Während der feierlichen Zeremonie zur 100. Aufführung des Theaterstücks "Die Mausefalle" von der legendären Autorin Agatha Christie kommt es hinter den Kulissen zu einem grausigen Vorfall: Der bekannte Filmregisseur Leo Köpernick (Adrien Brody), der mit einer Verfilmung des Werkes beauftragt war, wird ermordet und schließlich auf der Bühne drappiert. Als Team übernehmen der altgediente Kommissar Stoppard (Sam Rockwell) sowie die angehende Kriminalbeamte Stalker (Saoirse Ronan), die sogleich damit beginnen, die potenziellen Verdächtigen zu verhören. Von denen gibt es, wie sie bald erfahren, so einige, denn die meisten haben ein klares Motiv für das Ableben des Regisseurs. Zudem müssen Stoppard und Stalker auch ihre ganz persönlichen Hürden überwinden, um diesen mysteriösen Fall aufklären zu können...
Die Inszenierung dieses im Kino leider ziemlich untergegangenen Komödien-Krimis erinnert frappierend an die letzten Werke des kultigen Regisseurs Wes Anderson - nicht nur die Besetzung könnte sogleich aus seinem neuesten Film stammen, auch die Art des Humors und der generelle Stil sowie das Pacing des Films könnten direkt aus seiner Feder stammen. Tatsächlich ist hier aber der noch weitestgehend unbekannte Regisseur Tom George am Werke, der zwar nicht wirklich seinen eigenen Stempel mitbringt, den Film dank einer knackigen, unaufgeregten Inszenierung aber klar beherrscht. Es fehlen zwar die ganz großen Lacher, aber immer wieder gibt es ein paar wunderbare Schmunzler - vor allem die erste Hälfte, wenn sich der Kriminalfall langsam immer weiter ausbreitet und sich die Puzzlestücke nur langsam ineinanderfügen, gibt es einige wunderbar schrullige Szenen zu sehen. Wie George zudem die wunderbaren Locations abfilmt (es wurde in echten Theatern gedreht), sorgt für nettes Eye-Candy, welches zu gleichen Teilen altmodisch und charmant wirkt. Nicht nur in der direkten Handlung lassen sich dabei locker Parallelen zu Agatha Christies Storys erkennen.
Dass "See How They Run" auf humoristischer Ebene immer wieder funktioniert, ohne dem Publikum mit allerlei Schabernack auf die Nerven zu gehen, ist sicherlich auch der Verdienst der Besetzung. Dass Sam Rockwell, sicherlich einer der besten Schauspieler der aktuellen Zeit, als altbackener Inspektor mit dem Hang zur Flasche eine wunderbare Figur machen würde, daran hatte ohnehin niemand einen Zweifel... und dementsprechend liefert der "Ganz weit hinten"-Star hier auch mal wieder voll ab. Eine stiehlt ihm bisweilen aber sogar die Show und das ist die oscarnominierte Saoirse Ronan, die als übereifrige, leicht tollpatschige und begeisterte Polizeianwärterin in ihrem ersten großen Fall eine herrlich-komische Vorstellung abliefert. Die Chemie zwischen Rockwell und Ronan weiß dabei mehr als nur zu überzeugen und auch im Zusammenspiel mit manch einem anderen Star können beide mit zurückhaltenden und gerade deswegen so treffsicheren Performances in Erinnerung bleiben. Nach vorne spielen darf sich dabei vor allem "The Help"-Star David Oyelowo, der als selbstverliebter Autor zwar am Rande des Klischees chargiert, dabei aber so dermaßen köstlich ist, dass man seine Augen kaum von ihm abwenden mag.
Doch trotz der toll aufgelegten Besetzung und der wunderbar-altmodischen Inszenierung seitens des Regisseurs hat es "See How They Run" nicht geschafft, mich wirklich zu packen. Der im Fokus stehende Kriminalfall ist einfach nicht spannend oder einfallsreich genug, um wirklich in den Bann zu ziehen - zudem braucht es auch eine gewisse Zeit, bis dieser wirklich an Fahrt aufnimmt. Zwar weist der Film mittels einer Meta-Ebene einigermaßen galant daraufhin, dass Storys dieser Art eigentlich altbacken sind und wir das alles schon oft genug gesehen haben. Allerdings wirken diese Seitenhiebe auf das Genre an sich oft sehr gewollt und kulminieren in einem durchsichtigen Finale, bei welchem nicht die Enthüllung des Rätsels im Mittelpunkt steht, sondern das große Chaos an sich. Das ist dann leider nur halb so lustig wie es sich die Macher womöglich vorgestellt haben. Einige Längen trüben die Freude zunehmends und auch die diversen Abzweigungen und falschen Fährten, die der Plot im Verlauf noch mitnimmt, zögern das Unvermeidliche eher hinaus. In diesem Fall ist "See How They Run" doch noch so träge geworden wie die Vorlagen, die er hier eigentlich auf die Schippe nehmen will, auch wenn der generelle Tonus ein sehr sympathischer und aufgeweckter bleibt.
Fazit: Eine kecke Krimi-Komödie mit einem charmanten Stil und einer tollen Besetzung, der jedoch zu selten wirklich Schwung aufnimmt und dabei auch noch in die gleichen, dramaturgischen Fallstricke wie die Filme tappt, die er eigentlich überwinden will.
Note: 3
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