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Ein Cast sondergleichen - zumindest auf dem Papier: Filmkritik zu "The Company You Keep - Die Akte Grant"

Vor mehr als dreißig Jahren erregten die Aktivisten der militanten Untergrundorganisation der "Weathermen" mit teils drastischen Bombenanschlägen Aufsehen - während eines Banküberfalls kam gar einer der Wachmänner zu Tode. Einigen der Aktivisten gelang es unterzutauchen... bis sich die heute in einem normalen Familienleben niedergelassene Sharon Solarz (Susan Sarandon) stellen möchte, kurz zuvor jedoch verhaftet wird. Der aufstrebende Reporter Ben Shepard (Shia LaBeouf) klemmt sich an den Fall, da er dort mehr Material vermutet, als an der Oberfläche sichtbar ist. So gerät er auch auf die Spur des Anwalts Jim Grant (Robert Redford), welcher Solarz' Fall zuvor aus fadenscheinigen Gründen ablehnte. Wenig später befindet sich auch Grant auf der Flucht vor dem FBI, während Shepard in all dem Trubel versucht, die Puzzlestücke für seine große Story zusammenzufügen...

Was bei diesem Film zuerst ins Auge springt, ist die Starbesetzung, die sich auf dem Papier wie ein Treffen der Giganten liest. Doch wie so immer bei solch einem immensen Cast aus Top-Schauspieler*innen fallen manche von ihnen hintenüber - zwei Stunden sind eben nicht genug, um mehr als einem Dutzend Hollywood-Stars zu mehr zu verhelfen als kleineren Auftritten. Und so ist es durchaus schade, dass Könner wie Anna Kendrick oder der große Stanley Tucci nicht viel mehr zu tun haben, als ein paar Mal durchs Bild zu huschen und ein paar knackige Dialogzeilen zum Besten zu geben. Trotzdem bringt hier jeder seine Leistung und gerade in den zentraleren Rollen darf man richtig schönes Schauspiel sehen: Robert Redford agiert zurückgenommen und angenehm listig, während ihm gegenüber "Eagle Eye"-Star Shia LaBeouf mit viel Energie und hervorragend geschriebenen Zeilen den schnelleren Part des Films vorantreibt. Auffällig agieren auch so illustre Namen wie Susan Sarandon, Brendan Gleeson und Richard Jenkins - letzterem gehört dabei eine der spannendsten und auch emotional packendsten Szenen des Films.
Redford, der nicht nur die Hauptrolle bekleidete, sondern auch Regie führte, verliert sein eigenes Projekt dabei nie aus den Augen. Sein als Polit-Thriller vermarkteter Film ist besonders dann interessant, wenn er unter der Oberfläche und quasi als zweiter Deckmantel eine Geschichte über das Altern und dadurch entweder verändernde oder sich gar noch festigende Ansichten erzählt. Die frisch geschriebenen Dialogzeilen kommen dabei wunderbar zum Tragen und trotz manch einer Länge, die auch das illustre Ensemble nicht immer auffangen kann, geht der Fokus nie verloren. Etwas ungestümer und letztendlich simpler erzählt ist der Journalismus-Plot, wo es trotz des wahren, historischen Hintergrundes zu einigen Glaubwürdigkeitsproblemen kommt. Doch auch hier bieten sich starke Szenen: Wenn LaBeouf ein intensives, beinahe persönliches Interview mit der frisch verhafteten Susan Sarandon führen darf, werden die Ohren gespitzt.
Von solcherlei Höhepunkten gibt es in der Summe aber nur wenige, da "The Company You Keep" eher langsam verläuft und seine eigenen, zentralen Messages recht früh klar sind. Manch ein Standpunkt wird etwas zu häufig ausdiskutiert und nicht jeder Charakter gibt dem Plot noch einen entscheidenden Motor. So fühlt sich das Ganze zwar angenehm komplex durchdacht an, doch hätte man diese Geschichte auch etwas stringenter erzählen können, ohne gleich einen Substanzverlust zu fürchten. Und auch der finale Schlussakkord verpufft in seiner etwas zu klassischen Einfachheit eher harmlos. Generell geht dem Film nach einer spannenden ersten Hälfte bisweilen ein wenig die Puste aus, da zu viele Nebenschauplätze abgegrast werden. Dank der griffigen Inszenierung wird es zwar nie ernsthaft langweilig, doch der anfänglich interessant aufgemachte Plot verirrt sich dennoch zu häufig an Orten, an denen es nicht zu viel zu sagen gibt.

Fazit: Ein illustres Ensemble kämpft sich vehement durch einen teils trockenen, teils interessanten Polit-Thriller, der ein paar sehr spannende Abzweigungen nimmt, bisweilen aber auch zu ausführlich an diversen Nebenschauplätzen grast.

Note: 3- 



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