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Ein Remake, welches niemand wollte: Filmkritik zu "Sterben will gelernt sein"

Zur Beerdigung seines Vaters erwartet Aaron Barnes (Chris Rock) in seinem Haus die Ankunft seiner großen Familie sowie mehrere Freunde und Bekannter des Verstorbenen. Das erste Unglück geschieht schon vor der Ankunft der Gäste und weitere lassen nicht lange auf sich warten. Obwohl Aaron den traurigen Tag durchgeplant hat, um niemanden zu verprellen, versinkt die Trauerfeier im absoluten Chaos. Oscar (James Marsden), der neue Freund von Aarons Cousine Elaine (Zoe Saldana), versinkt in einem versehentlichen Drogenrausch; Aaron's erfolgreicher Bruder Ryan (Martin Lawrence) versucht die Totenrede an sich zu reißen; und dann taucht mit dem mysteriösen Frank Lovett (Peter Dinklage) auch noch ein Bekannter des Verstorbenen auf, welcher Aaron mit einigen pikanten Fotos zu erpressen versucht...

Der Plot kommt euch ein wenig bekannt vor? Kein Wunder, handelt es sich hierbei doch um ein US-Remake des in Großbrittanien ziemlich beliebten Films "Sterben für Anfänger", von welchem dieser Film aber nur einige Ideen sowie die grobe Ausgangssituation übernahm, um daraus mit weitestgehend neuen Figuren etwas eigenes zu stricken. Schon das Original empfand ich aufgrund seiner doch sehr abgedrehten Stimmung nur teilweise als witzig und wie das bei den meisten Remakes so ist, kann auch dieses mit dem ersten Versuch nicht wirklich mithalten. Ironischerweise teilen sich beide Filme, obwohl man hier und da so einiges zu ändern versuchte, sogar die gleichen Probleme. So sind die ersten Szenen von "Sterben will gelernt sein" noch am witzigsten, da wir dabei recht treffsicher die vielen Charaktere kennenlernen und der Humor mehr aus süffisanten Dialogen denn aus vollkommen durchgeknallten Katastrophen besteht. Schon früh drückt "Lakeview Terrace"-Regisseur Neil LaBute aber so dermaßen durch, dass man anhand all dieser Albernheiten nur noch selten echte Lacher auf sich verbuchen kann.
Dabei vermengt der Film alles, was ich an US-Komödien dieser Art nicht mag und übertreibt in jeder Hinsicht voll und ganz. Komödien wie diese können gerade dann lustig sein, wenn sie für den Zuschauer Situationen kreieren, die nicht nur unangenehm sind, sondern mit denen man sich auch identifizieren kann - a la "Sowas könnte mir auch passieren und das wäre wirklich peinlich". Solcherlei Vorfälle gibt es hier aber nicht... und wenn werden diese schon nach kürzester Zeit so dermaßen drastisch ausgespielt und ohne jegliche Finesse, dafür aber mit wahnsinnig viel Gebrüll durch den Film gepeitscht, dass das mit der Realität nicht mal mehr im Ansatz etwas zu tun hat. Das negative Highlight ist dabei die übliche Drogen-Szene, in welcher eine Figur statt der erhofften Schmerztablette versehentlich einen ziemlich üblen LSD-Mix einwirft - so weit, so bekannt. Mit wie viel Aufmerksamkeit dass völlig nervige Gezeter von "Verwünscht"-Star James Marsden hier bedacht wird, wobei nicht ein Lacher platziert werden kann, ist aber schon überraschend. Eine grafische Toiletten-Szene gibt es anschließend natürlich ebenso wie Geschlechtsorgane, die in Gesichter gedrückt werden und diverse Vorfälle mit dem Sarg.
Das ist dann nicht nur nicht einfallsreich, sondern in seiner Vorhersehbarkeit und den Extremen, in die es geht, nicht witzig. Es wird auf Dauer sogar regelrecht anstrengend, wenn weit über die Hälfte der Figuren nur noch als kreischende Furien durch die Gegend laufen und sich dabei auf einem Gag ausruhen müssen, der dann noch nicht mal gut ist. Unter dem prominenten Cast gelingt es einzig und allein "Guardians of the Galaxy"-Star Zoe Saldana, dieses Treiben ein Stückweit zu erden - viel zu tun bekommt sie im weiteren Verlauf aber leider auch nicht und wird von ihrem wahnsinnig überdrehenden Co-Star Marsden förmlich an die Wand gedrängt. Chris Rock bleibt in der zentralsten Rolle vollkommen blass, während andere große Namen nur noch als billige Gag-Lieferanten gebraucht werden. Besonders schade ist das bei "Lethal Weapon"-Kultstar Danny Glover, der als bissiger Senior zu Beginn noch wunderbar knochig wirkt und darüber hinaus nur noch veralbert wird und das bis zur äußersten Schmerzgrenze. Und so erfreulich die Teilnahme von Peter Dinklage auch ist, der hier quasi als Lobhudelei auf das Original noch einmal die gleiche Rolle einnimmt - am Ende wird auch diese Nummer zu einem ziemlichen Klamauk, der in seiner Überdrehtheit nur noch nervt.

Fazit: Zu Beginn unterhält dieses US-Remake noch mit süffisanten Dialogen und ein paar amüsanten Momenten. Das Gaspedal wird jedoch viel zu früh voll durchgetreten und die Geschichte verwandelt sich in ein veralbertes, ziemlich nerviges Chaos ohne jeden Grund und Boden.

Note: 4+



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