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Das erwartest du nicht: Filmkritik zu "Frequency"

Vor dreißig Jahren starb der Feuerwehrmann Frank Sullivan (Dennis Quaid) bei einem Einsatz. Sein mittlerweile sechsunddreißigjähriger Sohn John (James Caviezel) ist Polizist geworden, hat den plötzlichen Tod seines Vaters jedoch nie ganz überwunden. An einem Abend, an welchem durch starke Sonnenstürme etliche Polarlichter am Himmel auftauchen, findet John das alte Funkgerät seines Vaters und schaltet es ein. Kurz darauf ist er mit einem Fremden verbunden, mit dem er einen Smalltalk über Baseball hält... bis sich herausstellt, dass dieser Mann offenbar dreißig Jahre in der Vergangenheit lebt. Kurz darauf stellt sich heraus, dass John tatsächlich mit seinem Vater spricht - einen Tag vor seinem Tod. John versucht, dessen Ableben zu verhindern, wofür er jedoch erst einmal seinen Vater von der Echtheit dieses Gespräches überzeugen muss.

Es ist eine recht clevere und originelle Ausgangssituation, die "Das perfekte Verbrechen"-Regisseur Gregory Hoblit für seinen im Jahr 2000 erschienenen Sci-Fi-Thriller "Frequency" erschaffen hat - ein Mann spricht über ein Funkgerät plötzlich mit seinem eigenen Vater, dreißig Jahre in der Vergangenheit. Man ahnt jedoch, dass eine solche Idee schnell in ziemlichen Unsinn abdriften kann, haben sich doch schon durchaus größere Filme an Themen wie Zeitkrümmungen oder dem berüchtigten Schmetterlingseffekt verhoben. Und tatsächlich sollte man diesen Film nun keinesfalls wissenschaftlich für irgendeine bare Münze nehmen oder ihn auf seine innere Logik abklopfen. Gerade im späteren Verlauf des Films kommen einige herbe Logiklöcher dazu, die einen auch schon mal von der ansonsten sehr geradlinig ablaufenden und überraschenden Geschichte ablenken können. Denn natürlich reicht diese Ausgangslage nicht, man muss schon noch ein wenig weiter hinaus und da wird es dann für die Autoren auch ein wenig heikel.
Denn die Richtungen, in die "Frequency" vor allem in der zweiten Hälfte läuft, kommen schon ein wenig überraschend daher und verändern den Ton des Films ziemlich stark. Das ist dann aber dennoch ziemlich spannend, da man bis zum letzten Drittel nie so richtig weiß, wohin die Macher mit ihrer Idee als nächstes laufen und was für Ereignisse sie noch aus dem Hut zaubern. Trotzdem verkommt diese Genre-Mixtur nicht zu einem puren Selbstzweck, sondern folgt einer schlüssigen Dramaturgie, die gegen Ende zwar an einem arg effekthascherischen Showdown und einem ziemlich kitschigen Abschluss krankt, aber bis dahin doch zu packen weiß. Das liegt zum einen daran, dass Hoblit sich offenbar in verschiedenen Genres wohlfühlt und diese mit bekannten, aber treffsicheren Mitteln umzusetzen versteht... und dass er die Grundidee auch entsprechend ausreizt, ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Obwohl sie sich direkt dabei eigentlich nie begegnen, ist die Chemie zwischen James Caviezel und "8 Blickwinkel"-Star äußerst gelungen. Gerade Quaid bringt eine Art ruppigen, ungekünstelten Charme mit sich, der über schiere Ungläubigkeit, Überforderung und schließlich wahren Heldenmut überträgt und dabei einen angenehm ambivalenten Charakter erschafft. Caviezel ist im direkten Vergleich die ruhigere Seite des Duos und kann den Film mit seiner sensiblen Performance auf dem Boden halten. Die restlichen Darsteller*innen sind dabei nur wenig mehr als schmückendes Beiwerk, wobei aber immerhin Andre Braugher noch mit einer stoischen Präsenz überzeugen kann. Für die aus der Mystery-Serie "Lost" bekannte Elizabeth Mitchell gibt es indes deutlich weniger zu tun, während die kleinen Auftritte von Noah Emmerich der Geschichte sogar ziemlich wenig beifügen.

Fazit: Spannender Thriller mit einer interessanten Grundidee, die sich in überraschende Richtungen entwickelt, dabei in seiner wissenschaftlichen Essenz recht deutlich auseinanderfällt.

Note: 3+



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