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So viel Talent verschwendet: Filmkritik zu "Voll verkatert"

Für den großkotzigen Geschäftsmann Tom Brand (Kevin Spacey) kommt seine nach ihm selbst benannte Firma "Firebrand", die kurz vor der Eröffnung eines gigantischen Wolkenkratzers steht, an erster Stelle. Seine Familie, bestehend aus seiner Frau Lara (Jennifer Garner), der gemeinsamen Tochter Rebecca (Malina Weissman) und dem Sohn aus seiner ersten Ehe, David (Robbie Amell), haben dabei das deutliche Nachsehen. Kurz nachdem Tom seiner Tochter zum Geburtstag eine von ihr sehnlichst gewünschte Katze bei dem mysteriösen Tierflüsterer Felix Perkins (Christopher Walken) gekauft hat, kommt es jedoch zu einem folgenschweren Unfall. Tom liegt daraufhin scheinbar im Koma, doch sein Geist hat sich in die beim Unfall anwesende Katze transferiert. Nun kämpft Tom mit allen Mitteln darum, seiner Familie weiszumachen, dass er selbst es ist, der sich in dem tierischen Körper befindet...

Ein Film, in welchem Kevin Spacey in den Körper einer Katze schlüpft, hatten wir tatsächlich noch nicht. Nun gut, danach hat auch ernsthaft niemand gefragt, aber angesichts der großen Namen vor und hinter der Kamera (neben Spacey unter anderem "Mäusejagd"-Star Christopher Walken sowie der als Regisseur der "Men In Black"-Filme bekannt gewordene Barry Sonnenfeld auf dem Regiestuhl) musste an diesem Ding doch irgendwas dran sein. Die Antwort fällt allerdings ernüchternd aus, denn mehr als eine weitere Körpertausch-Komödie mit einer wahnsinnig vorhersehbaren Handlung sowie den üblichen, süßen Katzenmätzchen ist "Voll verkatert" wirklich nicht. Wobei auch letztere Szenen, die allgemein wohl als größtes Verkaufsargument für zahlreiche Katzenliebhaber gelten werden, nicht durchgehend genießbar sind. Solange man sich auf reale Tiere für diverse Szenen verlassen hat, ist der Niedlichkeitsfaktor ziemlich hoch, doch sobald das grottenschlechte CGI zur Hilfe eilen will, um krude Slapstick-Szenen zu realisieren, wird es ganz schnell ziemlich doof.
Ernsthaft: Solch schlechte Computeranimationen würde man in einem einigermaßen aktuellen Film ("Voll verkatert" kam im Jahr 2017 in die Kinos und somit nur wenige Monate, bevor Spaceys Karriere aufgrund diverser Anschuldigungen unter den Me-Too-Skandalen zeitweilig endete) normalerweise nicht mehr verantworten wollen, ohne dabei knallrot anzulaufen. Katzenkörper, die sich seltsam verkrümmen und als Höhepunkt ein Sprung von einem Hochhaus, der an die wahnsinnig miesen (dabei aber immerhin gewollten) Effekte der "Spy Kids"-Reihe erinnern - das sieht teilweise wirklich grauenerregend aus. Ein weiterer Graus sind die lahmen Leistungen der ansonsten so großartigen Darsteller*innen: Man muss sich schon fragen, wie es gelingen kann, die echte A-Liga Hollywoods vor die Kamera zu holen, wenn diese dann ganz offensichtlich nur nach dem Gehaltsscheck spielen. Es ist wenig verwunderlich, dass der brillante Christopher Walken in seiner kauzigen Darstellung und in wenigen Szenen das heimliche Highlight des Films ist. Und zu Beginn sieht man natürlich auch Spacey in seiner menschlichen "House of Cards"-Karikatur als egozentrisches Ober-Arschloch sehr gern zu, doch der gesamte Rest des Casts spielt dabei wirklich so, als würden sie wie Tom Brand ebenfalls im Koma agieren.
Familien machen mit diesem Film dennoch wenig falsch. Es gibt durchaus einige Lacher (eine Szene, in welcher Christopher Walken mit einer Katze spricht, hat bei mir sogar für einen kleinen Lachanfall gesorgt, da das Timing dabei einfach hervorragend stimmte) und die Geschichte an sich, sei sie auch noch so klischeehaft, hat einige rührende Momente zu bieten. Natürlich ist das hier in Sachen Dramaturgie ein absolutes Malen-nach-Zahlen-Schema, aber seien wir mal ehrlich: Etwas großartig anderes war von einem Werk wie diesem dann doch auch nicht zu erwarten. Dank einer sehr knackigen Laufzeit von rund achtzig Minuten, einem recht netten Soundtrack und einigen kleinen Scene Stealern, die über den müden Slapstick und die grottenschlechte Charakterzeichnung der schablonenhaften Nebenfiguren hinwegtäuschen, wird einem zumindest nie ernsthaft langweilig. Dass für einen trashig anmutenden Film wie diesem, der sich wirklich nur genau die Mühe gibt, die er allerhöchstens braucht, allerdings so viel Talent gerufen und letztendlich weitestgehend verschleudert wurde, ist schon mehr als schade. Katzenfreunde können somit sicherlich andere Filme finden, an die sie ihr Herz verlieren können - da empfehle ich zum Beispiel den herzlicheren "Bob, der Streuner".

Fazit: Körperwechsel-Komödie nach allersimpelstem Schemata, mit einem gelangweilten Cast und stellenweise so grausamem CGI, dass es einem die Augen verbrennt. Und trotzdem hat der Film immer dann einen recht rührenden Charme, wenn er nicht nur echte Tiere für kleinere Szenen nutzt, sondern auch sein gar nicht so übles Comedy-Timing jenseits des Blödsinn-Spektakels auskosten darf.

Note: 4+ 



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