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Eine "Twilight"-Kopie, die noch schlechter ist als "Twilight": Filmkritik zu "Beautiful Creatures - Eine unsterbliche Liebe"

Der Elftklässler Ethan Wate (Alden Ehrenreich) hat nur ein Ziel: Er möchte möglichst bald aus seiner verschlafenen Heimatstadt verschwinden, in welcher er sich förmlich gefangen fühlt. Diese Haltung ändert sich, als er in seiner neuen Klassenkameradin Lena (Alice Englert) ein Mädchen zu erkennen glaubt, von welcher er aus unerklärlichen Gründen schon lange träumt. Seine ersten Kontaktversuche lässt Lena jedoch eiskalt abblitzen. Dahinter steckt, wie Ethan noch nicht weiß, auch ein Selbstschutz. Denn Lena gehört einer magischen Familie an und muss sich an ihrem baldigen sechzehnten Geburtstag einem gefährlichen Ritual stellen, welches auch die nicht-magischen Menschen in ihrer näheren Umgebung bedrohen könnte...

Wie man es auch dreht und wendet: Die Ausgangssituation klingt einfach vorne wie hinten nach dem mega-erfolgreichen "Twilight"-Konzept - nur, dass es diesmal ein junger Mann ist, der von dem Geheimnis seines Schwarms überrascht wird. Und wenig überraschend ist auch der Verlauf des Films, der sich in der Hoffnung, der damals gerade frisch beendeten Vampir-Reihe irgendwie nahezukommen, diesem ordentlich gleicht. Dementsprechend gibt sich die magisch angehauchte Lena ziemlich mysteriös und lässt zugleich eine Verletzlichkeit durchschimmern, die die Liebesgeschichte einigermaßen nachvollziehbar erzählen soll. Und diese Liebesgeschichte steht dann deutlich mehr im Fokus als die doch sehr sparsam eingesetzten und visuell ziemlich matschigen Fantasy-Elemente. Dementsprechend ist die Zielgruppe klar, doch selbst die größten Fans müssen sich mit einer im direkten Vergleich tonal recht banalen Variante ihres Lieblings-Romance-Konzepts herumschlagen.
Denn wirklich viel passiert hier nicht - die Ausgangslage ist recht schnell klar, die potenzielle Bedrohung eingeführt und die wichtigsten Charaktere irgendwann auch auf dem Brett aufgestellt. Das stetige Diskutieren rund um den Sinn oder Unsinn der Liebesbeziehung zwischen Lena und Ethan füllt dabei mühelos rund ein Drittel der Laufzeit und ab und an kommen dann sich im Kreis drehende Warnungen rumd um das düstere Ritual hinzu. Selbst Filmfans, die nicht unbedingt mit einem großen Fantasy-Epos gerechnet haben, dürfte es angesichts der schal gezeichneten Figuren alsbald langweilig werden. Dabei schlägt "Beautiful Creatures" in einigen gepfefferten Dialogen zu Beginn noch einen recht frechen Ton an, der aber förmlich beiseite gewischt wird, sobald die Lovestory wirklich Fahrt aufnimmt. Ab diesem Zeitpunkt, der ungefähr beim Durchbrechen der 30-Minuten-Marke erreicht wird, suhlt sich der Film förmlich in seinem Kitsch und angesichts so vieler, vollkommen überzeichneter Nebenfiguren weiß man tatsächlich nicht, ob das Werk nicht von vornherein als Komödie angelegt war. Als eine solche nimmt sich das Werk aber vor allem in der zweiten Hälfte viel zu ernst und verspielt sich so einige Sympathien, die zuvor mühevoll errungen wurden.
Dabei agieren Alice Englert und "Solo"-Star Alden Ehrenreich durchaus noch mit einem gewissen Charme, der über optische Reize und banale Schmalz-Dialoge hinausgeht. Die Funken zwischen beiden sprühen schon ein wenig, doch letztendlich fehlt es den zentralen Charakteren dann doch an Ecken und Kanten. Unter den prominent besetzten Nebenfiguren finden sich hingegen ein paar Lichtblicke, aber auch enttäuschende Totalausfälle. So halten sich der große Jeremy Irons und Oscarpreisträgerin Viola Davis angenehm und würdevoll zurück, während "Cruella"-Star Emma Thompson als herrische Kirchen-Verrückte ebenso nervig überdreht agiert wie Emmy Rossum in einer als Antagonistin angeraunten Rolle. Kritisieren muss man indes auch die Regie von "P.S. Ich liebe dich"-Regisseur Richard LaGravenese, der sich augenscheinlich keine echte Mühe geben wollte. Der ganze Film sieht aus wie nach dem Lehrbuch abgefilmt und besonders die wenigen magischen Effektszenen sind so lieblos abgespult, dass dabei keinerlei Dynamik aufkommen will. Das macht "Beautiful Creatures" dann endgültig zu einem Film, dessen Handlung sträflich langweilt, der aber auch darüber hinaus nicht mit inszenatorischen Kniffen aufwarten möchte.

Fazit: Nach einem recht vielversprechenden, weil einigermaßen frechen Beginn erschöpft sich dieser banale "Twilight"-Klon in einer erschöpft erzählten Liebesgeschichte ohne Charme und mit billigen Klischee-Fantasy-Gimmicks.

Note: 4



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