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Die schlechtmöglichste Fortsetzung: Filmkritik zu "Sister Act 2 - In göttlicher Mission"

Durch ihre Erlebnisse im Kloster wurde Deloris Van Cartier (Whoopi Goldberg) zu einerm gefeierten Showstar, inklusive gut besuchter Auftritte in Las Vegas. Eines Tages klopfen jedoch alte Bekannte mit einer ungewöhnlichen Bitte an ihrer Tür - die Ehrwürdige Mutter (Maggie Smith) bittet Deloris um Hilfe, um eine Musikklasse einer katholischen Schule, in welcher auch ihre Schwestern unterrichten, zu neuem Schwung zu verhelfen. Obwohl sie erneut einige Täuschungsmanöver vollführen muss, um sich als Schwester Mary Clarence auszugeben, nimmt Deloris die Bitte an. An ihrem ersten Tag muss sie jedoch gleich feststellen, dass man ihr die wohl lauteste, ungehorsamste und wildeste Klasse zugeteilt hat, die sie sich nur hat vorstellen können...

Wer bei der Fortsetzung des Überraschungshits "Sister Act" an einen Schnellschuss denkt, da diese bereits ein Jahr nach der Veröffentlichung des Originals in den Lichtspielhäusern landete, hat sicher nicht Unrecht. Die Macher wussten mit Sicherheit, dass das Sequel mindestens zufriedenstellend laufen würde, da so ziemlich jeder den ersten Film mochte... die Qualität schien dabei nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Denkbar ist, dass die Macher den ersten Teil entweder gar nicht gesehen oder absolut nicht verstanden haben, was ihn ausmachte. Nur so lässt sich erklären, dass aus "Sister Act 2" ein Debakel geworden ist, welches nicht nur nichts mit dem charmanten Original gemeinhat, sondern auch als alleinstehender Film eine ziemliche Nullnummer wurde. Das fängt mit der Etablierung der Ausgangssituation an, denn die Autoren müssen sich eine schier haarsträubende Nummer aus den Fingern saugen, um Deloris erneut als Schwester verkleidet ins Kloster zu bringen... eine Nummer, die schon beim geringsten Nachdenken vollends in sich zusammenfällt.
Zudem sucht man die charmante Comedy diesmal mit der Lupe - man machte aus "Sister Act 2" ein reines Drama, welches nur ab und zu mit altbackenen Witzchen aufgelockert wird und erzählt dabei eine so langweilige und zigfach gesehene Geschichte, dass es einen schauert. Der Hauptfigur wurden, um sie plötzlich zu einer Heiligen zu erklären, die etliche perspektivlose Kinder rettet, mächtig die Krallen gestutzt - es bleibt keine Spur mehr von der frechen Frau, die ein ganzes Kloster aufpumpte. Stattdessen muss eine blasse Whoopi Goldberg, die ohne jeden Elan agiert, nun Binsenweisheiten im Minutentakt raushauen, die man so auch in jedem billigen Glückskeks finden kann. Auch die bekannten Nebenfiguren haben im Grunde gar nichts mehr zu tun, was die Auftritte von Maggie Smith und Co. zu verzichtbaren Gastauftritten macht. Und diese Dramageschichte ist indes auch noch so klischeehaft geschrieben, triefend vor Kitsch und so wahnsinnig manipulativ und mit voller Wucht auf die Tränendrüse zielend, dass einem ganz anders werden kann.
Es ist nicht so, dass eine Geschichte über eine Frau, die sich den vergessenen Jugendlichen annimmt, nichts für sich hat. Zum einen haben wir solcherlei Storys aber schon hundertmal besser gesehen... "Sister Act 2" macht in seiner kitschigen Inszenierung auch nicht den Eindruck, als würde man irgendwas hiervon ernstmeinen. Ohne die Spur von Ironie, dafür bitterernst und damit den Charme des Originals praktisch mit Füßen tretend, wird die Geschichte unnötig aufgebläht und jede Nebenfigur zu einem einzigen Klischee erklärt. Jede Szene und jeden Konflikt kann man bereits vorhersahen, bevor dieser auch nur aufgemacht wurde, inklusive eines schmalzigen Finales, bei dem es mit der Glaubwürdigkeit endgültig vorbei ist. Immerhin haben die Gesangseinlagen noch ein wenig Schmackes, obwohl es auch diesen vollkommen an Originalität und Witz fehlt, man auch hier volle Kanne auf die abgeschmackte Drama-Ecke abzielt. Für deutsche Zuschauer*innen lässt sich dabei ausschließlich der Auftritt von "Wetten, dass..?"-Legende Thomas Gottschalk bewundern. Das allerdings nicht, weil der deutsche Showmaster so gut performen würde, sondern weil dessen Beteiligung zwischen all den Hollywood-Stars so seltsam wirkt, dass es nur noch ablenkt. Was bei einem Film wie diesen aber auch nicht unbedingt die schlechteste Voraussetzung ist.

Fazit: "Sister Act 2" ist nicht nur eine schwache Fortsetzung - es ist ein geldgieriger Schnellschuss ohne jeden Charme, ohne Ideen und eine schamlose Kopie des Originals, ohne dessen Stärken erkannt zu haben. Da kann selbst Whoopi Goldberg absolut nichts retten.

Note: 5



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