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Doctor Strange in the Multiverse of Madness

Gerade erst hat Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) das Universum vor einem Kollaps durch das Eindringen diverser multiuniverseller Bösewichte gerettet, da droht bereits das nächste Unheil. Die junge America Chavez (Xochitl Gomez), welche die Fähigkeit besitzt, physisch zwischen den einzelnen Universen zu reisen, landet in Strange's Universum. Offenbar versucht jemand, ihr ihre Fähigkeiten zu entreißen, um damit das Multiversum selbst entreißen zu können - schwere Folgen für alle Universen wären die Folge. Wong (Benedict Wong) bringt America in Sicherheit, um sie vor den Angreifern zu schützen, während Strange nach Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) sucht, deren Hilfe er anfragen möchte. Nach den Ereignissen rund um Westview führt diese jedoch ein zurückgezogenes Eigenleben und schmiedet eigene Pläne...

Mindestens bis "Avengers: Endgame" zeigten so ziemlich alle Filme des Marvel Cinematic Universe vergleichbaren Mega-Blockbustern die lange Nase. Zwar lieferten auch diese Filme schon monströse Action und allerlei Getöse, doch standen diese Spektakel immer im Dienste einer cleveren Geschichte und vor allem den überdurchschnittlich gut ausgearbeiteten Charakteren, die über Jahre oder sogar Dekaden weitergezeichnet wurden. Mit dem zweiten Solo-Film des Magiers Doctor Strange haben wir nun aber den ersten Streifen in der langen Filmografie des Marvel Cinematic Universe, bei dem die Argumente manch eines Kritikers, dass diese Filme eben doch immer nur pausenloses Krawumm ohne sinnige Plots liefern würden, so nicht mehr von der Hand zu weisen sind. Tatsächlich steckt in diesem "Multiverse of Madness" wahnsinnig viel drin, eine Idee streift die nächste und die nun schier geöffneten Türen zu den Abenteuern des Multiversums laden die Macher dazu ein, einen verrückten Einfall nach dem anderen abzuhaken. Das geschieht in optisch herausragend inszenierter Weise, mit atemberaubenden Spezialeffekten, knackiger Action und allerlei Eyecatchern. Zum ersten Mal in der Geschichte des Franchise ist die Geschichte, die all diese Erlebnisse bündeln soll, jedoch viel zu soft und kühl, um all das noch zu deckeln und der Film verkommt schon früh zu einem wirren Special-Effects-Gewitter ohne Atempausen und mit ziemlich viel Blödsinn.
Es ist tatsächlich schade, dass sowohl das weiterhin wahnsinnig interessante Konstrukt des Multiversums sowie die eigentlich ziemlich spannende und auch dramatische Grundgeschichte (inklusive einer überraschenden Antagonistin) hier nur noch als Formelblatt für allerlei Action und CGI-Irrsinn herhalten müssen. Der dramatische Untergrund bleibt bei all den Ideen, die sich gegenseitig im Weg stehen, fast vollständig auf der Strecke und macht "Multiverse of Madness" zu einer kühlen Wundertüte, bei der alles Mögliche drinsteckt, der Zuschauer jedoch schon nach einer halben Stunde völlig taubgeschossen wurde. Argumente, die man bislang zum Beispiel Filmen wie der "Transformers"-Reihe nachsagte und dass man Gleiches nun gar über einen Film des MCU sagen muss, spricht Bände darüber, wie kopflos die vierte Phase des Franchise mittlerweile immer noch erscheint. Sogar die Idee des Multiversums, die in "Loki" und "Spider-Man: No Way Home" energetisch und dramatisch eingeführt wurde, verkommt hier zu purem Selbstzweck. Nicht nur, dass wir von den zahlreichen Universen im Grunde fast nichts sehen - auch die Überraschungsauftritte von unerwarteten Figuren sowie die Gesetze anderer Welten verkommen hier zu bloßen Gimmicks, die mal enttäuschend und mal regelrecht lächerlich wirken. Im Vergleich zu dem, was "No Way Home" aus der Verschmelzung filmischer Universen herausgeholt hat, ist das hier nicht nur hinsichtlich des Casts ein laues Lüftchen, sondern auch hinsichtlich der Dramaturgie.
Es wirkt ein wenig so, als hätten die Macher diese an und für sich abstrusen Grundideen, die jedoch mit etwas mehr Köpfchen und Ordnung durchaus das Zeug zu Großem gehabt hätten, nicht richtig verstanden. Vielleicht ist aber auch Sam Raimi nicht der Richtige für den Job: Seine Vergangenheit in knallharten Horror-Klassikern scheint hier zwar immer wieder auf interessante Art durch und sorgt dafür, dass die Inszenierung etwas gröber und düsterer ist als in anderen Marvel-Filmen, doch vergrößert dies das Durcheinander eines ohnehin schon ziemlich unentschlossen daherschlingernden Werks. Da können auch die sympathischen Figuren wenig reißen, da sie hier abseits der tosenden Greenscreen-Action kaum gefordert werden - Benedict Cumberbatch agiert charmant wie eh und je, kann seiner Figur aber auch kaum neue Varianten ablotsen und weitere Nebenfiguren bleiben ohnehin eher Staffage. Neben ihm bleibt auch Newcomerin Xochitl Gomez erstaunlich blass, was aber auch die Schuld des Drehbuchs ist, welches sie eher hastig durch die Handlung schiebt - gegen die wesentlich energetischeren und auch charmanteren Florence Pugh oder Hailee Steinfeld, die kürzlich ihren Einzug ins MCU feierten, kann Gomez jedenfalls keinesfall konkurrieren. Das schauspielerische Licht in diesem Film bleibt definitiv Elizabeth Olsen: Zwar wird auch ihr Plot zugunsten der niemals stillstehenden Reiserei ziemlich ausgebremst, aber immerhin weiß der "Godzilla"-Star mit einer teilweise angsteinflößenden Präsenz durchgehend zu packen.

Fazit: "Multiverse of Madness" ist hoffentlich kein Beispiel für die Zukunft des MCU - völlig überladen, kopflos und ohne Herz stehen sich etliche abstruse Ideen gegenseitig im Weg und schaffen dabei weder eine spannende Geschichte noch eine gelungene Weiterführung der Multiverse-Storyline. Ein Schaulaufen der Verrücktheiten, optisch atemberaubend, aber darunter kühl und nichtssagend.

Note: 4+



Kommentare

  1. Hi bekannt, bin ganz deiner Meinung. Schade um so einen eigentlich tollen Film. Die 4+ ist genau richtig.

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