minuten ordentlich abfeiern dürften. Sylvester Stallone selbst liefert in der Hauptrolle dann aber deutlich weniger Energie ab als in seinen letzten "Creed"-Filmen, wirkt müder und ausgelaugter. Je nach Blickpunkt mag man dies angesichts der Ausgangssituation der Geschichte als passend oder Stallones Darstellung als blass empfinden.

Fazit: Mit "Last Blood" wird nicht nur die beste Fortsetzung der gesamten "Rambo"-Reihe, sondern auch ein sehr solider Abschluss des Franchise abgeliefert. Die neuen Wege sind zwar nur innerhalb der Reihe neu und ansonsten arg altbekannt und auch die Dramaelemente funktionieren nur auf der Behauptungsebene. Wenn Rambo dann allerdings im Sattel sitzt, dürfen sich Fans an einer Menge erfreuen, was sie an der Kultfigur schätzen - starke Mägen vorausgesetzt.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se