Die junge Rosalinde (Kaitlyn Dever) ist über beide Ohren verliebt in den charmanten Romeo (Kyle Allen), der seine Geliebte mit romantischen Zeilen verführt und sie jede Nacht an ihrem Balkon besucht. Blöd nur, dass von dieser Beziehung bloß niemand erfahren darf - besonders Rosalindes strenger Vater Adrian Capulet (Bradley Whitford) nicht, der für seine Tochter eine arrangierte Ehe vorsieht, gegen welche diese sich aber mit Händen und Füßen wehrt. Die Situation verkompliziert sich, als Adrian seiner Tochter mit dem gutaussehenden Dario (Sean Teale) einen weiteren potenziellen Ehemann vorsetzt, der ungleich charmanter daherkommt als andere Kandidaten... und Romeo sich auf einem Maskenball schlagartig in Rosalindes Cousine Julia (Isabela Merced) verliebt.
Für den Streamingdienst Disney Plus hat man die altbekannte Geschichte über Romeo und Julia neu und frisch umgedichtet und nimmt dabei sogar einen anderen Blickpunkt ein - Romeo und Julia sind nun nur noch Nebenfiguren in ihrer eigenen Geschichte, während Julias Cousine Rosalinde vorrangig in den Mittelpunkt rückt. Dabei ist den Machern eine weitestgehend freche Komödie gelungen, welche die Geschichte einigermaßen eloquent ins 21. Jahrhundert bringt und dabei angenehm feministisch, aber nicht zu aggressiv mit einigen altbackenen Handlungselementen aufräumt. Die Gag-Dichte ist dabei relativ hoch, aber leider nicht zu treffsicher - so fallen einige Running Gags, wie beispielsweise der um das ständige Verhaken von Ohrringen oder dem verpeilten Briefträger, allerhöchstens mau aus, während die Dialoge oftmals den nötigen Esprit vermissen lassen, welcher "Rosalinde" in seiner frecheren Form ausgezeichnet hätte.
Der Plot ist, obwohl er neu aufgemacht und nur durch Kleinigkeiten und Anspielungen noch an die altbekannte Version erinnert, ziemlich vorhersehbar geschrieben. Angesichts der relativ klar definierten Figurenmuster dürfte sich jeder ziemlich schnell ausmalen, wohin die Geschichte läuft und wer am Ende mit wem in den Sonnenuntergang reitet. Überraschungen gibt es dabei eigentlich keine, der Weg scheint eher das Ziel zu sein. Dieser ist über weite Strecken einigermaßen unterhaltsam, besonders wenn der teils triste, teils auch abenteuerliche Alltag von Titelfigur Rosalinde in den Mittelpunkt gerückt wird - wie sie sich gegen die von ihrem Vater ausgesuchten potenziellen Ehemänner zur Wehr setzt, das hat durchaus was. Die späteren, eifersüchtigen Kabbeleien zwischen Rosalinde und Julia, die kratzbürstige Romanze mit dem biederen Dario und auch die Ränkespiele um die Gunst diverser Personen kommen insgesamt aber deutlich tempoärmer daher und wissen in ihrem zurückhaltenden, viel zu selten wirklich witzigen Plan nicht wirklich zu packen.
Die Besetzung darf sich indes rühmen, einen durchweg sehr mittelmäßigen Film aber noch einigermaßen unterhaltsam zu gestalten. So gefällt Kyle Allen als Dumpfbacke eines Romeo, der immer wieder über seinen eigenen Tricks stolpert und auch "Plötzlich Familie"-Star Isabela Merced weiß als junge Frau, die beschränkte Welt plötzlich aus anderen Augen sieht und mehr Spaß daran findet, einfach mal Spaß zu haben, zu überzeugen. Eine kleine Schar aus soliden Nebendarsteller*innen, darunter auch so bekannte Namen wie Minnie Driver und Bradley Whitford, runden das gut aufspielende Ensemble dementsprechend ab, auch wenn man aus ihren Rollen definitiv noch etwas mehr Verve hätte herausholen können. Dies hätte aber vielleicht der starken Hauptfigur geschadet, die von Kaitlyn Dever gespielt wird - und wer die junge Nachwuchsschauspielerin bereits in Werken wie "Dear Evan Hansen" oder "Booksmart" gesehen hat, der weiß, dass diese hier absolut nichts anbrennen lässt. Mit einem schönen Gefühl fürs Comedy-Timing, einem ausdrucksstarken Gesicht und der Fähigkeit, sehr spielerisch mit Dialogzeilen umzugehen, reißt Dever ihren eigenen Film locker an sich und ist so das klare Highlight einer freien Adaption, die darüber hinaus Überraschungen vermissen lässt.
Fazit: Eine starke Hauptdarstellerin und ein paar nette Ideen (die jedoch zu wenig verfolgt werden) reichen leider nicht, um "Rosalinde" vor der Mittelmäßigkeit zu retten - der frische, aktuelle Ansatz wird nur selten so weit ausgereizt, um aus der trockenen und vorhersehbaren Geschichte noch richtigen Schwung zu ziehen.
Note: 3-
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