Direkt zum Hauptbereich

Das war eher lauwarm: Filmkritik zu "Big Nothing"

Seit längerer Zeit versucht sich Charlie Wood (David Schwimmer) als Schriftsteller, bringt damit jedoch nicht das nötige Geld nach Hause. Deswegen muss er einen neuen Job in einem Callcenter annehmen, wo er den durchgeknallten Gus (Simon Pegg) kennenlernt. Dieser plant einen Coup, bei welchem er von dem perversen Pfarrer Smalls (Mitchell Mullen) eine hohe Geldsumme erpressen will... und wenn Charlie am Coup teilnimmt, soll die Hälfte davon ihm gehören. Doch noch bevor Charlie und Gus überhaupt die Chance haben, ihren Plan in die Tat umzusetzen, werden sie bereits selbst erpresst - von Josie (Alice Eve), einer verschlagenen Bekannten von Gus, die sich selbst zum Coup einlädt und dabei ganz eigene Ansichten zu verfolgen scheint.

An und für sich sind Filme wie dieser grundlegend sympathisch: Wir sehen drei überdeutlichern Versagern dabei zu, wie sie während eines schlecht geplanten Coups von einem Missgeschick ins nächste stolpern und sich die ohnehin brenzlige Situation dabei immer wieder verschlimmert. Mit dem schwarzhumorigen Touch, welcher "Big Nothing" dabei mit fortschreitender Laufzeit immer obskurer und auch brutaler werden lässt, macht man generell auch nichts falsch. Den Autoren sind ein paar sehr feine Wendungen eingefallen, um die Schlingen um den Hälsen von Gus, Charlie und Josie immer enger zu ziehen. Oftmals stehen sie sich dabei gegenseitig im Weg, manchmal ist es auch höhere Gewalt, die ihnen ein Schnippchen zu schlagen droht. Durch immer neue Hindernisse bleibt das Tempo während der knackig-kurzen Laufzeit von nur 85 Minuten ziemlich hoch und Langeweile macht sich keine breit... sofern man denn mit dieser Art von morbidem, teils regelrecht ätzendem Humor etwas anfangen kann.
Denn obwohl der Film durchaus einige hübsche Lacher hat, fällt es durchaus schwer, mit den drei Hauptfiguren zu connecten, die alle für sich ziemlich unsympathisch daherkommen. Während Gus und Josie vor keiner Schreckenstat zurückweichen und im Grunde nur als egomanische, wenn auch recht trottelige Gangster fungieren, soll uns Familienmensch Charlie als Sympathieträger verkauft werden. Trotz einer recht forciert wirkenden Tochter-Beziehung, die kaum Raum bekommt, funktioniert das über gewisse Strecken. Allerdings bleiben die Beweggründe, warum er bei diesem gefährlichen Coup, unterstützt von zwei Menschen, die er kaum kennt, mitmacht, arg im Dunkeln. Zwar hat er durchaus kleine Geldnöte, doch immerhin auch eine als Polizistin arbeitende Frau, die mehr als genug finanzielle Sicherheit bietet. Dass Charlie bereit ist, sein eigentlich lockeres Leben einfach so für Geld zu riskieren, was er nicht zwingend bräuchte, lässt ihn arg kopflos wirken und zeigt auf, wie bemüht das Drehbuch ist, seine Grundsituation anzukurbeln, ohne dabei Wert auf einigermaßen nachvollziehbare Charakterzeichnungen zu legen.
Solcherlei mag man im späteren Verlauf des Films dann vergessen, da die Handlung immer abstruser und unglaubwürdiger wird, was in diesem Genre nicht unbedingt ein Schwachpunkt sein muss. Die Macher verlassen sich aber allzu oft auf durchsichtige, falsche Fährten und verlieren in einem Finale, welches unter seinen eigenen Wendungen geradezu ersäuft, sogar vollständig den Boden unter den Füßen. Man fragt sich also, was uns "Big Nothing" erzählen will - Herz hat der Film keines, Humor durchaus, aber keinerlei Spannung. Im Grunde ist es ein Schaulaufen von obskuren Situationen, die sich immer höherschrauben und die an und für sich unterhaltsam zu betrachten sind. Allerdings findet über dieser Oberfläche hinaus keinerlei Bindung statt und da man den Charakteren deswegen nicht die Daumen drücken möchte, fällt es schwer, trotz der großen Hindernisse wirklich mitzufiebern. Und wenn diese letztendlich auch noch so clownesk ausgereizt werden, bleiben sogar die zuvor noch einigermaßen treffsicheren Lacher fast vollständig aus.

Fazit: Obwohl viele Ideen für eine überbordende Situationskomik da waren und auch zum Zuge kamen, mag man angesichts der schwach geschriebenen Figuren und allzu clownsesker Abzweigungen nie wirklich mitfiebern.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se