Die junge Violet Sanford (Piper Perabo) hat einen großen Traum: Sie möchte eine berühmte Songwriterin werden. Um ihren Traum zu verwirklichen, zieht sie in die Großstadt New York City und erhofft sich dort, einen Fuß bei berühmten Managern in die Tür zu kriegen. Tatsächlich sieht die Realität jedoch anders aus - keines der Labels möchte sich auch nur ihre Bänder anhören. Ihre letzte Chance sieht Violet, als sie einen Job in einer berühmten Szene-Bar erhält, wo die Kellnerinnen den Gästen eine wahnsinnige Show liefern, sowohl tänzerisch als auch gesanglich. Violet erhofft sich davon nicht nur ein aufregendes Nachtleben, sondern auch ein Sprungbrett. Und dann lernt sie auch noch den charmanten Kevin O'Donnell (Adam Garcia) kennen, der mit einer gemeinen Lüge erst keinen guten Eindruck erweckt, dann jedoch drauf und dran ist, Violets Herz zu erobern...
Was "Coyote Ugly" schon früh richtig gut macht, ist das hektische Leben in New York City und die Großstadt selbst in atmosphärische Bilder zu packen. Das ständige Hupen von Autos, dreckige Appartements, schräge Persönlichkeiten auf den Straßen und dennoch eine Spur von Herzlichkeit, von rustikalem Charme und ständiger Bewegung - Regisseur David McNally, der von dem Star-Produzenten Jerry Bruckheimer persönlich entdeckt wurde, findet immer wieder passende Bilder, um der Stadt Leben einzuhauchen. So wirkt der Film dann auch in seinen standardisierten Plotmustern fast jederzeit glaubwürdig, weil er ein gutes Auge für die Gegebenheiten dieser Stadt besitzt. Auch die wilden Partys innerhalb der titelgebenden Bar, die auch leicht ins Überzeichnete hätten abdriften können, wirken realistisch und atmosphärisch. Da rechnet es sich, dass McNally und Bruckheimer den Hauptschauplatz des Films nach einer echten Bar-Kette anlegten, die es so in der Stadt der Engel tatsächlich gibt.
Der Rest des Films ist in seinen Plotmustern allerdings frei erfunden und reißt dabei an keiner Stelle Bäume aus. Die Konflikte kennt man aus dem kleinen Einmaleins des Genres und weder haben sie dabei wirklich Gravitas noch sind sie in irgendeiner Art und Weise überraschend aufgezogen. Besonders die zentrale Liebesgeschichte, die mit einem sanften Kennenlernen, plötzlich aufkeimenden Gefühlen und natürlich auch mit einem großen, zwischenzeitlichen Streit gesegnet ist, wirkt vollkommen banal. Das trifft dann übrigens auch auf den zentralen Konflikt zu, der Violet beinahe die Träume vergessen lässt, wegen welchen sie nach New York gezogen ist - wegen einer ausufernden Party lässt sie dabei die Chance liegen, endlich mit ihrer Musik aufzutreten. "Coyote Ugly" braucht diesen Konflikt zwar für seine Handlung, findet aber keinen wirklich glaubwürdigen Weg, diesen auch an den Zuschauer heranzutragen. Dabei gibt der Film aber auch niemals vor, irgendeinen höheren Anspruch erreichen zu wollen: Es ist eine altbekannte Geschichte, manchmal recht einfallslos geschrieben, aber sie findet immerhin in einem lebendigen, energetischen Setting statt.
"Im Dutzend Billiger"-Star Piper Perabo fällt dabei die Aufgabe zu, den Film auf ihren Schultern zu tragen - eine Aufgabe, der sie nicht immer gewachsen ist. Sie agiert sicherlich nicht gänzlich ohne Charme, doch in Sachen Energie und Ausstrahlung wird ihr von ihren Kolleginnen (unter anderem Maria Bello und Bridget Moynahan) klar die Schau gestohlen. Das verwundert aber auch nicht, da Perabo's Violet viel zu sehr als schüchterne Träumerin eingeführt wird, um im Nachhinein noch großartig andere Akzente zu setzen - und wenn, wirken diese relativ aufgesetzt. Immerhin erweist sich, allerdings nicht ganz überraschend, der unter anderem aus "The Big Lebowski" bekannte John Goodman als echter Szenendieb. Wenn der nämlich als grummeliger Vater, der aus Sorge um seiner Tochter immer wieder das Pfefferspray erwähnt, welches er ihr geschenkt hat ("Auch wenn du dir nicht sicher bist, sprüh einfach!"), dann bringt er dies mit solch einem herrlich trockenen Humor rüber, dass man an diesem Charakter nur seine wahre Freude haben kann.
Fazit: In seinem Handlungsgerüst klischeehaft und lauwarm, aber das energiegeladene Setting kann dennoch viel Freude versprühen. Mit etwas mehr Mühe in der Charakterzeichnung hätte hier noch ein deutlich spaßigerer Ausflug in die wilden Cocktailbars New Yorks herausspringen können.
Note: 3
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