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Kunis' bester Film seit Jahren: Filmkritik zu Netflix' "Ich. bin. so. glücklich."

Nach außen hin führt Ani FaNelli (Mila Kunis) das perfekte Leben: Sie arbeitet als erfolgreiche Autorin bei einem renommierten Frauenmagazin, verdient gutes Geld und zudem steht ihre Hochzeit mit dem erfolgreichen Sportler Luke Harrison (Finn Wittrock) kurz bevor. Doch die Blase droht zu platzen, als ein schreckliches Ereignis ihrer Vergangenheit sie erneut einholt. Ein Filmteam plant eine Dokumentation über einen verheerenden Amoklauf an einer Schule, welchen Ani damals überlebte. Diese hat sich zu den Geschehnissen, obwohl es sogar Anschuldigungen gegen sie gab, niemals geäußert, nun versucht das Team sie jedoch für das Projekt zu gewinnen. Ani sieht es als Gelegenheit, um die Geschehnisse nicht nur für sich, sondern auch für andere Opfer aufzuarbeiten und zu erzählen... und dabei Details aufzugreifen, die so nie Erwähnung fanden. Doch ist ihre Geschichte es tatsächlich wert, dafür ihr so perfekt ausgearbeitetes Leben zu riskieren?

Die Verfilmung des im Jahr 2015 erschienenen Romans "Luckiest Girl Alive" wurde von Netflix erstaunlicherweise nur sehr zögerlich beworben, was durchaus verwundert. Denn der Film erzählt nicht nur von brisanten und aktuellen Themen, wartet mit einer prominenten Hauptdarstellerin auf und fordert sein Publikum mit hartem Stoff... er ist zudem auch noch eine der besten Filmproduktionen, die der Streaming-Gigant in den letzten Monaten veröffentlicht hat. Das Werk gewinnt vor allem dann, wenn es sich voll und ganz auf seine Hauptfigur fokussiert und sich darum bemüht, dieser eine Stimme zu geben. Nur langsam dröselt der Plot die wahren Geheimnisse und Abläufe des schrecklichen Amoklaufes aus dem Jahr 1999 auf... und wie es zu diesem überhaupt kam. Dabei spricht "Luckiest Girl Alive" ebenso provokante wie enorm wichtige, aktuelle Themen auf - über Mobbing, sexuellen Missbrauch, Selbstfindung, Vergebung und das Finden der eigenen Geschichte. Der Film erlaubt sich dabei drastische Bilder, die durchaus in die Magengrube treffen und die Sichtung stellenweise zu einer Zerreißprobe für die Nerven machen... Bilder und Szenen, die einen in ihrer Härte, sowohl physisch als auch psychisch, noch länger verfolgen dürften.
Dabei verpackt er die Geschichte sehr clever in verschiedene Teile und lässt das Publikum über längere Zeit im Unklaren darüber, was sich in der Schule eigentlich ereignet hat, wer schuldig war und was für ein Rattenschwanz eigentlich daranhängt. Nicht immer greifen diese Teile passend ineinander: So hält sich der Film bisweilen etwas zu lange damit auf, Anis Job in einem Frauenmagazin aufzuzeigen und besonders die Familiengeschichten bremsen den Plot merklich aus. Das liegt auch daran, dass die Nebenfiguren, die aus Anis engstem Umfeld stammen, deutlich schwächer geschrieben sind als die Hauptfigur. Sowohl Anis Mutter als auch ihr Ehemann agieren absolut funktional - letzterer wird mit seinen ständig wechselnden Haltungen offenbar auch stets so geschrieben, wie es der Plot gerade braucht. Und die Mutter, hier gespielt von "Promising Young Woman"-Star Connie Britton, dient im Grunde nur dazu, um der Hauptfigur immer wieder aufs Neue Nackenschellen zu verteilen, welche diese brechen und zu Boden zwingen sollen. Nicht zwingend unrealistisch, aber doch etwas arg penetrant und bisweilen überzeichnet, ohne Nuancen, die in dieser Form nötig gewesen wären, um aus diesem Charakter kein völliges, böses Abziehbild zu machen.
Wo an den Nebenschauplätzen bisweilen also etwas zu harsch auf schmerzhaften Dauereinschlag gesetzt wird, kann der Film immer dann mit enormer Intensität packen, wenn er sich ganz und gar auf Anis Geschichte einlässt. Daran ist Mila Kunis sicherlich nicht unschuldig, denn diese liefert hier mindestens ihre beste Performance seit dem 2011 erschienenen "Black Swan" ab. Zugegeben, das ist angesichts ihrer Filmografie, die zumeist Mainstream-Komödien und lauwarme Blockbuster beinhaltete, auch nicht zu schwierig, soll hier aber dringend erwähnt werden - Kunis überzeugt als ebenso starke wie vollends gebrochene Frau mit gleich mehreren Geheimnissen, die sie aufzufressen drohen. Es ist quasi die Wiederentdeckung einer Schauspielerin, die niemals weg war, hier aber endlich erneut zeigen darf, was sie eigentlich wirklich kann. Die zweite große Entdeckung hört indes auf den Namen Chiara Aurelia, die für Netflix unter anderem schon an der "Fear Street"-Reihe beteiligt war. Diese spielt Anis jüngere Inkarnation und sorgt in den ausführlichen, aufklärenden und beinharten Flashbacks dafür, dass man sich förmlich an die Identifikationsfigur klammert. Mit einer hochemotionalen Performance wird das Leiden des jungen Mädchens praktisch greifbar und ist über gewisse Punkte hinaus gar nur schwer zu ertragen. 

Fazit: Ein intensives, emotionales und sehr wichtiges Stück hat Netflix hier abgeliefert. Trotz einiger etwas unsteter Abhandlungen auf Nebenschauplätzen gelingt hier harter Tobak, der wichtige Fragen aufwirft, unbequeme Antworten findet und zudem fordernd und harsch agiert. In den Hauptrollen agieren Mila Kunis und Chiara Aurelia famos.

Note: 2-



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