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James Bond 007: Keine Zeit zu sterben

James Bond (Daniel Craig) hat dem Agentenleben den Rücken gekehrt und sich mit seiner großen Liebe Madeleine Swann (Lea Seydoux) nach Europa abgesetzt. Dort wird er beinahe Opfer eines Attentats auf sein Leben und befürchtet anschließend, dass Madeleine ihn verraten hat, weswegen er sich auch von ihr abwendet. Fünf Jahre später genießt Bond seinen Ruhestand, doch ist dieser nicht von längerer Dauer. Sein Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) braucht seine Hilfe, um den entführten Wissenschaftler Waldo Obruchev (David Dencik) aus den Fängen einer gefährlichen Terrororganisation zu retten - mit seinem Wissen könnte die Organisation in die Hände einer tödlichen Biowaffe geraten. Um diese Mission anzunehmen, muss Bond jedoch in direkten Konflikt mit seinen ehemaligen Arbeitgebern und Kollegen rund um Mallory (Ralph Fiennes) und Moneypenny (Naomie Harris) treten...

Dass James Bond nicht immer nur auf ähnliche Art und Weise die Welt retten muss, hat die Craig-Reihe eindrucksvoll bewiesen - dass sein Bond eben nicht mehr der klassische, unverwundbare und auch ein bisschen simple Superagent ist, sondern ein echter Mensch mit Gefühlen und einer dunklen Seite, brachte man auf den Punkt. Wer sich schon zu Zeiten von "Casino Royale" nicht mit diesem Reboot-Schritt anfreunden konnte, dürfte auch mit "Keine Zeit zu sterben" seine Probleme haben. Alle anderen bekommen dafür einen eindrucksvollen Abschluss der fünfteiligen Reboot-Reihe, der sich voll und ganz von den altmodischen Klischees des Franchise abwendet und dabei Schritte geht, die man durchaus als gewagt bezeichnen darf. Dabei agiert der neueste Film der Reihe nicht ganz auf dem Niveau der großartigen "Casino Royale" und "Skyfall", ist aber auch nicht allzu weit davon entfernt. Denn die Stärken der beiden Filme finden sich auch hier: Daniel Craig in absoluter Bestform, starke Actionszenen, eine wunderbare Optik und nicht zuletzt eine spannende, emotional berührende und bis zur letzten Minute packende Thriller-Geschichte, die nicht nur aufgrund ihrer globalen Bedrohung, sondern auch und vor allem über die persönliche Einbeziehung von Bond und anderen Charakteren funktioniert.
Dabei kommt es auch stark darauf an, wie glaubwürdig man gewisse Plots schon im direkten Vorgänger "Spectre" fand - vieles dreht sich dabei sowohl um die damals aufgemachte Liebesgeschichte mit Madeleine Swann, die hier Dreh- und Angelpunkt des emotionalen Zentrums ist. Generell traut sich der Film sehr, Bond als liebenden Mann (an)greifbar zu machen und es dürfte viele Fans geben, die sich mit dieser Masche kaum zufriedengeben wollen. Darüber hinaus denkt der Film aber alles, was die vorherigen vier Filme aufgemacht haben, logisch und clever weiter und verstrickt Story und Bedrohung eng mit den zuvor erlebten Missionen. Auf viele Plotpoints wird noch einmal eingegangen, bis sie schließlich zu einem Schlusspunkt geführt werden. Somit fühlt sich die ganze Reihe am Ende sehr rund und durchdacht an - es gibt auch im letzten Kapitel noch einige sehr überraschende Wendungen, emotionale Tiefschläge und viel Charakterfutter. Viele Charaktere geben sich erneut ein Stelldichein, wobei zwar nicht für alle genügend Platz bleibt (besonders Naomie Harris hat diesmal im Grunde gar nichts zu tun), aber fast alle zumindest mindestens eine prägnante Szene bekommen. Besonders herausstechen tut von der Brigade der alten Hasen (neben einem brillanten Craig natürlich) der Technik-Spezialist "Q", dessen humoristisch angehauchter Part enorm ausgebaut wurde und der deswegen auch immer wieder für den benötigten Humor gut ist.
Es gibt aber auch eine Menge frisches Blut, was natürlich auch für den neuen Bösewicht gibt. Der wird diesmal von "The Little Things"-Star Rami Malek dargeboten, bekommt aber letztendlich viel zu wenig Zeit, um einen richtig starken Eindruck zu hinterlassen und Malek hat nicht viel mehr zu tun, als ein paar kryptische Monologe über seinen arg wirren und ziemlich schwammigen Weltvernichtungs-Plan zum Besten zu geben. Und da es auch für den schon in "Spectre" eher lau abgespeisten Blofeld, immerhin vom zweifachen Oscarpreisträger Christoph Waltz gespielt, hier nur noch für einen kleinen Auftritt reicht, sieht es an der Antagonisten-Front diesmal etwas schwach aus. Wesentlich besser schlagen sich die neuen Frauen im Bond-Franchise, was noch einmal verdeutlicht, wie sehr die Reihe mit dem Zeitgeist geht. Lashana Lynch und Ana de Armas als neue Agentinnen an Bonds Seite sind ihm absolut ebenbürtig, überzeugen mit Humor und Stärke. Besonders de Armas ist dabei mit solch einer Begeisterung bei der Sache, dass man ihr nur wünschen kann, sich zukünftig weiterhin in solchen Rollen zu präsentieren.
Auch die Actionszenen sind durch die Bank weg gelungen. Doch obwohl sowohl eine rasante Verfolgungsjagd durch die engen Gassen Madeiras, eine spektakuläre Schießerei in Kuba und auch ein gigantisches Finale mit allerlei alten Bond-Anspielungen allesamt wuchtig und mit vielen grandiosen Momenten garniert sind - so richtig herausragen tut keine dieser Szenen und eine absolut erinnerugswürdige Sequenz wie die Verfolgungsjagd zu Beginn von "Casino Royale" oder Bonds Hetzjagd auf Silva in "Skyfall" sucht man hier vergeblich. Das mag auch damit zu tun haben, dass weniger die große Bedrohung als viel mehr Bonds persönliches Drama im Fokus steht. Trotz dieser weitaus menschlicheren Geschichte bleibt noch genug Zeit für coole Sprüche, knallige Action und den ein oder anderen Drink an einer Bar. Dieses Tempo kann "Keine Zeit zu sterben" in der zweiten Hälfte zwar nicht mehr ganz halten, ist aber auch weit von der streckenweise ernüchternden Langsamkeit eines "Spectre" entfernt. Dementsprechend lässt sich festhalten, dass MGM James Bond nicht nur überzeugend und mit viel Mut ins 21. Jahrhundert geholt, sondern auch einen starken Abschluss gegönnt hat, der durchaus nachwirkt. Das Franchise darf somit natürlich weiterleben und man darf gespannt sein, was uns nach der Craig-Ära erwartet. Die auszufüllenden Fußstapfen sind jedenfalls nicht gerade klein.

Fazit: Starker Abschluss der Craig-Ära mit einem Hauptdarsteller in Bestform, einer emotional packenden Geschichte, knalliger Action und interessanten Charakteren. Aufgrund eines schwachen Antagonisten sowie einer etwas wirren Bedrohungsgeschichte nicht Craigs bester Bond, aber ein mutiger und origineller Schlussakt, der den Geheimagenten überzeugend in der Jetztzeit platziert.

Note: 2-



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