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Wenige Missionstypen: Filmkritik zu "Einsame Entscheidung"

Eine Boeing 747 der Oceanic Airlines wird während ihres Fluges von Athen nach Washington D.C. von extremistischen Terroristen unter ihre Gewalt gebracht und entführt. Dr. David Grant (Kurt Russell), ein das Militär beratender Spezialist, vermutet an Bord des Flugzeuges eine gefährliche Nervengas-Bombe, die bei ihrer Freisetzung Millionen Menschen an der Ostküste töten könnte. Um nicht nur die Menschen an Bord des Flugzeuges zu retten, sondern auch den vermuteten Sprengsatz an einer Explosion zu hindern, soll Grant zusammen mit dem Technikexperten Dennis Cahill (Oliver Platt), dem Soldaten Lt. Colonel Austin Travis (Steven Seagal) und dessen Team aus Söldnern an Bord des Vogels schleichen und diesen von innen infiltrieren... wohlgemerkt, während dieses sich achttausend Meter hoch in der Luft befindet und misstrauische Wachen beinahe jeden Winkel im Blick haben.

Filme über Flugzeugentführungen gab es in den 90er Jahren gehäuft, bis die Terroranschläge des 11. September 2001 diesem Teil des Action-Genres erst einmal den Wind aus den Segeln nahmen. Im direkten Vergleich zu solch testosteronhaltigen und actiongewittrigen Blockbustern wie "Con Air" oder der vom jüngst verstorbenen Regisseur Wolfgang Petersen inszenierte "Air Force One" kommt dr 1996 entstandene "Einsame Entscheidung" jedoch fast schon gemütlich daher. Das liegt daran, dass Regisseur Stuart Baird in seinem damaligen Langfilm-Debüt deutlich mehr Interesse an dem technischen Schnickschnack hat, den unsere konturlosen Helden an Bord des Flugzeuges nutzen, als an gewalttätigen Auseinandersetzungen. Letztere gibt es zwar ebenfalls nicht zu knapp und während eines teils brutalen, teils auch ziemlich ironischen Showdowns werden die Daumenschrauben auch noch mal kräftig angezogen - aber im langen Mittelteil des Films passiert im direkten Vergleich erschreckend wenig, obwohl eigentlich die ganze Zeit ziemlich viel los ist.
Irgendwie wirkt "Einsame Entscheidung" ein wenig wie ein etwas schlecht gealtertes Videospiel, in welchem es nur so und so viele verschiedene Missionstypen innerhalb der Haupthandlung gibt. Und wie das eben so ist, wiederholen sich diese Muster dann mit der Zeit und werden im schlimmsten Falle gar etwas repititiv: Nochmal eine Bombe entschärfen, nochmal durch die Gänge des Flugzeuges schleichen, nochmal funken, nochmal auskundschaften. Man spürt zwar den Druck, der auf den Soldaten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, lastet... doch wie sich die Macher mühen, ihnen immer und immer wieder neue oder stets gleiche Herausforderungen in den Weg zu stellen, wirkt doch arg forciert. Ein Videospiel kann solch einem abwechslungsarmem Missionsdesign im besten Fall noch eine spannende Geschichte gegenüberstellen, doch die hat dieser Film leider auch nicht. Die Figuren haben kaum Fleisch auf den Knochen und werden ausschließlich auf ihre diversen Fähigkeiten in der Gruppe reduziert und auch die Gegenspieler erhalten kaum Gewicht. Aus der Ausgangssituation wird letztendlich auch wenig mehr gemacht als ein "Stirb langsam"-Klon, der viel zu lange nicht wirklich an Fahrt gewinnt.
An der Inszenierung von Stuart Baird lässt sich da nicht viel auszusetzen, aber er hat eben auch kaum die Möglichkeit, die sterilen Räume des Flugzeuges andersartug darzustellen. Auch der Cast macht seine Sache unter diesen Gegebenheiten durchweg ordentlich, kann aber auch nicht viel mehr tun, als die etwas gestelzten Dialogzeilen aufzusagen und ihnen vielleicht hin und wieder ein wenig ironischen Verve zu verleihen. Unter diesem Gesichtspunkt ragt "2012"-Star Oliver Platt ein wenig hervor, ohne jedoch all zu arg gefordert zu werden, während Kurt Russell als John-McClane-Kopie durch den Flieger stolpert, obwohl ihn die ganze Situation augencheinlich überfordert. Wirklich schlecht hat es nur die arme Halle Berry erwischt, die zum Beginn ihrer Karriere (und noch vor ihren Auftritten in der "X-Men"-Reihe oder dem James-Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag") hier nicht viel mehr zu tun hat, als sich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen und dann aus diesen gerettet zu werden. Den Großteil des Films muss sie dabei fast bewegungsunfähig auf einem Sitz verbringen, während die Männer um sie herum alles regeln und sie nur ab und an ein paar Brotkrumen werfen darf. In solch einzelnen Szenen funktioniert der Spannungsaufbau zwar sehr solide, kann aber niemals über die recht harsche Laufzeit von 133 Minuten gehalten werden.

Fazit: Solider Actionstreifen, dem in seinem Hang zu technischen Spielereien aber viel zu früh die Puste ausgeht. Zwischen dem spannenden Auftakt und dem spektakulären Finale liegt ein ziemlich mauer Mittelteil, der aufgrund blasser Figuren und einer Mücke von einer Geschichte ziemlich bräsig und zäh daherkommt.

Note: 3-



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