Direkt zum Hauptbereich

Der beste Horrorfilm des Jahres: Filmkritik zu "Barbarian" (2022)

Für ein Vorstellungsgespräch reist Tess Marshall (Georgina Campbell) nach Detroit und möchte für die Zeit ihres Aufenthalts in einer Airbnb-Wohnung unterkommen. Als sie mitten in der Nacht an der Unterkunft ankommt, stellt sie jedoch fest, dass diese offenbar doppelt vermietet wurde und dort bereits der junge Musiker Keith (Bill Skarsgard) sein Lager aufgeschlagen hat. Während sie gemeinsam überlegen, wie sie diese vertrackte Situation lösen, lernen sich Keith und Tess ein wenig besser kennen... und auch die Wohnung, in welcher sie hausen. Ein Besuch im Kellergeschoss der Wohnung hält für Tess schließlich eine Überraschung bereit.

Für viele dürften Filme wie "Smile" oder Jordan Peeles "Nope", die während ihrer Kinolaufzeit ziemlich gehypt wurden, zu den Horror-Highlights des Jahres zählen - beides keine schlechten Filme, doch definitiv welche, die für mich die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten. Die Auszeichnung für den wohl besten Horrorstreifen des Jahres 2022 (zumindest bislang, denn einige Genre-Streifen habe ich noch nicht gesehen) holt sich stattdessen ziemlich klar ein Film ab, der es in Deutschland gar nicht in die Kinos schaffte und hierzulande stattdessen direkt beim Streamingdienst Disney Plus angeboten wurde: "Barbarian" ist dabei nicht nur gruseliger, unkonventioneller und spannender als "Smile", sondern ist sogar so gut, dass ich schlichtweg nicht verstehen kann, warum man diesen Knaller nicht in die Lichtspielhäuser brachte. Angesichts der mehrheitlich sehr guten Kritiken wäre ein weiterer Horror-Hype, der ordentlich Kohle in die Kassen gespült hätte, nämlich sehr gut möglich gewesen.
Um wirklich viel schaurige Freude mit "Barbarian" zu haben, sollte man jedoch zuvor möglichst wenig über die Geschichte und die zahlreichen Wendungen wissen, weswegen ich mich bei der Beschreibung der Story sowie dem Schreiben dieser Kritik so vage wie nur möglich halten werde. Zu Beginn entwirft Regisseur Zach Cregger jedenfalls eine gar schneidende Atmosphäre und lässt seinen Film sehr langsam, beinahe seelenruhig anlaufen... obwohl stets ein Gefühl des Unwohlseins im Hintergrund steckt. So macht er bereits ein Geheimnis rund um eine der Hauptfiguren auf, bei der wir uns nicht sicher sein können, ob diese nicht doch etwas im Schilde führt und diverse Nettigkeiten womöglich nur vorgeschoben sind. Cregger entwirft eine Stimmung der ständigen Unsicherheit, die jederzeit explodieren kann und hält sein Publikum, auch dank einer sehr knackigen Inszenierung und eines ungeheuerlich gnadenlosen Spannungsaufbaus voll bei der Stange. 
Es ist jedoch gut möglich, dass nicht jeder dieser Inszenierung bis hin zum Abspann folgen möchte, denn manch eine groteske Wendung und das Umstülpen der Handlung bis zu einem gewissen Grad setzen schon voraus, dass man all dies irgendwie schluckt - tut man das aber, dann gibt es zur Belohnung einige der intensivsten, ekligsten und abgefucktesten Horror-Szenarien der letzten Jahre zu sehen, die so richtig in die Magengrube treffen. Schade nur, dass auch "Barbarian" um ein paar der typischen Horror-Klischees nicht herumkommt, obwohl er diese gar nicht nötig gehabt hätte, um die Spannungsschrauben noch mehr anzudrehen. So scheint eine bestimmte Figur, die noch dazu wahnsinnig unsympathisch daherkommt, nur im Film zu sein, um am laufenden Bande die altbekannten, blödsinnigen Entscheidungen zu treffen und noch dazu ein gewisses Nervpotenzial mitzubringen. Das kostet dann schon ein paar Punkte in der zweiten Hälfte, die aber dennoch über eine schneidende Atmosphäre, ein hervorragendes Setdesign und einige knallharte Schockmomente verfügt. Und noch dazu tappt der Film nicht in die gleiche Falle wie "Smile" oder "Nope", den wahren Horror des Films einfach faul unerklärt zu lassen, sondern gibt dem Publikum zumindest noch ein paar Antworten mit auf den Weg, die den Schrecken greifbarer, dabei aber auch nicht weniger schockierend werden lassen.

Fazit: "Barbarian" ist ein knallharter Terror-Thriller, der seine schaurige Atmosphäre langsam und sehr gekonnt aufbaut und die Daumenschrauben bis zum Finale immer weiter anzieht. Dank einer schaurigen Inszenierung bleibt der Spannungslevel konstant hoch, auch wenn man auf einige Klischees gerade hier sehr einfach hätte verzichten können.

Note: 2-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...