Sieben Monate sind vergangen, seit der fünfköpfigen Familie Robinson die Flucht von einem gefährlichen Planeten gelungen ist und sie anschließend von einem mysteriösen Portal verschluckt worden sind. In dieser Zeit sind sie auf einem gänzlich anderen Planeten gestrandet und haben dort ihr Lager aufgeschlagen, da eine Flucht unmöglich scheint. Während sich Vater John (Toby Stephens) mit einem Leben in dieser Welt abgefunden hat, wettert seine Frau Maureen (Molly Parker) dagegen - sie möchte für ihre Kinder Will (Maxwell Jenkins), Judy (Taylor Russell McKenzie) und Penny (Mina Sundwall) ein anderes Leben als die Einsamkeit dieser gefährlichen Einöde. Nach einem prekären Zwischenfall wagt die Familie schließlich die Flucht über das Meer, mit der mutigen Unterstützung des Mechanikers Don (Ignacio Serricchio)... und auch der Verräterin unter dem falschen Namen "Dr. Smith" (Parker Posey).
Im direkten Vergleich mit der ersten Staffel hat die zweite Season der Sci-Fi-Show "Lost in Space" etwas weniger Überraschungen und auch etwas weniger Staunen zu bieten. Das liegt aber nicht daran, dass die Macher hier weniger Spektakel auffahren würden, ganz im Gegenteil. Schon die erste Folge legt mit einer visuell beeindruckenden Segelfahrt los, die über gigantische Fluten und unter wahnwitzigen Blitzgewittern viel fürs Auge bietet. Und in den folgenden zehn Episoden erleben die Hauptfiguren rund um die Familie Robinson stets mindestens ein großes Abenteuer pro Folge. Die Macher schießen dabei mit grandiosen Effekten und einer butterweichen Inszenierung aus wahrhaft allen Rohren, wobei sich "Lost in Space" visuell längst nicht mehr hinter superteuren Serien-Blockbustern wie "Game of Thrones" oder "The Expanse" verstecken muss. Bei so viel Spektakel bleibt aber auch deutlich weniger Zeit für ruhige Momente und Atempausen, die sich ein wenig mit den Charakteren beschäftigen, weswegen die (diesmal auch deutlich kürzeren) zehn Episoden zwar wie im Fluge vergehen, aber auch deutlich weniger hängenbleibt.
Das liegt zum einen daran, dass man sich an die Dramaturgie der Serie mittlerweile gewöhnt hat und sich die Macher mit ihren durchschaubaren Tricks mehr als einmal wiederholen. In beinahe jeder Folge naht dabei ein dramatisches Ereignis, welches einen oder mehrere Hauptfiguren an den Rand des Todes bringt, doch eine Rettung in letzter Sekunde naht dabei fast immer. Das sorgt für pompöse Wiedervereinigungen und auch für manch einen emotionalen Moment, läuft dementsprechend aber fast immer genauso ab, wie man sich das zuvor zusammengereimt hat. Auch fehlt es dieser Staffel über weite Strecken an einem übergeordneten Ziel, sodass viele kleine Abenteuer eher im Fokus stehen als eine große Bedrohung. Diese wird erst in den letzten, dafür wahnsinnig spektakulären Folgen wirklich sichtbar, ist dann aber auch nicht mehr so gelungen wie die Flucht von dem gefährlichen Planeten der ersten Season. Einige Verbesserungen nahm man aber dennoch vor: So weiß Parker Posey als zwiespältige Verräterin zwar noch immer bisweilen zu nerven, fährt ihr überzogenes Chargieren aber deutlich zurück. Auch Sprücheklopferin Penny, gespielt von der charmanten Mina Sundwall, darf diesmal mehr im Fokus agieren und auch wenn einige ihrer Konflikte zu Beginn etwas forciert wirken, finden die Autoren einen wesentlich besseren Zugang zu ihrem Charakter, was sie greifbarer und auch erwachsener macht.
Darüber hinaus hat "Lost in Space 2" natürlich die gleichen Qualitäten wie zuvor zu bieten. Die Figuren bleiben allesamt etwas oberflächlich gehalten, agieren dank spielfreudiger Darsteller aber sehr charmant, sodass man sie allesamt rasch ins Herz schließt. Die galaktischen Bedrohungen sind nicht sonderlich kreativ, aber visuell hervorrragend umgesetzt und der gekonnte Mix aus Humor, Herz und Grusel, der an die kreativen Zeiten eines Steven Spielberg erinnert und sich erneut mehr dem kurzweiligen Abenteuer als dem nächsten großen Serienepos verschreibt, weiß nach wie vor zu unterhalten. Sämtliche Schauspieler sind zudem besser mit ihren Rollen verwachsen, sodass sowohl Mina Sundwall als auch der in der ersten Season noch leidlich blasse Maxwell Jenkins nun deutlichere Akzente setzen können. Dazu kommen einige hübsche Charaktermomente und zumindest die ein oder andere überraschende Wendung, die dafür sorgt, dass keinerlei Längen zu beklagen sind, auch wenn man sich das ein ums andere Mal gewünscht hätte, dass ein für sich stehendes Abenteuer weniger schön gewesen wäre, um stattdessen etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Aber darauf ist diese Serie eigentlich auch nicht aus, weswegen man sich nach dem wirkungsvollen Cliffhanger einfach auf die dritte und abschließende Season freuen sollte.
Fazit: "Lost in Space 2" bleibt aufgrund seiner schlichten Dramaturgie und etwas zu viel visuellem Mega-Spektakel zwar hinter dem Auftakt zurück, liefert aber trotzdem viel fürs Auge, charmante Charaktere, Witz, Herz und allerlei aufregende Ideen, um diese Staffel wie im Flug vergehen zu lassen.
Note: 3+
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