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Klassischer geht Fantasy kaum: Filmkritik zu "Willow"

Eine mysteriöse Prophezeiung besagt, dass eines Tages eine Frau mit einem Geburtsmal kommen würde, um die finstere Herrschaft der bösen Königin Bavmorda (Jean Marsh) zu beenden. Aus Angst vor ihrem Untergang lässt Bavmorda alle neugeborenen Mädchen kontrollieren. Doch dem Kind, welches tatsächlich ein solches Mal trägt, gelingt die Flucht und es landet bei dem Volk der abseits lebenden Nelwyns. Dort nimmt sich der junge Willow Ufgood (Warwick Davis) dem Mädchen an und wird schließlich auch, nachdem Ritter das Dorf der Nelwyns durchsuchen, damit beauftragt, das Kind fortzubringen. Willow nimmt sich der Aufgabe widerwillig an und bricht zu einer Reise voller Gefahren auf, an deren Ende der Kampf gegen die mächtige Königin stehen soll...

Von Fans auf der ganzen Welt geliebt, hat der Fantasy-Film "Willow" aus dem Jahr 1988 einen gewissen Kultstatus inne. Und tatsächlich beinhaltet er im Grunde alles, was sich Genre-Freunde von einem Werk aus dieser Zeit erhoffen konnten: George Lucas und Regisseur Ron Howard scheuten keinerlei Aufwand, um die spannende Geschichte mit allerlei Spektakel auf die Leinwände zu hieven. Da gibt es gigantische Schlachten zwischen mehreren Parteien, gruselige Monster und allerlei spannende Schauplätze - über verschlafene Wälder zu großen Schneelandschaften und schließlich in finstere Burgen. Und für seine Zeit bietet "Willow" dann nicht nur sehr überzeugende Spezialeffekte, sondern vor allem auch grandiose Maskenarbeiten und Kostüme auf, die den Film auch heute noch zu einem echten Augenschmaus machen. Besonders in der zweiten Hälfte kann man sich an dem Spektakel, welches von einem grandiosen Soundtrack von "Avatar"-Komponist James Horner getragen wird, in seiner optischen und liebevoll-detaillierten Brillanz kaum sattsehen.
Allerdings bietet der Film im Grunde auch nichts, was Filmfans aus aller Welt aus diesem Genre bereits kennen... und auch im Jahr 1988 bereits kannten und auch schon in besser, origineller und mutiger gesehen hatten. "Willow" ist eine rundum klassische Geschichte ohne jegliche Überraschungen, wo Gut und Böse streng voneinander aufgesplittet sind. Der Plot ähnelt in vielen Grundzügen nicht nur der "Star Wars"-Saga von George Lucas, sondern erinnert mehrfach gar frappierend an J.R.R. Tolkiens Mammutwerk "Der Herr der Ringe"... nur ohne dessen deutlich wagemutigere und auch erwachsenere Düsternis. Der Titelheld ist dabei durchaus sympathisch und man drückt dem Außenseiter, an den kaum jemand glauben will, die Daumen - aber er ist ebenso konturlos und auch ein wenig langweilig wie die ganze Welt, in welcher wir uns hier befinden. Es gibt keine einzige, wirklich originelle Idee und die Magie, die aus dem Film zu sprühen scheint, geht eher auf das Konto der Maskenbildner und Setbauer als auf die wirkliche Atmosphäre. Denn die kommt tatsächlich eher stiefmütterlich daher.
Noch dazu braucht "Willow" in der ersten Hälfte erstaunlich lange, um seine an und für sich arg simple Geschichte wirklich in Gang zu bekommen. Besonders das Aufeinandertreffen mit dem schelmischen Ritter Madmartigan (eine Art Captain Jack Sparrow der 80er, der zumindest ein wenig Augenzwinkern mitgeben darf) zieht sich bisweilen wie Kaugummi. Und auch die einzelnen, abenteuerlichen Gefahren, in die sich die Truppe im weiteren Verlauf des Films begibt, bleiben höchstens als Aufführung beeindruckender Tricktechnik in Erinnerung. Da kann auch der Inszenierungsstil von Ron Howard nicht ganz mithalten, denn der filmt dieses ganze Brimborium mit einer etwas stoischen Art ab, welche die großen Setpieces langweiliger machen als sie sein müssten. Die Magie verfliegt daher nach einer Weile, um nur noch für einzelne Nummern immer wieder greifbar zu werden. Da bei mir auch der Nostalgiefaktor fehlt, der für viele Fans sicherlich ausschlaggebend dafür sein wird, diesen Film nach wie vor zu lieben (und das unter diesen Anhaltspunkten selbstverständlich auch zurecht), war ich letztendlich wenig gebannt von dem, was "Willow" mir abseits des Knalleffekts wirklich anbieten wollte.

Fazit: Fantasy in Reinkultur, mit beeindruckender Technik und allerlei sehenswürdigem Aufwand, leider aber auch ziemlich steril, ohne originelle Ideen und sinnvollem Spannungsbogen. Eine ganz sichere Nummer also, die abseits der Nostalgie nicht allzu lange in Erinnerung bleibt.

Note: 4+





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