Die großen Karriere-Jahre scheinen für den fünfzigjährigen Stanley Beren (Adam Sandler) längst vorbei zu sein. Seit Jahren sitzt er im Beraterteam einer großen Basketball-Mannschaft der NBA nur noch als Staffage dort, wobei seine Ratschläge zumeist an den Entscheidungsträgern vorbeigehen. Eines Tages entdeckt er jedoch, mehr durch Zufall als aufgrund einer wirklichen Suche, in Spanien den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Bo Cruz (Juancho Hernangomez) und glaubt mit dem charmanten Riesen das fehlende Puzzlestück für das Team gefunden zu haben. Beren's Vorgesetzter Vince Merrick (Ben Foster) will das neue Talent jedoch nicht haben, was Beren gegen den Strich geht. Entgegen der Wünsche seines Chefs bringt er Cruz dennoch in die USA, um sein Talent live zu zeigen und dabei alle Probleme zu umgehen, die deswegen auf sie zukommen mögen...
Eigentlich müsste uns Adam Sandler nichts mehr beweisen - zumindest nicht, wenn diese Welt wirklich gerecht zugehen würde. Dass er nämlich viel mehr kann als der Blödel-Barde in pubertären Kaka-Filmchen zu sein, das hat er schon mehrfach großspurig bewiesen und spätestens seit seinem grandiosen Auftritt in "Der schwarze Diamant" (ebenfalls von Netflix) gab es im Grunde keine Zweifel mehr daran, dass Sandler gerade abseits der Comedys, die ihn so berühmt gemacht haben, ein absolut herausragender Schauspieler ist. Doch irgendwie scheint man das ein bisschen vergessen zu haben da drüben in Hollywood - weitere große Angebote blieben, ebenso wie eine Oscarnominierung, die in diesem Fall eine echte Pflicht gewesen wäre, aus. Und deswegen versucht es Sandler nun offensichtlich noch einmal, hat mit Netflix den gleichen Partner für sein Projekt an Bord geholt und zeigt den zum wiederholten Male überraschten Zuschauern, was er eigentlich draufhat. Seine zurückhaltende, sympathische und durchaus energetische Performance lebt davon, dass Sandler hier zwar die Hauptfigur spielt, sich aber niemals durch irgendwelche Starallüren in den Vordergund drücken muss.
Das macht sowohl seinen Stanley Beren als auch die gesamte Geschichte so nahbar und glaubwürdig. Die Inszenierung bleibt ruhig und besonnen, was den einzelnen Spiel- und Trainingssequenzen den echten Punch gibt - gerade weil man hier nicht mit überzogenen filmischen Mitteln, sondern echter Zurückhaltung und teils unkonventionellen Kameramethoden arbeitet, ziehen einen diese Momente regelrecht rein. Das mag auf den nüchternen Betrachter vielleicht etwas simpel wirken und angesichts der reinen Geschichte ist es das auch. Zugegeben, diese Art der Sport-Geschichte haben wir in diesem Genre schon zigmal gesehen und "Hustle" bietet nun nicht wirklich viele Varianten. Die Probleme, die auf den nah an einem Herzinfarkt stehenden Stanley und seinen neuen Freund Bo zukommen, sind altbekannt und eine Art Antagonist in Form eines schmierigen Anzugträgers ist sogar schreiend unoriginell. Nichts an diesem Film erfindet das Rad irgendwie neu oder hinterlässt tiefe Kerben im Genre, übertrumpft die Konkurrenz. Doch das Herzblut, welches alle Beteiligten offensichtlich in dieses Werk gesteckt haben, ist durchgehend spürbar. Man fühlt die Liebe zu dem Film, zu den Figuren und auch zum Basketball-Sport, der manchmal rau sein kann, für viele aber auch der Weg zu ihren größten Träumen ist... oder direkt ihr Traum.
Für Sportfans gibt es zudem gleich eine ganze Armee an passend in den Film integrierten Cameos zu entdecken, wobei sich gefühlt die halbe NBA die Klinke in die Hand drückt. Auch das macht "Hustle" zu einem angenehm realistischen Werk, bei welchem einzig und allein die etwas größer inszenierten, mit tosender Musik und schnellen Schnitten unterlegten Trainingsmontagen etwas rausfallen. Diese gehören in einen solchen Film aber natürlich rein, weswegen das kein Kritikpunkt sein soll... und die darin auftretenden Frotzeleien zwischen den sympathischen Hauptfiguren machen dabei auch noch eine ganze Menge Laune, wirken niemals aufgesetzt oder überzeichnet. Und auch die moralischen Konflikte über und zwischen den Figuren sorgen für ordentlich Dampf, gerade weil sie eben so locker und ruhig inszeniert sind - als würde man durch ein Fenster tatsächlich in die Leben dieser Menschen starren. Das reicht dann zwar nicht, um einen wirklich erinnerungswürdigen und außergewöhnlichen Film zu erschaffen, aber dennoch einen, der für zwei Stunden sehr schön unterhält, das Herz anspricht und auch sportlich ordentlich aus dem Vollen zieht. Und wen das nicht kümmert, der darf Sandler bewundern... erneut für eine grandiose Leistung, über die man eigentlich nicht mehr überrascht sein sollte.
Fazit: Adam Sandler brilliert in diesem vielleicht etwas naiven und unoriginellen, aber dennoch sehr herzlichen Sportler-Drama, wobei er sich immer wieder angenehm im Hintergrund hält. Mit knackigen Spielszenen, flotten Dialogen und einer ruhigen Inszenierung weiß "Hustle" durchgehend zu überzeugen, auch wenn nichts daran wirklich neu oder einzigartig ist.
Note: 3+
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