Direkt zum Hauptbereich

Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger?

Dass ich nicht jedem Film der Coen Brothers absolut erlegen bin, ist auf diesem Blog ja kein Geheimnis mehr. Im Jahr 2008 war das allerdings noch nicht so, denn damals sah ich als gerade einmal fünfzehnjähriger, der sicherlich noch längst nicht so viel Ahnung von der Kinogeschichte hatte wie heute (ohne dabei sagen zu wollen, das ich heute alles weiß), "Burn After Reading" im Kino... und damit auch meinen ersten Film der Coens. Von den Darstellern und der Gagquote war ich begeistert und nun habe ich den Film zum wiederholten Mal gesehen. Unterhalten wurde ich dabei noch immer, wenn ich auch nicht mehr ganz so viel gelacht habe wie noch vor elf Jahren.

BURN AFTER READING


Der CIA-Analyst Osbourne Cox (John Malkovich) ist wegen eines Alkoholproblems plötzlich seinen Job los. Als seine engstirnige Frau Katie (Tilda Swinton), die bereits seit einiger Zeit mit dem ebenfalls verheirateten Bodyguard Harry Pfarrer (George Clooney) schläft, davon erfährt, setzt sie ihre Scheidungspläne in Gang. Währenddessen beginnt Osbourne geläutert mit der Arbeit an seinen streng geheimen Memoiren - die Daten-CD mit seinen Notizen, die sich seine Frau unter den Nagel riss, gerät dabei versehentlich in den Besitz der zwe Fitnesstrainer Linda Litzkie (Frances McDormand) und Chad Feldheimer (Brad Pitt). Beide riechen mit der erpresserischen Zurückgabe der CD das große Geld, ahnen jedoch noch nicht, was für einen Wirbelwind sie mit ihrer Tat auslösen werden...

Wie viel Freude man mit "Burn After Reading", der Kritiker und besonders Fans doch recht eindeutig spaltete, letztendlich haben wird, hängt schwer davon ab, was man von dem Film erwartet und wie viel Wert man auf eine ausgefuchste, abgerundete Handlung legt. Denn tatsächlich verweigern sich die Coen Brothers in dieser Komödie den allgemein gültigen Regeln einer Erzählung und lassen alles irgendwie im Chaos enden. Mit Nichtigkeiten jonglieren sie hier, die aber durch kleine und große Taten der skurillen Protagonisten plötzlich gigantische Stürme auslösen - das ist dann alles ziemlich sinnlos und hat im Grunde auch keine Bedeutung, wie es die hier dann recht verwirrten CIA-Agenten letztendlich auch mitteilen. Nur der Zuschauer weiß genau, wer hier was tut und woraus dieses Chaos eigentlich steht, wie sinnlos es ist und dass sich darin eigentlich kein Rattenschwanz befindet, wie es die Figuren später beinahe allesamt vermuten. 
Und genau daraus soll auch der komödiantische Aspekt dieser reichlich nichtssagenden Handlung resultieren, was er dann zumindest teilweise auch tut. Denn einige Situationen, die hier durch das Aneinander-vorbei-Agieren der Charaktere entstehen, sind schlichtweg so skurill und abgedreht, dass man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Dabei sitzt aber längst nicht jeder Witz, gerade in der deutschen Übersetzung wirkt manch ein Wortwitz dann auch ziemlich bemüht und der Versuch, durch die Figur der von "Promised Land"-Star Frances McDormand gespielten Fitnesstrainerin Linda Litzkie noch eine gewisse Form der einsamen Tragödie einzubringen, bleibt am Ende auch genau das: Ein Versuch. "Burn After Reading" funktioniert daher als skurille Komödie wesentlich besser, als menschliche Geschichte mit echten und wahren Problemen ist das hier aber doch etwas zu wirr und oberflächlich. 
Und da das Skript all diese Wirrungen und Irrungen nicht immer zusammenhalten kann, einige Plots auch ziemlich obskur im Nichts verlaufen, man nicht mal ein richtiges Finale geboten bekommt und "Burn After Reading" daher quasi mittendrin endet... daher verlassen sich die Coens auf die Starbesetzung, die hier etliche Kohlen aus dem Feuer holt. Die meisten Gags, die meisten Lacher resultieren durch die brillant aufspielenden Darsteller, die durch die Bank weg offensichtlich viel Spaß daran haben, sich hier zum Affen zu machen. 
Dass George Clooney an sowas seine wahre Freude hat, hat er ja bereits mehrfach bewiesen - so auch später bei einer weiteren Coen-Zusammenarbeit in "Hail, Caesar!". Und auch hier ist er als gegen sein damaliges Image als Frauenschwarm und Aufreißer besetzter Charmeur, der aber schon beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr (oder gewissen Nahrungsmitteln) Panikattacken bekommt, jeden Cent wert. Absolut herrlich agiert auch "Mile 22"-Star John Malkovich, der das ganze Brimborium erst in Gang bringt - die Schau gestohlen wird ihm jedoch deutlich von Brad Pitt, der trotz sehr geringer Leinwandzeit noch nie so herrlich blöde war, ein so herausragendes Comedy-Timing bewiesen hat. Allein seine schrägen Gesichtsausdrücke und seine phänomenale Gestik zauberte mir mehr als einmal ein Grinsen ins Gesicht.

Fazit: Vollkommen schräge Komödie, die ihre Handlung ebenso wirr wie nichtssagend entfaltet und sie ins Nirvana laufen lässt - da weiß niemand wirklich Bescheid und soll es auch nicht. Das ist dramaturgisch und manchmal auch komödiantisch recht schwach, doch die schlichtweg brillant aufgelegten Darsteller retten dabei so viele Momente, dass man dennoch viel Spaß hat.

Note: 3+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid