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Es ist nicht leicht, der Weihnachtsmann zu sein: Filmkritik zu "Santa Clause - Eine schöne Bescherung"

Eigentlich wollte der tüchtige Geschäftsmann Scott Calvin (Tim Allen) nur ein unbedarftes Weihnachtsfest mit seinem Sohn Charlie (Eric Llyod) verbringen - da er so viel arbeitet, wird er von seiner Ex-Frau Laura (Wendy Crewson) und deren neuem Mann Neil (Judge Reinhold) ohnehin schon mehr als kritisch beäugt. Mitten in der Nacht erwischt Scott jedoch den wahren Weihnachtsmann auf seinem Dach... und wird Zeuge, wie dieser einen schweren Unfall baut. Von Charlie angefeuert legt Scott daraufhin die Kleidung des Weihnachtsmannes an, nicht ahnend, was er damit in Gang setzt. Tatsächlich unterzeichnet er mit dieser Tat einen kaum brechbaren Vertrag, der ihn als neuen Weihnachtsmann einschwört... und als dieser hat Scott nun eine ganze Menge zu tun.

Vordergründig ist auch "Santa Clause", wie so viele Weihnachtsfilme, erst einmal Familienunterhaltung. Dementsprechend geht es um einen einigermaßen simplen Familienkonflikt, um viel Slapstick und auch um den wahren Zauber von Weihnachten, der in uns allen wohnen soll. Dass der Film darüber hinaus aber nicht nur die bereits zigfach gesehene, kitschige Unterhaltung liefert, ist vor allem zwei Faktoren zu verdanken und der erste ist das Drehbuch. Dieses nutzt die Ausgangssituation eines sehr realistisch auftretenden Geschäftsmannes, der plötzlich als Weihnachtsmann einspringen muss, nämlich für ein wahres Sammelsurium an skurillen Situationen. Ein Einblick in den Arbeitsalltag von Santa Claus ist da noch nicht mal die Spitze des Eisberges, stattdessen vollbringt das Skript einige erstaunliche Saltos, wenn es gar rotzig und frech wird. Das Highlight ist dabei ein Versuch, den Weihnachtsmann als Teil der Gesellschaft zu etablieren und wie dieser daraufhin eigentlich wahrgenommen wird... denn bei einem Mann, der felsenfest davon überzeugt ist, der große Mann mit dem Rauschebart zu sein, denkt wohl kaum einer von uns an die wirkliche Weihnachtsmagie, sondern eher daran, möglichst bald einen Psychologen zu Rate zu ziehen.
Das sorgt dann, neben der obligatorischen Familienunterhaltung, die natürlich gegen Ende ins Rührselige driftet, dabei aber durchaus auch bewegt, für ein paar so nicht zu erwartende Floskeln. Womit wir beim zweiten Faktor wären, der auf den Namen des Hauptdarstellers hört. Tim Allen machte sich mit recht simplen, als solche aber gern auch frechen Komödien ja durchaus einen Namen und drückt auch dieser familienfreundlichen Variante durchaus seinen Stempel auf. Da werden Kinder am Weihnachtsabend auch mal ein wenig schroffer angegangen und die Begeisterung Scotts über eine Welt, die Kinderaugen verzaubert, hält sich auch erstmal in Grenzen. Allen agiert in dieser Rolle, die sicherlich eine seiner bekanntesten sein dürfte, absolut köstlich und überzeugt dabei sowohl als rotziger Geschäftsmann als auch als gütige Seele. Das starke Make-Up, welches ihn im späteren Verlauf in den dicken Mann im roten Mantel verwandelt, tut sein Übriges, um Allen voll und ganz in der Rolle aufgehen zu lassen.
Dieser freche Ton geht in der zweiten Hälfte bisweilen ein wenig unter, was innerhalb der Geschichte aber durchaus Sinn ergibt. Der zentrale Familienkonflikt wird über die eingestreute Glaubwürdigkeit bis hin zum Wahnsinn zwar spaßig erweitert, nimmt letztendlich aber auch etwas zu viel Raum ein, was "Santa Clause" das nötige Tempo kostet. Auch aus den Nebenfiguren wird darüber hinaus viel zu wenig gemacht, obwohl die kindlichen Elfen da noch sehr viel Potenzial geboten hätten, um als Sidekicks ordentlich auszuteilen. Aber wer weiß - vielleicht hat man sich da noch etwas für die beiden Fortsetzungen aufgespart. Tatsächlich war der Film nämlich ein solch großer Erfolg, dass in den weiteren zwölf Jahren zwei Sequels das Licht der Welt erblickten, in denen Tim Allen erneut als Mann mit dem Rauschebart auftreten durfte. Ganz begeistert war ich nun vom Original zwar nicht, da es seinen frechen Ton doch etwas zu leichtfertig dem naiven Weihnachtskitsch opfert, weswegen ich bezüglich der Nachklapps noch skeptisch bin. Ich lasse mich aber gerne überraschen, denn das hier war über weite Strecken ein zwar harmloser, aber dennoch sehr unterhaltsamer Kick-Off, der einen gar ein wenig in Weihnachtsstimmung versetzen kann.

Fazit: "Santa Clause" ist zum einen voll und ganz auf seinen herrlichen Hauptdarsteller zugeschnitten und bietet auch darüber hinaus ein paar sehr originelle Ideen. Dass der freche Tonfall später aber überdeutlich dem familienfreundlichen Kitsch geopfert wird, ist sehr schade.

Note: 3



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