In den 1950ern wird der Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) von einem zwielichtig wirkenden Klienten namens Louis Cyphre (Robert De Niro) damit beauftragt, den seit mehreren Jahren verschollenen Musiker Johnny Favorite aufzuspüren, der bei Cyphre in der Kreide steht. Obwohl Angel noch nie für einen solchen Fall gearbeitet hat, lockt ihn das großzügige Gehalt und er nimmt erste Spuren auf bezüglich Favorites Verbleib auf. Schon bald muss Angel jedoch erkennen, dass dieser Fall eine Nummer zu groß für ihn sein könnte, beginnen wichtige Zeugen, die er aufsucht, doch nach und nach unter rätselhaften Umständen zu sterben...
Ein düsterer Noir-Thriller, angesiedelt in den 50er Jahren in New York, jedoch durchzogen mit einer seltsamen, mystischen Stimmung, die einen Hauch von Unsicherheit ausstrahlt - das ist ein filmisches Experiment, welches man so auch nicht alle Tage sieht. Dank der sicheren Inszenierung von "Das Leben des David Gale"-Regisseur Alan Parker macht diese dichte Atmosphäre einiges her. Allerdings verläuft die langsame Spurensuche des heruntergekommenen Privatdetektivs nicht immer ganz nachvollziehbar - Harry Angel geht zwar immer wieder neuen Hinweisen nach, agiert dabei aber auch oft auf eine seltsame Art und Weise. Diese Verhaltensmuster werden zwar zum Ende hin in einem neuen Licht dargestellt, doch hilft das "Angel Heart" über weite Strecken nicht, seinen Verlauf weniger repetitiv zu gestalten. Die großen Wendungen werden dabei bis zum Schluss aufgespart, weswegen sich besonders im Mittelteil ein gewisser Leerlauf einstellt.
Erfreuen darf man sich dabei an der Hauptfigur selbst - obwohl wir recht wenig über Harry Angels Werdegang erfahren, gibt ihm der junge Mickey Rourke eine ganz eigene Seele. Heruntergekommen, aber nicht verloren; clever, aber nicht altklug; aufdringlich, aber nicht übergriffig. Eine faszinierende Figur, der man trotz einiger obskurer Abstecher gerne durch den Film folgt. Das um ihn aufgemachte Mysterium trägt "Angel Heart" recht solide über seine Laufzeit, auch wenn man sich bisweilen etwas zu arg auf diversen Nebenschauplätzen ausruht. Diese müssen bisweilen eingesammelt werden, um am Ende nötige Puzzleteile zusammenzusetzen, was aber auch zu ein wenig Lethargie führt. In einer prägnanten Nebenrolle, welche die Handlung erst zum Laufen bringt, agiert Robert De Niro, der hier ebenso undurchsichtig wie zurückhaltend aufspielt und dem Film mit seiner eigenartigen Präsenz einen Hauch des Bösen verleiht.
Ein wenig forciert wirken hingegen die Ausflüge in die Welt des Horrors - die guten Maskeneffekte sorgen zwar für ein paar wohlige Schauer, doch die obskuren Sexszenen und Traumsequenzen wirken ziemlich gewollt. Als wollte man noch auf Gedeih und Verderb eine angsteinflößende, seltsame Atmosphäre erschaffen, werden Szenen wie die eines blutigen Rituals eher zwischendurch eingeschoben, was den Film tonal recht unentschlossen wirken lässt. Auch das steht natürlich im Zeichen einer letztendlichen Schlussauflösung, die an und für sich rund ist, die Gemüter aber dennoch ordentlich spalten dürfte. Immerhin ist sie aber originell genug, um einen nachher noch mal über den eigentlichen Verlauf der Handlung sinnieren zu lassen, auch wenn man dabei dann zum Urteil kommt, dass so viel Aufhebens doch nicht nötig gewesen wäre.
Fazit: Atmosphärisch dichter, dramaturgisch aber bisweilen repetitiver Noir-Thriller in mysteriösem Gewand, der ein langsames Tempo in den direkten Kontrast zu blutigen Szenen stellt. Das wirkt tonal manchmal befremdlich und zieht sich bisweilen, hat mit Mickey Rourke aber immerhin einen sehr interessanten Hauptdarsteller gefunden.
Note: 3-
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