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Nightmare Alley (2021)

1947: Auf der Flucht vor seiner Vergangenheit landet Stanton Carlisle (Bradley Cooper), ziellos und auf der Flucht, auf einem durchs Land ziehenden Jahrmarkt. Durch reine Kraftarbeiten kann er schließlich Kontakte zu den dortigen Gauklern knüpfen und sich mit seinen kreativen Ideen und seiner großen Begeisterung für das Mentale gar einen Rang aufbauen. Dabei verliebt er sich in die Bühnenkünstlerin Molly Cahill (Rooney Mara) und wird von dem alkoholkranken Mentalisten Pete Krumbein (David Strathairn) in seine Tricks eingewiesen. Diese will Carlisle nutzen, um sich eine eigene Nummer auf den Leib zu schreiben. Durch seine späteren Auftritte bringt er sich letztendlich aber auch in Gefahr und agiert immer skrupelloser, um sich einen echten Namen zu machen...

Zu Beginn ist man noch völlig begeistert von "Nightmare Alley", wenn wir durch den prachtvoll bebilderten Jahrmarkt geführt werden. Durch die Augen des zögerlichen Carlisle entdecken wir an jeder Ecke eine neue Kuriosität, tauchen in den düsteren und oftmals auch dreckigen Alltag der Gaukler und Scharlatane ein. Das fühlt sich dann schon nach einer echten Del-Toro-Welt an - einem Szenario wie gemacht für den "Hellboy"-Regisseur, wenn er mit allerlei Merkwürdigkeiten und Tricks aufwarten kann. Umso enttäuschter dürften die Zuschauer jedoch nach rund einer Stunde sein, wenn sie merken, dass die Geschichte, die Del Toro um sein atmosphärisch dichtes Treiben gestrickt hat, ebenso simpel wie banal ist. Aufstieg und Fall eines berühmten Tricksters sozusagen und daher nichts, was wir nicht anderswo schon mehrfach und auch besser gesehen haben. Es ist schon erstaunlich, wie wenig Originelles er diesem Stoff abverlangt... obwohl das Setting genau das hergegeben hätte.
Nun geht Del Toro aber vollkommen weg von den horrormäßigen Fantasy-Manirismen, die schon in seinem Meisterwerk "Pans Labyrinth" oder dem oscarprämierten "Shape of Water" nicht mehr das Zünglein an der Waage waren und hier nun vollkommen zum austauschbaren Nebenschauplatz degradiert werden. Er interessiert sich für die Tricks eines abgeklärten und moralisch verwerflich agierenden Mannes - und diese Geschichte zerfasert besonders im erschreckend langatmigen Mittelteil so sehr, dass das Interesse des Zuschauers rasch schwinden könnte. Die enorm breite Erzählweise, die durch etliche Längen und sich im Kreis drehende Dialoge schließlich auf eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden kommt, hängt erschreckend oft durch und möchte eine sehr simple Geschichte durch allerlei Getrickse und optisch herausragende Setdesigns bemerkenswert aufplustern. Diese Langwierigkeit kann Del Toro im ersten Drittel noch sehr passend abfedern, wenn er mit atmosphärischer Dichte sein Jahrmarkt-Setting erkundet, allerlei interessante Figuren auffährt und Abwechslung in die Szenerie bringen kann. Im weiteren Verlauf des Films verliert er aber nicht nur eben jenes Setting, sondern dadurch auch das Einzige, was "Nightmare Alley" irgendwie interessant gemacht hat.
Die Geschichte selbst verläuft nämlich weitestgehend überraschungsarm, gerät gegen Ende sogar in die Falle eines überspitzten Showdowns, der sehr schnell eskaliert, was im krassen Kontrast zu den langsam aufgebauten Konflikten gerät. Auch von der prominent besetzten Riege aus Nebendarsteller*innen bekommt man zu wenig zu sehen: Willem Dafoe, Toni Collette und David Strathairn leisten in ihren wenigen Szenen Großes, werden darüber hinaus aber viel zu wenig genutzt. Über den Rest des Casts lässt sich nichts Schlechtes sagen, weswegen man ihnen durchaus ein besseres, konzentrierteres und originelleres Drehbuch gewünscht hätte. Einzig "Aviator"-Star Cate Blanchett fällt durch ihre dick aufgetragene mystische Ader ein wenig negativ auf, der Rest verrichtet aber starken Dienst - über die brillante Rooney Mara bis hin zum sowieso immer guten Richard Jenkins weiß die Star-Armada zu begeistern. Das gilt selbstverständlich auch für "The Mule"-Star Bradley Cooper, der schon in den ersten fünfzehn Minuten, in denen er kein einziges Wort von sich gibt, vollends zu begeistern weiß. Dass der von ihm gespielte Stanton Carlisle leider keine besonders interessante Figur ist, dieser aber eine solch breit erzählte Geschichte zugeteilt wird, dafür kann Cooper nichts, weswegen seine Performance bisweilen dazu in der Lage ist, über eklatante Längen hinwegzutäuschen.

Fazit: Ein herrliches Setting, welches innerhalb der erstaunlich banalen und absurd in die Länge gezogenen Geschichte viel zu selten genutzt wird, ist das Highlight von "Nightmare Alley". Darüber hinaus kann der langwierige Film, der arg zerfasert und unnötig breit erzählt wird, höchstens durch seine starken Darsteller überzeugen, die bisweilen über die hübsch anzusehende Langeweile hinwegtrösten.

Note: 3-



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