Rachel Chu (Constance Wu) ist wahnsinnig aufgeregt: Sie begleitet ihren festen Freund Nick Young (Henry Golding) zum ersten Mal in seine Heimat Singapur, da dort sein bester Freund heiraten wird. Dabei soll Rachel auch zum ersten Mal Nicks Familie kennenlernen. Doch schon im Flugzeug erkennt sie, dass ihr Freund nicht unbedingt der ist, für den sie ihn zuvor gehalten hat, besitzt seine Familie doch ungemein viel Geld und kann finanziell in Saus und Braus leben. In Singapur kennt jeder seinen Namen und somit sind die Augen starr auf seine bisher unbekannte Begleitung gerichtet, als diese endlich auf der Hochzeit ankommen. Besonders Nicks Mutter Eleanor (Michelle Yeoh) ist gegenüber Rachel mehr als skeptisch eingestellt...
"Crazy Rich" war nach weit über zwei Dekaden der erste Hollywood-Film, der mit einer komplett asiatischen Hauptbesetzung aufwarten konnte... und dabei dann auch noch einen durchschlagenden Erfolg an den Kinokassen feierte. Das hat Filmfans auf der ganzen Welt durchaus erfreut und ebnete somit vielleicht gar den Weg für solch große, diverse Mainstream-Blockbuster wie "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings". Letztendlich überzeugt "Crazy Rich" aber vor allem an der Oberfläche - in prachtvollen Bildern der überreichen Partylocations von Singapur bekommen wir nicht nur ein Gefühl für diese uns fremde Kultur, sondern sehen auch einige herrliche Aufnahmen von den bunten Skylines. Keine Frage, man hat sich hier rein optisch nicht lumpen lassen und besonders den ausschweifenden Partyszenen mit all dem Glamour ordentlich Schwung verpasst.
Die Geschichte hingegen kommt eher altbacken daher und wirkt wie eine nur marginal modernisierte Version von "Pretty Woman", wo ebenfalls eine junge Frau in das von Geld und Ruhm bestimmte Leben eines freshen Mannes hineingezogen wurde. Immer wieder fragt man sich dabei, was die Macher eigentlich erzählen wollten, denn für eine schrille Komödie über eine nur schwer zu knackende Familie fehlt den Gags letztendlich der richtige Schwung, während die Dramaelemente bis zum Ende hin ebenfalls ziemlich vernachlässigt werden. Viel mehr führt sich "Crazy Rich" über weite Strecken wie ein etwas banales Schaulaufen durch verschiedene Szenen an und die einzelnen Konflikte im Ensemble wirken in ihrer Klischeehaftigkeit arg mau. Erst gegen Ende gelingen dem Film einige sehr warmherzige, berührende Momente, die einen doch noch mit einem Lächeln in den Abspann entlassen und die zumindest ansatzweise für die vorherige, plottechnische Trostlosigkeit entschädigen.
Constance Wu und "Last Christmas"-Star Henry Golding geben dabei ein durchaus charmantes Paar ab, dem ein paar Ecken und Kanten jedoch auch gut getan hätten. So wirken beide in ihrer kühlen Ausstrahlung so, als würde viel zu viel von ihnen abperlen - gerade Wu als perfekte "Heldin" kommt praktisch ohne jede Doppelbödigkeit daher. Unter den Nebenfiguren finden sich zwar ein paar schrille Highlights, die letztendlich aber auch viel zu wenig gewürdigt werden. Sogar die große Michelle Yeoh wird in der Rolle als skeptische Mutter der männlichen Hauptfigur viel zu arg auf ein altbekanntes Klischee zurechtgerückt. Die einzige, die sich (wie immer) als sehr verlässliche Scene Stealerin erweist, ist "Ocean's 8"-Star Awkwafina, die als Rachels beste Freundin zwar auch auf viel zu wenig echte Glanzmomente kommt, mit ihrer rasanten Energie jedoch auch als knackiger Konterpart zu all dem aufgesetzten Glanz fungiert und die Lacher auf ihrer Seite hat. Letztendlich sind die wenigen Momente, die tatsächlich ans Herz gehen, aber zu wenig, um über zwei Stunden das Interesse an einer recht vorhersehbaren und sprunghaft erzählten Geschichte wachzuhalten, die darüber hinaus nicht einmal Charaktere bietet, die in Erinnerung bleiben können.
Fazit: "Crazy Rich" hat zwar ein ordentliches Zeichen für Diversität in Hollywood gesetzt, darüber hinaus aber nicht viel mehr zu bieten als eine abgehangene, langatmig erzählte Geschichte und Charaktere ohne Ecken und Kanten, die sich schlafwandlerisch durch die beeindruckenden Setpieces bewegen.
Note: 4+
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