Direkt zum Hauptbereich

The Strain - Die erste Staffel

Am JFK-Airport landet der Flug 753 aus Berlin und schaltet nach wenigen Minuten all seine Betriebe aus. Es besteht von außen keinerlei Kontakt mehr zu der Crew, den Piloten oder den zweihundert Passagieren. Aus Angst vor einem Terrorakt wird rasch das FBI und auch das Seuchenschutzkommando hinzugezogen, um den mysteriösen Flieger zu untersuchen - zu letzterem gehört auch Dr. Ephraim Goodweather (Corey Stoll), der eigentlich gerade ganz private Sorgen hat. Der mysteriöse Fall soll ihn jedoch noch länger in Anspruch nehmen, denn als herausfindet, dass sich an Bord offensichtlich ein tödlicher und gänzlich neuer Erreger befindet, der seine Wirte völlig verändert, ist an seine Familienkrise kaum mehr zu denken. Zudem muss er seine Aufmerksamkeit auf eine seltsame Holzkiste lenken, die ebenfalls an Bord des Fliegers war und der Grund für den schrecklichen Ausbruch sein könnte...

"The Strain" beginnt als schaurige Mystery-Serie, die sich angenehm viel Zeit lässt, um seine zu Anfang noch etwas undurchschaubare Ausgangssituation zu etablieren. Als Zuschauer dürfen wir Schritt für Schritt dabei zusehen, wie die originellen Mysterien rund um ein "totes" Flugzeug, eine Holzkiste und eine seltsame Krankheit aufgemacht und schließlich aufgelöst werden. Das ist zu diesem Zeitpunkt keine sonderlich meisterhafte Serienarbeit, aber dennoch fast durchweg spannende Unterhaltung ohne all zu viel Tiefgang. Die moralisch langweilig gezeichneten Helden bleiben dabei schon zu Beginn blass, dafür werfen die Autoren aber auch einige ambivalente Nebenfiguren in den Ring, haben ein Händchen für eine gewisse Horror-Stimmung und lassen den Schrecken langsam und dementsprechend zielführend ausbreiten. Diese atmosphärische Stimmung geht aber relativ schnell verloren, wenn die Serie ihre eigentliche Grundprämisse erreicht und wir als Zuschauer irgendwann wissen, wie der Hase läuft. Zu diesem Zeitpunkt wandelt sich "The Strain" in eben die Vampir-Schau, die eigentlich geplant war und verliert als klischeehafte Horror-Faselei den Boden unter den Füßen.
Dabei klingt es auf dem Papier ja erst einmal durchaus erfreulich, dass eine Serie das klassische und demenstprechend blutrünstige Vampir-Thema auch endlich wieder als solches auf den Bildschirm bringt, nachdem die "Twilight"-Reihe ab dem Jahr 2009 ja doch für einen gänzlich anderen, ziemlich befremdlichen und schnell totgenudelten Umgang mit den Blutsaugern sorgte. Und Fans der alten Schule dürften sich an den trivialen Klischees auch erfreuen: Hier sind Vampire tatsächlich wieder auf Blut aus, ziehen in Massen durch die Straßen, fürchten Silber und das Sonnenlicht. Aus heutiger Sicht wirken aber nicht nur diese altbekannten Mätzchen ein wenig steif, sondern auch die Inszenierung der Regisseure - gerade in den "großen" Actionszenen fehlt es an jeglicher Dynamik, die kalkweißen Bösewichte agieren unfreiwillig komisch und auch die Vampire selbst lassen sich ziemlich einfach austricksen. Dabei sind die visuellen Effekte im Grunde gelungen genug, doch die Inszenierung der Actionszenen wirkt nahezu müde, weswegen die zahlreichen Duelle zwischen Mensch und Vampir in den schlimmsten Momenten belustigend und in wieder anderen wahnsinnig langweilig daherkommen - "The Strain" ermüdet ab der Halbzeit schnell.
Dabei hat das Vampirthema auch im klassischen Sinne ja durchaus das Zeug für spannende Serienunterhaltung, denn was die ebenfalls schon mehrfach genutzten Zombies in "The Walking Dead" können, sollten die Blutsauger ja auch draufhaben. Im direkten Vergleich mit der wahnsinnig erfolgreichen Zombie-Show fehlt es "The Strain" jedoch sowohl an charmanten Figuren, an einem sinnigen Plot und auch an guten Ideen. Gerade die zweite Staffelhälfte wirkt in ihrer banalen Erzählung unglaublich zerfasert, die zahlreichen Charaktere haben sich schon nach wenigen Folgen im Grunde gar nichts mehr zu sagen. Die furchtbaren Dialoge zeugen von der Oberflächlichkeit, mit welcher die langweiligen Figuren hier durch die sang- und klanglose Handlung geschleift werden. Da hilft es wenig, dass der Bodycount, der in beinahe jeder Folge einen Handlungsträger dahinrafft, den von "The Walking Dead" zu überflügeln vermag, denn um die meisten Charaktere mag man sich angesichts ihrer banalen Zeichnung kaum scheren. Das ist für die Schauspieler natürlich eine traurige Ausgangslage, denn die haben nicht viel mehr zu tun, als irgendwie mit den grölend schlechten Dialogphrasen zu jonglieren. Das führt dazu, dass so ziemlich alle Nebenfiguren schauspielerisch untergehen, während in den Hauptrollen namhafte Stars agieren, die vollkommen verloren und manchmal auch ein wenig verwirrt wirken. In dieser schauspielerisch weitestgehend unterdurchschnittlichen Besetzung müssen dann sogar "Game of Thrones"-Star David Bradley, der hier sehr müde wirkt, und der aus "Lost" bekannte Kevin Durand als tumber Klischee-Russe unangenehm chargieren.

Fazit: "The Strain" wandelt sich recht schnell von einem soliden Mystery-Thriller zum klischeehaften, unfreiwillig komischen Vampir-Horror. Mit banalen Dialogen, langweiligen Figuren und unmotivierten Schauspieler*innen in einer müden Inszenierung wird der Zuschauer alsbald gelangweilt. Schade, dabei fing die ganze Sache so vielversprechend an.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se