Nach einem offensichtlich psychotischen Schub begeht die junge Patientin Laura Weaver (Caitlin Stasey) auf grausame Art und Weise Selbstmord - direkt vor den Augen der ihr zugeteilten Psychiaterin Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon). Diese hat kurz darauf erst einmal schwer damit zu schuften, dieses traumatische Ereignis zu verarbeiten, wird jedoch auch selbst von seltsamen Erscheinungen geplagt, was sie erst auf ihre aufgrund des Vorfalls angeknackste Psyche schiebt. Mit der Zeit glaubt Rose jedoch daran, dass eine finstere Macht Schuld am Tode der jungen Frau sein könnte... und dass dieser düstere Feind sich nun die Psychologin als neues Opfer ausgesucht hat. Glauben will ihr diese Geschichte niemand, doch Rose ist fest entschlossen, der mystischen Sache auf den Grund zu gehen.
Es darf auch gerne mal klassisch sein - ein richtig fieser und schaurig inszenierter Gruselfilm, der zwar nach den üblichen Schemata agiert, dafür aber so richtig in die Magengrube trifft, ist bei mir immer gerne gesehen. Filme wie "The Conjuring" oder "Insidious" sind zwar alles andere als originell, dafür aber genau das, was Horrorstreifen vordergründig sein sollten: Gruselig. Und auch "Smile", der neue Horror-Hit aus dem vergangenen Herbst, schien genau in diese Richtung zu zielen. Im Grunde grast er die allseits bekannten Schemata des Genres ab, ohne das Rad auch nur ansatzweise neu zu erfinden und ist dabei mehr als einmal recht durchsichtig und formelhaft geraten. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Werken schafft es dieser Film allerdings nicht, der teilweise grandiosen Inszenierung der Schauerszenen auch eine stimmige Dramaturgie überzustülpen - die Einzelszenen sind dementsprechend streckenweise richtig stark, doch der zusammenhängende Plot letztendlich eine enttäuschende Luftblase.
Das speist sich daraus, dass das Drehbuch offenbar keine Kraft darauf verwenden wollte, noch etwas mehr über dieses Mysterium zu erzählen, welches hinter der Protagonistin her ist - es gibt keine wirkliche Mythologie, sondern nur einen kaum greifbaren Feind, der etwas Böses tut. Warum, wer und wofür... das bleibt alles völlig offen, was dem Ganzen zumindest etwas an langem Atem raubt und einen am Ende, wenn nach einem recht kurzen Showdown ganz plötzlich Schluss ist, ein wenig ratlos zurücklässt. Und diese strikte Verweigerung bezüglich einer zumindest knappen Erklärung der Hintergründe überrascht auch daher negativ, da der Film insbesondere im Mittelteil sehr viel Zeit darauf verwendet, die Protagonisten bezüglich des Geheimnisses dieses Gegners recherchieren zu lassen. Immer mehr Fässer werden dabei aufgemacht, doch keines wird wieder geschlossen. Das sorgt zwar dafür, dass der düstere Gegenspieler immer wieder ein paar knackige Terrorakte vom Stapel lassen darf, ist dafür aber dramaturgisch ziemlich mau gelöst.
Dass "Smile" als Horrorfilm trotzdem funktioniert, liegt natürlich an der Inszenierung: Regisseur Parker Finn hat das Genre offensichtlich hervorragend verstanden und liefert dabei ein paar saftige Schocker ab. Die Atmosphäre ist schneidend, die typischen Jumpscares kommen oftmals von völlig unerwarteter Seite und einige Szenen verdienen sich bezüglich des langsamen Aufbaus des Grusels gleich mehrere Daumen nach oben. Auch das intensive Spiel von "13 Reasons Why"-Star Sosie Bacon sorgt dafür, dass diese Schreckensszenarien richtig gut wirken - und mit den teils wirklich unheimlichen Grinse-Grimassen werden Bilder erschaffen, die einen durchaus bis in den Schlaf verfolgen könnten. Allerdings kann auch Finns starke Regie nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Smile" im Mittelteil ordentlich die Puste ausgeht. Und man muss auch dem Trailer, vor dessen Sichtung man warnen sollte, den aber mittlerweile wohl eh fast jeder kennt, die Schuld daran geben, dass einige Überraschungen ausbleiben - wer viele der intensivsten Szenen dort bereits verbrät, muss sich nicht wundern, wenn diese Szenen im fertigen Film dann nicht mehr die ganz große Wucht entfalten. Es reicht aber dennoch, um rund zwei Stunden lang ordentlich gegruselt zu werden, denn "Smile" zeigt fast durchgehend das, was vielen aktuellen Horrorfilmen wirklich fehlt: Eine stimmige Atmosphäre und eine genaue, intensive Durcharbeitung der Schauerszenen, die hier wirklich anspannend und düster geraten sind.
Fazit: Inszenatorisch bietet "Smile" zwar nur klassischen, dafür aber brillant durchgespielten Grusel, der von vielen feinen Einzelmomenten lebt. Dramaturgisch kann der Film allerdings nur wenige seiner zuvor leicht zäh ausgebreiteten Versprechen einlösen.
Note: 3
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