Direkt zum Hauptbereich

Eine Freundschaft mit Höhen und Tiefen: Filmkritik zu "Cocktail"

Nach seinem Dienst in der US-Armee kommt Brian Flanagan (Tom Cruise) mit großen Plänen nach New York - dort will er nicht nur Wirtschaft studieren, sondern am liebsten auch einen Job an der Wall Street ergattern. Doch es scheint, als hätte er seine Ziele zu hochgesteckt, denn in der Großstadt läuft er damit vor Wände. Um Geld zu verdienen, heuert er bei einer beliebten Szenenkneipe hinter der Theke an und wird von seinem Chef Douglas Coughlin (Bryan Brown) in die Arbeit des Barkeepers eingewiesen. Brian lernt schnell und die beiden werden als Team in der Stadt bekannt. Schon bald wollen sie gemeinsam zu Größerem hinaus und sogar eine ganz eigene Kette eröffnen, um richtig Geld zu verdienen und sogar zu Berühmtheiten zu werden. Doch persönliche Konflikte und letztendlich auch die Liebe stehen dem Erfolg der beiden Freunde mehrfach im Wege...

Im Jahr 1988 schien Tom Cruise sich und seine Karriere noch ein wenig finden zu müssen. Seinen Durchbruch hatte er mit "Top Gun" schon zwei Jahre zuvor locker gefeiert und war längst zu einem der größten Stars Hollywoods aufgestiegen, als er sich entschloss, für das Drama "Cocktail" vor die Kameras zu hüpfen. Und so richtig konnte ich mir den Megastar Cruise nicht in einem solch kleinen Film vorstellen, der mit einer ziemlich lauwarmem Dramaturgie und einem Einblick hinter die Theken von diversen Szene-Bars nun nicht unbedingt ein Massenpublikum anspricht. Tatsächlich war aber besonders Cruise ein wichtiger Glücksgriff für den Film, denn der Mann hatte schon damals einen schier unnachahmlichen Charme und beherrschte ein energetisches, aber niemals unglaubwürdiges Spiel, welches sich auch hier auf seinen Charakter Brian Flanagan überträgt. Besonders im Zusammenspiel mit Bryan Brown sehen wir dabei einige sehr nette Szenen, in denen beide sich nicht nur kabbeln, sondern auch immer neue Tricks anwenden, um ihre Kunden an die Bar zu binden... ohne dabei den Spaß an der Arbeit zu verlieren.
Denn nach einer flotten, ersten halben Stunde, während welcher man den beiden so unterschiedlichen Buddys sehr gerne beim Mixen von Drinks zusieht, fängt irgendwann die wirkliche Geschichte an... und die ist wirklich nicht mehr der Rede wert. Die Konflikte zwischen den einzelnen Protagonisten wirken wahnsinnig forciert und scheinen nur deswegen vom Zaun zu brechen, um ein wenig unbequeme Bewegung in die ansonsten reichlich heile Welt des dauergrinsenden Brian Flanagan zu kriegen. Ein wirklicher Abstieg ist dann zu erkennen, sobald "Leaving Las Vegas"-Star Elisabeth Shue die Bühne betritt, was trotz einer eher mäßigen Performance ihrerseits keinesfalls ihre Schuld ist. Viel mehr ist die Liebesgeschichte, die zwischen ihr und Cruise aufkeimt, schlichtweg furchtbar langweilig und banal geraten. Sie wird dabei mit Wendungen und Zündstoff aufgeladen, die man so schon deutlich besser in diversen Vorabend-Soaps gesehen hat und langweilt tatsächlich bis zum Schluss. Da hilft es wenig, dass die Chemie zwischen Shue und Cruise ebenfalls zu wünschen übrig lässt und der letztendlich immer seltener auftretende Bryan Brown mit seiner kernigen Performance wesentlich mehr Schwung in die Sache bringen würde.
Die Geschichte entwickelt sich daher zu weitesten Teilen arg vorhersehbar und wirft mit altbekannten Binsenweisheiten um sich. "Um erfolgreich zu werden, musst du auch ordentlich ackern". Nein, ach wirklich? "Cocktail" erzählt dabei nicht nur nichts Neues, sondern serviert uns die bekannten Genre-Muster auch auf ziemlich angestaubte Art und Weise. Schwung kommt immer in die Sache, wenn wahlweise Brian alleine oder mit seinem Kompagnon Doug wieder hinter einer Theke Platz nehmen darf, um ein paar Kunststückchen zum Besten zu geben und eine ordentliche Party zu schmeißen. Da hilft dann auch die saubere Inszenierung von "Bank Job"-Regisseur Roger Donaldson, der gerade an diesen Szenen offenbar wirklich Spaß hatte und sie mit ordentlicher Energie abfilmte, die sich rasch auf die Zuschauer*innen überträgt. Was allerdings unter der hübschen Oberfläche wartet, ist eine kaum bessere Soap mit langweiligen Figuren und Konflikten vom Reißbrett, bei welchen die unterdurchschnittlich geschriebenen Frauenrollen noch ein wenig schlechter wegkommen als die Männer.

Fazit: Dank schmissiger Barszenen und einem energetischen Darstellerduo, bestehend aus Tom Cruise und Bryan Brown, macht "Cocktail" zeitweise Spaß. Sobald die soapigen und unglaublich banalen Konflikte jedoch das Steuer übernehmen, wird es sehr, sehr dröge.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...