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Hochspannend, aber oft zu oberflächlich: Filmkritik zu "Imperium" (2016)

Nate Foster (Daniel Radcliffe) ist ein junger, zumeist introvertierter FBI-Agent, der von seinen Kollegen aufgrund seines Übermuts und seiner schmächtigen Statur belächelt wird. Nun bekommt er jedoch die Chance, sich endgültig zu beweisen: In einer von der FBI-Agentin Angela Zamparo (Toni Collette) geleiteten Aktion soll Foster als Spitzel in die Reihen einer rechtsextremistischen Gruppe eindringen und sich das Vertrauen der Anführer erschleichen. So will das FBI herausfinden, ob die Gruppe wirklich, wie angenommen, im Besitz gefährlicher, radioaktiver Mittel ist, die für einen grausamen Anschlag benutzt werden sollen. Schon zu Beginn merkt Foster, wie gefährlich er inmitten der Rassisten und Extremisten lebt und muss sein ganzes Arsenal aus Cleverheiten nutzen, um unter diesen wachsamen Augen nicht aufzufliegen...

Ein sehr netter Wink mit dem Zaunpfahl wartet bereits zu Beginn dieses spannenden und auf einer wahren Begebenheit fußenden Thrillers: Der erste Gedankengang bezüglich der radioaktiven Kampfstoffe gilt beim FBI nämlich sogleich radikalen Islamisten und es braucht eine aktiver mitdenkende Agentin, die darauf hinweist, dass es durchaus auch noch andere, extremistische Gruppen gibt, die der Gesellschaft schaden wollen und können. An der Oberfläche mag sich "Imperium" nun nicht zu arg von ähnlich gearteten Filmen unterscheiden - obwohl sich die Hauptfigur nun in eine Gruppe gewaltbereiter Nazis und nicht (wie so oft) in islamistische Terroristengruppen oder die Mafia einschleusen lässt, bleiben die Spannungsspitzen die selben. Die Drohung einer plötzlichen Enttarnung, die Gefahr die nur ein falsches Wort lostreten kann oder auch das zu enge Verstricken mit den Verdächtigen. Das wirkt bisweilen in der Inszenierung ein wenig zu burschikos und ruht sich auch oft auf den üblichen Klischees des Genres aus, inklusiver aggressiver Musikuntermalung. Trotzdem erreicht der Film auch hier oft sein Ziel: In den zentralen Szenen, in denen Nate Foster nur wenige Sekunden Zeit hat, um wichtige Informationen zu erspähen und dabei trotzdem nicht seine Deckung fallenlassen darf, während auch er beäugt wird, ist "Imperium" wirklich wahnsinnig spannend.
Seine auch unter der Oberfläche erschütternden Momente sind jedoch ganz anderer Natur und diese sind dann auch über den Abspann hinaus zielsicher. In intensiven, sehr leisen Szenen zeigt "Imperium" eine weitere Gefahr aus, nämlich dass Rechtsextremisten nicht immer gleich als solche zu erkennen sind. Beim von außen betrachtet freudigen Barbecue werden bereits die Kinder auf die widerwärtigen Ansichten der Terroristen trainiert und wie Nate Foster erst wissbegierig und später immer abgestoßener versuchen muss, solcherlei Tendenzen noch glaubhaft zu bejahen, das trifft auf ganz andere Art und Weise. "Imperium" hat darüber hinaus gar noch Zeit, ein wenig in die Tiefe zu gehen und aufzuzeigen, dass nicht alle Menschen, die sich in solch einer Gruppierung befinden, per se böse sind: Einige von ihnen sind hineingeschlittert und finden nicht mehr heraus, sie suchen Halt, Freundschaft und eine Position. Ein wenig schade ist, dass manche Figuren im Verlauf der Geschichte erst abgestellt und schließlich völlig vergessen werden. Das führt einen zu der Vermutung, dass man die wahre Begebenheit auch wirklich als solche verfilmt hat, ohne zu extreme dramaturgische Überspitzungen einzubringen. Nur in einigen Momenten, in denen die Arbeit des FBI ein wenig kopflos wirkt, geht die Glaubwürdigkeit bisweilen flöten.
Dass man trotz manch eines dramaturgischen Stolpersteins voll dranbleibt, ist besonders dem Hauptdarsteller zu verdanken, denn zum wiederholten Male in seiner Post-Potter-Karriere hat Daniel Radcliffe mit seiner Rollenauswahl nicht nur ins Schwarze getroffen, sondern lotet die Grenzen seines enormen Talents weiterhin voll aus. Als ebenso ängstlicher wie loyaler Spitzel, der ebenso nach Gerechtigkeit wie nach Menschlichkeit in den feindlichen Reihen sucht, ist er schlicht und einfach eine Bank und die Energie, die bisweilen in seinen Augen liegt, ist mehr als nur spürbar. Mit einer enormen Ausstrahlung und dem Talent, wahnsinnig intensiv mit Dialogzeilen umzugehen, untermauerte Radcliffe seinen Stand als einer der besten Darsteller seiner Generation weiter. In Nebenrollen glänzen besonders "Homeland"-Star Tracy Letts als widerlich-schleimiger Rassisten-Entertainer, der draußen ein großes Tier ist und trotzdem noch im hohen Alter seiner Mutter auf der Tasche liegt; sowie Toni Collette als gar nicht mal so einseitige FBI-Agentin, die zwar generell kaum einen Background erhält, durch das Spiel der Darstellerin aber wahnsinnig viel Fleisch auf den Knochen bekommt, welches sich auf interessante Art auch zwischen den Zeilen lesen lässt.

Fazit: Spannender Thriller, der mit starken Darsteller*innen und klischeehaften, aber effektiven Spannungsspitzen jongliert. Der Film ist jedoch immer dann am stärksten, wenn er die Bedrohung der rechtsextremistischen Gruppen leise, beinahe schleichend und somit ungemein erschütternd erzählt.

Note: 3+



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