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Zwei Top-Schauspielerinnen retten einen Film: Filmkritik zu "Four Good Days"

Seit ihrem siebzehnten Lebensjahr ist die heute einunddreißig Jahre alte Molly (Mila Kunis) drogenabhängig. Sie hat insgesamt dreizehn Entzüge begonnen, konnte jedoch nie abstinent werden. Ihre Mutter Deb (Glenn Close) und deren Mann Chris (Stephen Root) haben die schwere Entscheidung getroffen, Molly aus ihrem Leben zu verbannen, bis diese ihr Problem gelöst hat - zu schwer wiegen die Einschnitte in Debs Leben. Als die Mutter jedoch von einem neuen Medikament hört, welches Molly einnehmen könnte und welches sie immun gegen Drogen machen soll, gibt sie ihrer Tochter eine letzte Chance: Eine Woche lang muss Molly clean sein, um die womöglich rettende Spritze zu erhalten. Die gemeinsamen Tage werden für die zwei Frauen zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, bei welcher sie auch ihr bisheriges Leben rekapitulieren und Fehler einsehen müssen...

Mila Kunis scheint einen echten Lauf zu haben - erst vor wenigen Tagen erschien auf Netflix der bockstarke "Ich. bin. so. glücklich.", in dem Kunis mit einer brillanten Leistung aufwartete. Und auch in "Four Good Days", der bereits 2020 produziert wurde, allerdings erst jetzt über den Streamingdienst Amazon Prime Video nach Deutschland kam, entfernt sie sich noch weiter von ihren mainstreamigen Komödienerfolgen. Mit erstaunlichem Mut zur Hässlichkeit, uneitel, mit fettigen Haaren, tiefen Augenringen und fehlenden Zähnen agiert Kunis fernab ihrer bisherigen Komfortzonen und kann sich somit nachhaltig ins Gedächtnis spielen. Dabei ist ihre Rolle, in welcher sie im Grunde fast ausschließlich auf die Spritze wartet, die endlich ihr Leben wieder ins rechte Licht rücken soll, auf dem Papier gar nicht mal so dankbar - ein ständiger Kampf, noch länger Warten, noch ein Rückschlag. Was der "Black Swan"-Star daraus allerdings macht, ist beeindruckend: Ohne tonale Entgleisungen, sondern mit einer schlagfertigen Glaubwürdigkeit und ohne irgendwie ins Rührselige abzudriften, trifft die junge Schauspielerin die Figur voll auf den Punkt.
Die eigentliche Hauptdarstellerin ist jedoch Glenn Close - ähnlich wie im starken "Ben is Back" erleben wir die Geschichte zu weitesten Teilen durch die Augen einer Mutter, die anders, aber sicherlich genauso stark unter der Drogensucht zu leiden hat, die ihre Tochter im schlimmsten Fall gar irgendwann dahinraffen könnte. Close ist ohnehin immer gut und lässt selbstverständlich auch hier nichts anbrennen. Besonders stark wirken die Szenen, in denen der Eingriff ihrer Tochter selbst dann auffällt, wenn sie eigentlich auf dem Weg der Besserung ist: Ein daheim vergessener Geldbeutel führt sogleich zu einem Wechselbad der Gefühle, zur Rückstellung des anderen Kindes und zum Vergessen von allem, was in Debs Leben eigentlich noch so da ist. Die zentralen Konflikte, in denen Deb versucht, trotzdem noch ihr Leben zu leben und dabei knallharte Entscheidungen trifft, die mal für, mal gegen den Willen ihrer Tochter sprechen, sind dabei wahnsinnig gut inszeniert.
Im Kern ist aber natürlich nichts von dem, was wir hier sehen, wirklich frisch - "Four Good Days" erfindet das Rad des Drogen-Dramas nicht neu und macht es sich in einigen Momenten gar noch etwas zu einfach. Wie ein Entzug wirklich aussieht, das haben wirkungsvollere Filme wie "Requiem for a Dream" besser darstellen können. Da der Fokus jedoch auf der Beziehung zwischen Mutter und Tochter und vor allem auf den Einschlagkratern, welche Molly in Debs Leben hinterlässt, liegt, kann man solcherlei Versimplungen durchaus noch kaschieren. An diese Stelle treten ein paar kluge Dialoge, starke Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen und ein konstanter Spannungsbogen, der im Grunde nur von einer Frage lebt: Zieht Molly diese letzte Chance durch? Mit dem Soundtrack hätte man sich indes ein wenig zurückhalten können - auf Dauer nervt das penetrante Klaviergeklimper durchaus und stört so auch einige leise Szenen, die ohne aufdringliche Musikuntermalung, welche dem Publikum vorzugeben scheint, was es nun fühlen soll, noch besser funktioniert hätten.

Fazit: Glenn Close und Mila Kunis tragen ein bewegendes Drama, welches mit einem treffsicheren Spannungsbogen und herzlichen Momenten, die stets wieder in den Schmerz abdriften können, überzeugt. Ab und zu macht es sich der Film gerade bei ganz schwierigen Momenten jedoch noch etwas zu einfach.

Note: 3+



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