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Nicht der schlechteste Film aller Zeiten: Filmkritik zu "Gigli - Liebe mit Risiko"

Der gutaussehende Kleinkriminelle Larry Gigli (Ben Affleck) wird von seinem Vorgesetzten, dem jähzornigen Verbrecher Louis (Lenny Venito) angeheuert, den jungen Brian (Justin Bartha) zu entführen, den Bruder eines einflussreichen Staatsanwaltes, der unter Kontrolle gebracht werden soll. Gigli bringt das geistig zurückgebliebene Opfer in seinem Appartement unter, wo es kurze Zeit später an der Tür klopft. Die schöne Ricki (Jennifer Lopez) bittet erst um die Benutzung des Telefons und gibt sich wenig später als Komplizin von Louis zu erkennen - sie soll Larry überwachen, da sein Vorgesetzter ihm einen solch wichtigen Auftrag eigentlich nicht zutraut. Nach ersten Zankereien freunden sich jedoch nicht nur Larry und Ricki mit der Zeit an... beide entwickeln auch schützende Gefühle für das Entführungsopfer.

"Gigli" gilt unter vielen Kritikern als der vielleicht schlechteste Film aller Zeiten. Er sammelte im Jahr 2004 gleich sechs goldene Himbeeren ein (den Schmähpreis, der stets kurz vor der Oscargala vergeben wird) und war für mehrere weitere nominiert. Zudem war der Film ein solch finanzieller Flop, dass Regisseur Martin Brest nach solch beliebten Werken wie "Rendezvous mit Joe Black" und dem ersten "Beverly Hills Cop"-Teil seine Karriere beendete und seitdem keinen einzigen Kinostreifen mehr inszenierte. Nun rechnet man aufgrund solch einer desaströsen Berichterstattung natürlich gleich mit einem absolut kollossalen Flop, doch es darf zumindest leise Entwarnung gegeben werden: "Gigli" ist ein ziemlich schwacher und teilweise gar ärgerlicher Film, aber eben auch längst nicht so schlecht, dass man ihn in eine Reihe mit den miesesten Machwerken der Kinogeschichte stellen müsste. Denn mal ganz ehrlich: Da habe ich rein inszenatorisch, aber auch in Sachen Schauspiel, Plot und Charakterzeichnung schon deutlich Schlimmeres erleben müssen.
Die meisten Klatschen mussten dabei die beiden Hauptdarsteller einstecken. Dabei ist es eigentlich ziemlich unfair, Ben Affleck und Jennifer Lopez das Scheitern dieses Films anzulasten - zwischen beiden gibt es eine ziemlich starke Chemie (was nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass die beiden sich zu dieser Zeit auch privat lieben lernten) und besonders Lopez beherrscht die Figur der undurchschaubaren, selbstbewussten Femme Fatale ohnehin. Und auch Affleck ist als tumber Kleinkrimineller eigentlich absolut passend besetzt. Dass beide in den oftmals arg zähen Dialogen aber immer wieder auf Grund laufen, ist nicht die Schuld der beiden, sondern die eines Drehbuchs, welches den beiden so viel geistigen Dünnschiss in den Mund legt, dass man schon von einer reinen Parodie sprechen darf. Minutenlang wird davon gefaselt, wie Vaginas die Welt erobern oder warum ein Daumen eigentlich kein richtiger Finger ist, ohne dass dabei irgendeine sinnige Pointe herumkommen würde. Zudem wechselt der Film munter seine Genres, springt von einer seichten Komödie hin zu einem Gangster-Thriller sowie einem lebensbejahenden Drama und vergreift sich dabei mehrfach im Ton. Besonders der Auftritt von "Der Pate"-Legende Al Pacino fällt dabei so bemerkenswert aus dem Rahmen, dass man sich fragt, ob irgendjemand diesen kruden Mischmasch vorab denn zumindest ansatzweise durchdacht hat.
Richtig ärgerlich wird es dann teilweise bei der Zeichnung der weiblichen Hauptfigur. So sehr man sich erst freut, dass ein Film aus dem Jahre 2003 eine lesbische Hauptfigur integriert, was den Verlauf einer Standard-Romanze unmöglich machen würde, so sehr muss man sich über die Klischees ärgern, die Hollywood dieser Tage noch von der Diversität hatte. Lopez' Ricki wird dabei als verführerische Frau beschrieben (natürlich inklusive herrischer Freundin, die sogleich mit Selbstmord droht, sobald sie ihre Liebe mit einem Mann erblickt), die pausenlos über ihre Sexualität redet. Es scheint so, als wäre ihre sexuelle Ausrichtung der einzige Antrieb dieses Charakters, was ihr jegliche, stinknormale Menschlichkeit auszutreiben scheint. Den Vogel abschießen tun die Macher schließlich damit, dass sie die lesbische Figur doch noch in eine perfekt durchtarierte Hollywood-Romanze bugsieren wollen. Von einer Nebenfigur wird ihre Sexualität damit kommentiert, dass "man doch nie wissen könne, ob sie irgendwann doch noch einen Mann scharf fände". Das ist dann schon wirklich ziemlich hässliches Drehbuchschreiben und würde jedem Autoren heutzutage (und vollkommen zurecht) mit Anlauf um die Ohren gehauen werden. Darüber hinaus lässt sich an der reinen Inszenierung, den Darsteller*innen und der Geschichte rund um den jungen Brian, die sogar recht rührend erzählt ist, zwar wenig aussetzen. "Gigli" leistet sich darüber hinaus aber schlichtweg viel zu viele Schnitzer (und ist mit seinen zähen 120 Minuten auch mindestens zwanzig Minuten zu lang), alsdass man ihn wirklich genießen könnte.

Fazit: Nein, das Scheitern von "Gigli" ist nicht die Schuld des Casts oder des Regisseurs. Viel mehr liegt dieses in einem vollkommen kruden Drehbuch, unfreiwillig komischen Dialogen und einigen ärgerlichen Fehlentscheidungen bezüglich der Hauptfiguren zugrunde, die einen auf dem Papier solide klingenden Film nachhaltig schädigen.

Note: 4



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