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Buddy-Movie mit Solo-Kampfmaschine: Filmkritik zu "Shootout - Keine Gnade"

Der Auftragskiller Jimmy Bobo (Sylvester Stallone) hat eine persönliche Rechnung zu begleichen. Sein Auftraggeber hat seinen Partner ermorden lassen, weswegen Bobo diesem nun an die Gurgel will. Da er jedoch keine Ahnung hat, wie er auch nur die Mittelsmänner finden soll, muss er ein Bündnis mit dem loyalen Polizisten Taylor Kwon (Sung Kang) eingehen. Der bietet Bobo an, sich nicht für dessen Straftaten zu kassieren, wenn er dafür die Bosse dingfest machen kann. Schon früh bemerkt Kwon jedoch, dass er Bobo mit freier Hand ein wahres Gewaltmassaker lostritt... und muss sich entscheiden, ob er diesem seinen Lauf lässt oder ihn letztendlich doch auch dingfest machen sollte.

Das klingt eigentlich nach einem sehr soliden Prinzip für einen Buddy-Movie-Film: Auf der einen Seite ein knallharter Verbrecher, der im Grunde alles umnietet, was ihm im Wege steht. Und auf der anderen ein loyaler Cop, der solch unnötigen Morden einen Riegel vorschieben möchte, aber dennoch die Hilfe des Verbrechers braucht, um in dem Fall voranzukommen. Aufgrund der weitestgehenden Humorlosigkeit mag diese Buddy-Manie aber nicht wirklich zünden - man beschränkt sich auf eine Handvoll höchstens durchschnittlich komischer Sprüche und setzt oben drauf noch einige ziemlich peinliche, weil viel zu steif vorgetragene Dialoge. Der zentrale Konflikt rund um das ungleiche Duo wird dabei zwar immer wieder thematisiert, doch eine wirkliche Konklusio bietet sich daraus auch nicht. Und Charme sprüht unter den beiden Hauptdarstellern auch nicht wirklich... auch weil im Grunde nur einer von ihnen ein wirklicher Lead Actor ist, der mit seinem Star-Status alles andere um ihn herum überstrahlt.
Die Rede ist natürlich von Action-Ikone Sylvester Stallone, bei dem es schon einen Typen mit ordentlich Charisma braucht, um zu ihm aufzuschließen. Und so sympathisch Sung Kang auch als Ensemble-Mitglied in der "Fast & Furious"-Reihe aufgetreten ist - auf Augenhöhe mit einem Kerl wie Stallone ist er leider einfach nicht. Um fair zu bleiben muss man jedoch auch anmerken, dass das Drehbuch Kang kaum eine Möglichkeit gibt, aus seinem biederen Charakter noch etwas mehr herauszuholen, da sich auch dieses ganz auf Ikone Stallone festsetzt. Und der darf dann mit stoischer Miene und aufgepumpten Muskeln das tun, was er am Besten kann: Trockene Sprüche klopfen, die Fäuste spielen lassen und ein paar ordentliche Kampfszenen aufzeigen. Die brutalen Shootouts mit dutzenden Kopfschüssen sowie ein paar knallharte Fight-Choreos, die von der Wucht der Gegenspieler zehren, wissen dabei durchaus zu gefallen und sind brachial inszeniert. So richtig in Schwung kommt der Film aber trotz des hohen Tempos nicht, was zum einen der fehlenden Chemie unter den Figuren und zum anderen eines mauen Drehbuchs geschuldet ist.
Natürlich ist die Story in einem Film wie diesem eher ein kleiner Bonus, doch ein bisschen mehr Mühe hätte man sich auch für einen Alibi-Plot noch geben können. Die generische Rachegeschichte kann von dem zentralen Konflikt unter den beiden ungleichen Partnern nicht verschärft werden - stattdessen bewegt sich "Shootout" eher als Nummernrevue fort, wobei Stallone's Jimmy Bobo einen Mittelsmann ausschaltet und dann sogleich zur nächsten Haltestelle weiterzieht, um auch dort wieder Blut zu vergießen. Dass die zahlreichen Bösewichte, obwohl von bekannten Namen wie Christian Slater oder "Lost"-Star Adewale Akinnuoye-Agbaje dargeboten, dabei wahnsinnig blass bleiben, ist schade. Dass aber sogar ein Hüne wie Jason Momoa zu nicht mehr genutzt wird, als in einem großen Einer-gegen-Einen-Fight mit seinen Muskelbergen zu protzen, ist irgendwie schade - man weiß schließlich spätestens seit seinem "Aquaman"-Auftritt, dass Momoa durchaus Charme hat. Aber auch hier scheint der Fokus auf einen knochentrockenen, in dieser Form aber auch schon zu oft gesehenen Stallone alle anderen Archetypen einfach auszupusten.

Fazit: Dank eines knallharten Hauptdarstellers und einiger brachialer Actionszenen kommt im Grunde keine Langeweile auf. Aufgrund blasser Nebenfiguren, fehlendem Humor und einer fadenscheinigen Geschichte funktioniert "Shootout" jedoch weder als das angepeilte Buddy-Movie noch als düsterer Thriller.

Note: 4



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