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Höhe- und Tiefpunkte des Kings: Filmkritik zu Baz Luhrmann's "Elvis" (2022)

Colonel Tom Parker (Tom Hanks) arbeitet als gewiefter Manager auf einem Rummelplatz und hat seit jeher ein Auge für aufstrebende Künstler - so entdeckte er auch den beliebten Country-Sänger Hank Snow (David Wenham). Eines Tages fällt sein Auge auf den jungen Elvis Presley (Austin Butler), der sich so anders bewegt, so anders singt, so anders verhält... und dennoch vor allem das junge, weibliche Publikum sofort in den Bann zieht, bis hin zur Ekstase. Parker nimmt Elvis unter Vertrag und verspricht ihm Ruhm und Reichtum, wie es noch keinem Künstler zuvor gelungen ist. Und diese Versprechen sollen sich bewahrheiten, erschaffen beide zusammen doch einen Sänger, der Geschichte schreiben soll. Doch im Showbusiness zählt auch das Geld noch mehr als die Kunst... und hinter diesem ist Parker so sehr her, dass er es sich mit seinem Günstling zu verscherzen droht.

Baz Luhrmanns Werken stehe ich seit jeher skeptisch gegenüber - der Regisseur, der seine Filme gerne voller Prunk ausstattet und sie zu optischen Mega-Erlebnissen macht, hat mich oftmals eher verwirrt zurückgelassen und sogar sein als Meisterwerk berufenes "Moulin Rouge" wollte es mir nicht ganz antun. Auch bei seinem neuesten Werk "Elvis" haderte ich bisweilen mit seinem Stil, der oftmals gar hektisch die verschiedenen beruflichen und privaten Lebensereignisse des erfolgreichsten Solokünstlers aller Zeiten abgrast. In wilden Sequenzen werden Bilder überlappt, Zeitungsausschnitte rasen ins Bild, Scheinwerfer blitzen und Frauen kreischen. Das hat sicherlich seine Sogwirkung, da Luhrmann vor allem die vielen Bühnenszenen mit einer beeindruckenden Power beherrscht - wie er die einzelnen Auftritte Presleys ablichtet und ihnen Gravitas verleiht, das ist durchaus erhellend und macht richtig Freude. Allerdings glänzt "Elvis" als filmisches Denkmal hier an der Oberfläche weit mehr, denn als Biopic funktioniert der Film nur über kürzere Strecken.
Der erste große Aufstieg Presleys wird noch wunderbar packend und mit allerlei Filmmagie abgehandelt, wobei sich immer wieder ganz starke Einzelszenen aneinanderreihen - natürlich auch getragen von den unvergesslichen Kulthits, die Elvis im Laufe seiner Karriere erschaffen hat. Wenn Luhrmann jedoch später auch versucht, all die kleinen und großen Reibereien im Leben des Künstlers (und seines Managers, der hier recht überraschend gar als Erzähler fungiert) aufzuzählen, beginnt es zu hapern. Dabei ist es im Grunde nicht das große Problem, dass "Elvis" die wildesten und berüchtigsten Eskapaden zugunsten eines Feel-Good-Movies ausspart, denn das kann man dem brillanten "Bohemian Rhapsody" ja prinzipiell ebenso vorwerfen. Schwerer wiegt, dass Luhrmann all diese verschiedenen Konflikte im letzten Teil von Elvis' Karriere checklistenmäßig abhakt und dabei keinen richtig energetischen Punkt setzt - selbst 158 Minuten sind natürlich nicht ansatzweise genug, um diesem bunten Leben gerecht zu werden. Der Überwurf mit seinem Manager, der Krach mit seiner geliebten Priscilla, Drogen, miese Verträge, der Absturz... das alles ist drin, wird aber so hektisch erzählt, dass oftmals für tiefere, leisere Momente die Zeit fehlt.
Doch selbst wenn es dramaturgisch mal hapert und sich "Elvis" in der letzten Stunde eher wie ein Durchspurten durch wichtige Eckpunkte anfühlt - der Hauptdarsteller erdet dieses Vorhaben mit einer bemerkenswerten Energie. Austin Butler, zuletzt besonders bekannt durch seinen Auftritt in Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood", verschwindet förmlich hinter dem Habitus des Sängers und setzt ihm dennoch seinen eigenen Stempel auf. Er sieht dem wahren Presley nicht aus wie aus dem Gesicht geschnitten, hat dessen Mimik und Gestik jedoch so stark verinnerlicht, dass es schwer fällt, ihn nicht als diesen zu sehen. Und trotzdem wirkt Butler immer noch wie eine eigene Interpretation, er kopiert den King of Rock nicht, sondern setzt eigene Druckpunkte - und wenn er auf der Bühne vollends in seinen Eskapaden aufgeht, fällt es wahnsinnig schwer, nicht vollends mitzufiebern. Neben ihm ist "Der wunderbare Mr. Rogers"-Star Tom Hanks natürlich das darstellerische Schwergewicht und der verleiht dem durchaus gutmütigen, aber auch stets verschlagenen Manager trotz beeindruckendem Make Up noch den typischen Hanks-Charme. Die beiden Stars können zwar nicht über diverse Längen und einige unnötige, stilistische Überzeichnungen hinwegtrösten, machen die Sichtung eines ansonsten recht unentschlossenen und hektischen Biopics aber durchweg angenehmer.

Fazit: "Elvis" ist das imposante Biopic, dass man von Baz Luhrmann erwarten konnte. Trotz eines starken Hauptdarstellers und intensiver Konzertszenen verhaspelt sich die Geschichte aber dramaturgisch immer wieder und verwandelt wichtige Ereignisse im Leben des großen Künstlers zu oft zu einer reinen Check-Liste.

Note: 3



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