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Für alle, die Hunde lieben: Filmkritik zu "Dog - Das Glück hat vier Pfoten"

Seit seinem letzten Einsatz ist der ehemalige Army Ranger Jackson Briggs (Channing Tatum) böse abgestürzt - aufgrund eines Schädeltraumas, welches seine Fähigkeiten beeinträchtigt, darf er jedoch auch nicht in den Krieg zurückkehren. Eine Wendung in seinem Leben steht an, als Briggs den Auftrag erhält, die Schäferhündin Lulu, die ebenfalls im Dienste der US-Army stand, zur Beerdigung eines gefallenen Kameraden zu bringen. Dies klingt jedoch leichter, als es letztendlich ist, denn Lulu hat aus dem Irak ebenfalls ein schweres Trauma davon getragen, ist aggressiv und agiert durchgehend bedrohlich. Briggs versucht, die Hündin zu Ehren seines verstorbenen Freundes unter Kontrolle zu bekommen... woraus sich schließlich eine ganz besondere Freundschaft zwischen Mensch und Tier entfalten soll.

Wer bei "Dog" eine tiefgründige Abhandlung über Traumata, die ein Mensch auf dem Schlachtfeld des Krieges sammelt, erwartet, der dürfte enttäuscht werden. Obwohl der Film durchaus auch auf einer etwas dunkleren Ebene darüber berichtet, wie Menschen nach dem Ende ihrer Zeit in der Armee zurück in ihr Privatleben finden müssen und was das Elend des Krieges auch mit Tierseelen anzurichten vermag, geht nichts davon so richtig in die Tiefe. Die Themen werden angesprochen, funktionieren jedoch über weite Strecken auf der Behauptungsebene - keine Atmosphäre eines oscarreifen Dramas also beispielsweise, auch wenn "Dog" durchaus etwas harscher und auch moralisch ambivalenter an das Thema herangeht als man vorab meinen würde. So wird besonders Jackson Briggs als zynischer Idiot gezeichnet, der natürlich im Laufe der Handlung noch eine weitere Lektion lernt, ohne dabei sein loses Mundwerk zu verlieren oder seine generellen Ansichten einzubüßen.
Im Fokus steht jedoch die aufkeimende Beziehung zwischen Mann und Hund, die aufgrund der schwierigen, beruflichen Vergangenheit des Tieres unter einigen enormen Hürden leidet. Was Filmfans da zu sehen bekommen, ist im Grunde der typische Ablauf einer solchen Geschichte - die beiden kabbeln sich ordentlich und es dauert eine ganze Weile, bis Hund und Mensch eine etwas ruhigere Beziehung zueinander knüpfen können, wobei es auch Hilfe von außen benötigt. Das führt zu manch einem recht ulkigen Slapstick-Moment (so zum Beispiel Briggs' Auftritt als blinder Soldat in einem vornehmen Hotel), aber hält auch nichts versteckt, was man so nicht mal irgendwo schon gesehen hätte. Rührend ist die Geschichte zwischen Lulu und Briggs dennoch erzählt und drückt dabei auch nur selten auf die forcierte Tränendrüse. Im Vergleich zum etwas ähnlich gearteten, letztendlich wesentlich intensiver und auch bewegender erzählten "Bob der Streuner" zum Beispiel stinkt "Dog" aber fast durchgehend ab, da es ihm an einer eigenen Note und auch an einem raueren oder zumindest süßeren Charme mangelt.
Channing Tatum macht in der Hauptrolle derweil eine solide Figur, ohne dass er dabei eine Rolle erschaffen würde, die aus seiner Vita wahnsinnig herausstechen würde. Allerdings wird der "Magic Mike"-Star auch nicht zu sehr gefordert, da die meisten Augen eh auf der tierischen Heldin ruhen werden - Lulu dürfte mit ihren teils süßen Gesten und dem lauten Bellen viele Tierfreunde sogleich in Verzückung versetzen. Hundefans dürfen daher sowieso noch ein paar Extrapunkte obendrauf packen, da sie im Grunde exakt das bekommen, was sie wollen. Die Inszenierung von Reid Carolin (und Channing Tatum, der ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz nahm) bleibt jedoch hinter jeglichen Möglichkeiten zurück und bietet keinerlei Mehrwert. Wir sehen die üblichen Szenenabfolgen, untermalt mit netter Musik, in denen sich Hund und Mensch langsam annähern und verbleiben auch ansonsten in den schematischen Fahrwassern des Genres. Das tut keinem weh, zieht uns aber auch nicht wirklich in den sehr bieder inszenierten Film hinein.

Fazit: Sympathischer, aber bieder inszenierter und schematisch geschriebener Film für Hundefans, der zwar durchaus ein paar düstere Ansätze streut, weitestgehend jedoch am typischen Drama verbleibt. Das tut keinem weh, ist aber auch nicht sonderlich erhellend.

Note: 3-



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