Direkt zum Hauptbereich

Disneys kinderfreundliches Pandora: Filmkritik zu "Strange World"

Vor fünfundzwanzig Jahren entdeckte der damals noch sehr junge Entdecker Searcher Clade einen unglaublichen Fund - eine Pflanze, die Elektrizität und Energie lieferte, verwandelte die Welt in ein beseeltes Utopia voller technologischer Wunderwerke. Nun ist eben dieser Fortschritt jedoch bedroht, da die energiespendenden Pflanzen, die für so ziemlich alles verwendet werden, was die Menschen im Alltag brauchen, einzugehen beginnen. Searcher macht sich gemeinsam mit mehreren mutigen Männern und Frauen auf die Reise in das Herz des unbekannten Gebietes, in welchem er die Pflanze zuvor entdeckte, um das, was sie schwächt, aufzuhalten. Dabei muss er sich nicht nur mit seinem Sohn herumschlagen, der sich heimlich mit ins Abenteuer stiehlt... sondern auch mit seinem als verschollen geltenden Vater, dem großen Abenteurer Jaeger Clade, der in der prachtvollen Welt, welche Searcher aufsucht, plötzlich wieder vor ihm steht.

Für die Animationsfilme aus dem Mausstudio war es beileibe kein gutes Kinojahr - erst lief das "Toy Story"-Spinoff "Lightyear" trotz des zugkräftigen Namens sehr enttäuschend und dann floppte zum Jahresende der große und verflixt teure "Strange World" auch noch so enorm, dass er noch vor dem Jahresende gratis auf dem Streamingdienst Disney Plus veröffentlicht wurde. Angesichts der schwachen und auch sehr verhalten durchgezogenen Trailer-Kampagne kommt der finanzielle Misserfolg vielleicht nicht ganz überraschend und dürfte Disney, die ohnehin viele starke Marken in petto haben, auch nicht zu sehr schmerzen. Schade ist es dennoch, denn "Strange World" mag vielleicht kein großer Wurf sein, liefert aber eine herzliche Geschichte und vor allem eine fantastisch bebilderte Welt, in welcher Humor, Gefühl und allerlei Action Hand in Hand gehen. Ein bisschen erinnert diese Welt dann auch an das große Pandora aus James Camerons "Avatar"-Franchise, auch wenn Disney hier noch deutlich bunter, abstrakter und natürlich auch kinderfreundlicher herangeht.
Rein optisch ließ man sich dabei nicht lumpen und verpackte bereits die "richtige" Welt an der Oberfläche mit all ihren technischen Know-Hows in ein wahres Feuerwerk der CGI-Animation: Es gibt sehr viele große und kleine Anspielungen zu entdecken und diese nehmen gar noch zu, sobald es die Charaktere unter die Oberfläche und an den wahren Hauptschauplatz des Films verschlägt. Faszinierende Formen und Farben, von gutmütigen bis hin zu gefährlichen, sorgen für ein paar flotte Actionszenen, während die clever inszenierte Welt als solche gar den Eindruck von etwas für sich Lebendem macht. Eine Wendung gegen Ende des zweiten Drittels kommt dabei sogar richtig stark daher, da es die ganze "Strange World" noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zeigt. Dieser Punkt ist aber auch der einzige, an welchem der Film wirklich originell wird, denn wo er seine fantastische Welt wirklich noch mal anders darbietet als in vergleichbaren Abenteuer-Werken, da bleibt die eher menschlich angehauchte Geschichte doch in erwartbaren Bahnen hängen.
Die Charaktere sind dabei zwar alle grundlegend sympathisch und liefern mit dem süßen Hund, der gerne alle möglichen Gegenstände und Lebewesen abschleckt, sowie dem quietschenden Fabelwesen "Platsch" auch die üblichen, für den harmloseren Humor zuständigen Sidekicks. Der menschliche Konflikt, der dabei zwischen Sohn, Vater und Großvater abläuft, wird jedoch ziemlich vorhersehbar abgespult und erreicht keine großartigen, dramaturgischen Fallhöhen. Tatsächlich sorgt dieser Plot, der erstaunlich viel Raum einnimmt und dabei trotzdem nur wenig Aufregendes erzählt, sogar für den ein oder anderen Hänger, da sogar jüngere Zuschauer kaum davon überrascht werden dürften, wie das Ganze am Ende noch aufgelöst und geklärt wird. Immerhin ist aber noch genügend Raum für eine kunterbunte Atmosphäre und eine Crew aus Nebenfiguren, die entfernt an das düstere Machwerk "Atlantis" andocken, die aber ebenfalls nicht genügend Raum erhalten, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Wirklich erinnerungswürdig ist eigentlich nur der kreative Schauplatz voller optischer Highlights... und diesen durfte man von Disney ja eigentlich ohnehin erwarten.

Fazit: Die zentrale Abenteuergeschichte, inklusive einer Reise in eine obskure und kunterbunte Welt, kann dank temporeicher Actionszenen, viel Humor und einer starken Wendung überzeugen. Die oberflächlich gezeichneten Charaktere und deren typische Konflikte sorgen allerdings nicht für Jubelstürme.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid