Von einer Sekunde auf die andere wird der auf Hawaii lebende Sean Jones (Nathan Phillips) Zeuge eines Mordes, ausgeübt von dem gnadenlosen Verbrecher Eddie Kim (Byron Lawson). Da Jones als Kronzeuge aussagen und Kim somit endlich hinter Gitter bringen könnte, wird er von dem erfahrenen FBI-Agenten Neville Flynn (Samuel L. Jackson) unter die Fittiche genommen. Der setzt sich gemeinsam mit Jones in ein Flugzeug nach Los Angeles, wo die Aussage aufgenommen werden soll. Doch Kim hat sich bereits einen morbiden Plan zurechtgelegt, um den Zeugen noch an Bord des Fliegers unter die Erde zu bringen - seine Männer haben hunderte, mit Phäromonen aggressiv aufgezogene Gift- und Würgeschlangen an Bord geschmuggelt, die sich nur wenige Stunden nach Flugbeginn einen Weg durch die Passagierkabinen bahnen...
Um "Snakes on a Plane" brach allein aufgrund des Titels ein wahrer Internet-Hype aus, der letztendlich an den Kinokassen keinen echten Bestand hatte - die Macher rechneten mit einem wahnsinnigen Hit und bekamen letztendlich einen Tier-Slasher, der nur haarscharf an einem enttäuschenden Flop vorbeizog. Tatsächlich sieht die Sache nun so aus, dass der Titel hier zwar Programm ist, darüber hinaus aber nur solide Genre-Ware geboten wird. Das liegt zum einen daran, dass "Final Destination"-Regisseur David R. Ellis besonders seine zentrale Schlangenattacke hervorragend inszeniert und auch darüber hinaus mit hohem Tempo, verrücktem Humor und einer trashigen, aber absolut zum Thema passenden Geschichte zu punkten weiß... aber trotzdem eine Menge Potenzial liegen lässt. So werden die titelgebenden, schlängelnden Ungetümer alsbald in den Hintergrund gedrängt, um "Snakes on a Plane" von einer brutalen Horror-Komödie in einen recht schnöden Katastrophenfilm umzuschreiben. Und die Gefahren, Hindernisse und turbulenten Manöver, welche Passagiere und Crew in der zweiten Hälfte des Films durchmachen müssen, sind dabei nicht einmal halb so aufregend wie die tierischen Killer, die dort auch noch ihr Unwesen treiben.
Dabei hätte das Thema noch so viel mehr geboten, doch hat Ellis auf halbem Weg offenbar der Mut verlassen. Nachdem die Schlangen sich zum ersten Mal auf die armen Passagiere gestürzt haben und dies in einer recht langen Szene voller brutaler Attacken und schwarzem Humor zelebriert wurde, wartet man auf eine ähnlich geniale Szene bis zum Rollen des Abspanns. Gerade Horrorfans dürften erstaunt sein, wie blutarm der Rest des Films vonstatten geht und auch der Spannungsaufbau funktioniert, nachdem man die eindringlichste Szene bereits nach rund dreißig Minuten gesehen hat, nicht mehr ganz so locker. An den Figuren mag man sich dabei auch nicht wirklich festhalten, da die meisten von ihnen bereits froh sein müssen, wenn sie überhaupt irgendeine charakterliche Eigenschaft zugestanden bekommen. Die gesamte Besatzung an Bord des Fliegers setzt sich aus karikaturesken, oftmals arg schrillen Persönlichkeiten an der Grenze zum nervigen Klischees zusammen, wo sogar ein absonderlich cooler Samuel L. Jackson nur von der Partie ist, damit er ein paar coole Sprüche absondern darf. Natürlich erwartet man von einem Film wie "Snakes on a Plane" keine tiefschürfenden Figuren, dass aber in Bereich Humor, Charme oder auch Überraschungen kein einziger von ihnen in Erinnerung bleibt, ist schon schade. Dementsprechend egal ist es einem auch letztendlich, wer aus der Nummer noch ohne einen tödlichen Biss herauskommt.
Auch visuell bleibt "Snakes on a Plane" hinter den Erwartungen zurück. Wer Ellis' vorherige Filme wie "Final Call" oder auch den großartigen "Final Destination 2" kennt, der dürfte sich auf einige inszenatorisch einwandfreie Actionszenen gefreut haben, die hier jedoch ausbleiben - dem Regisseur fiel offensichtlich zu wenig ein, um solcherlei Momente erinnerungswürdig zu kreieren, weswegen er auf den Genre-Standard setzt. Dabei hätte es an Bord eines Flugzeuges, ohne jede Fluchtmöglichkeit und mir gefährlichen, tierischen Gegnern auf der anderen Seite, zahlreiche Möglichkeiten gegeben, die klaustrophobische Spannung in atmosphärischen Bildern darzustellen. Auch die visuellen Effekte wirken teilweise ziemlich schlecht und sind besonders dann als miese Computereffekte zu enttarnen, wenn die Schlangen in Nah- und Detailaufnahmen zu sehen sind. Gute Arbeit leisten hingegen die Maskenbildner, welche die Nachwirkungen von diversen Schlangenattacken in teils drastischen Bildern zeigen und für das ein oder andere schummrige Gefühl sorgen dürften. So kann man zumindest auf diese Art mit den armen Menschen an Bord mitfiebern, wenn diese ansonsten schon nichts weiter zu sagen haben als entweder als gnadenlos-überzeichnete Unsympathen oder als langweilige Helden durchgehen zu müssen.
Fazit: Der Titel ist Programm und trotzdem wäre mit der simplen, aber effektiven Grundidee in allen Belangen mehr möglich gewesen. Nach einer intensiven Szene im Mittelteil verschludert das hektische Geschehen in minder spannenden Einzelszenarien, die immerhin von skurillem Humor und einigen drastischen Schockern aufgewertet werden.
Note: 3-
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