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Der Antichrist in der Pubertät: Filmkritik zu "Damien - Omen II"

Seit sieben Jahren lebt der mittlerweile zwölfjährige Damien Thorn (Jonathan Scott-Taylor) nun bei seinem Onkel Richard (William Holden) und dessen Frau Ann (Lee Grant), nachdem er als fünfjähriger Junge alle Zeugen seiner wahren Herkunft hat töten lassen können. Mittlerweile haben jedoch weitere Menschen eine Vermutung, dass der Antichrist hinter der Identität von Damien stecken könnte. Der ist sich der Gefahr für sein Wohl allerdings gar nicht so sehr bewusst, da er als Heranwachsender nicht genau weiß, was er eigentlich ist. Doch die Mächte des Teufels wissen sich zu wehren und schon bald scharen sich in Damiens Umkreis deswegen erneut die Leichen von Seelen, die zu viel wussten...

Wie so viele Horrorfortsetzungen aus dieser Zeit ("Omen II" stammt aus dem Jahr 1978) hat man sich hier weitestgehend damit abgefunden, die Erfolgsformel des kultigen Vorgängers wenig zu variieren. Und so gibt es auch hier wieder zahlreiche Nebenfiguren, die die Familie des bösen Kindes von dessen wahrer Identität zu überzeugen versuchen, um dann auf dessen persönlicher Todesliste zu landen. Die schneidende Atmosphäre des Originals, welches sich wie ein schauriger Horror-Krimi ansah, kann das Sequel dabei nur sehr sporadisch wieder erwecken - der tosende Soundtrack von Jerry Goldsmith und einige fein herausgearbeitete Szenen, in denen die Hintergründe des kleinen Teufels dargelegt werden, stechen dabei durchaus heraus. Ansonsten ist "Damien" aber recht frei von Überraschungen und überträgt das altbekannte Konzept einfach in diese neue Geschichte... der geneigte Fan weiß also praktisch durchgehend, was ihn hier erwarten dürfte und die wenigen Wendungen, die man so nicht zwingend kommen sieht, lassen sich locker an einer Hand abzählen.
Ein frischer Ansatz wird dennoch gewagt, doch muss der als ziemlich gescheitert angesehen werden. Den Antichristen selbst zum zeitweiligen Protagonisten des Films zu machen, ist in dieser Form dann doch etwas neu... und Damien dabei sogar kurz daran zweifeln zu lassen, wer oder was er ist, gibt zumindest eine Note hinzu, die es so noch nicht im Vorgänger zu sehen gab. Sich einer solch bösen Figur jedoch so anzunähern, ist stets gefährlich, droht es doch, diesen ultimativen Fiesling zu arg zu entmystifizieren. Das ist den Autoren offensichtlich auch selbst eingefallen, weswegen sie diese Idee irgendwann im Mittelteil wieder zu den Akten legen und doch lieber ganz nach dem altbekannten Schema weiterzumachen. Generell wirkt "Omen II" im Mittelteil ordentlich zerfasert, wenn sich über recht zähe Minuten etlichen Nebenplots und Figuren gewidmet wird, die die Handlung nur selten wirklich voranbringen. Diese hier recht mühselig aufgebrauchte Zeit fehlt den Machern dann am Ende, denn das Finale wirkt wahnsinnig gehetzt und die letzten Enthüllungen können dabei kaum noch echte Atmosphäre verbreiten.
Rein technisch ist der Film für seine damalige Entstehungszeit jedoch wieder fabelhaft gemacht - Kamera, Schnitt und auch die Leistungen der meisten Schauspieler*innen gehen weit über den damaligen Standard des Horrorkinos hinaus. Die trickreichen Kettenreaktionen, wenn der Teufel selbst die neugierigen Menschen durch scheinbar skurille Unfälle ins Jenseits befördert, vermisst man hier jedoch sehr - bis auf eine sehr effektive Ausnahme. Ansonsten verlässt man sich hier auf doch etwas simple Todesszenarien, die nicht den gleichen Überraschungseffekt erzielen wie die Enthauptung durch eine Glasscheibe im Original beispielsweise. Ob man sich hier einfach keine Mühe machte oder glaubte, dass der Film auch ohne dieses Erkennungsmerkmal noch genug Leben haben würde, ist schwierig zu sagen - jedenfalls bleibt "Omen II" auch in dieser Hinsicht recht deutlich hinter dem Original zurück. Es ist insgesamt also recht unklar, welchen Weg man mit dem Sequel hatte einschlagen wollen: Der Film scheint zu gleichen Teilen eine Kopie als auch eine Neuerfindung sein zu wollen und ist auf beiden Pfaden zu unentschlossen. Etwas Essentielles hat die Fortsetzung dem Original jedenfalls nicht beizufügen, auch wenn es auf diesem uninspiriert wirkenden Pfad immer wieder Szenen mitnimmt, die durchaus einer gewissen Atmosphäre nicht entbehren.

Fazit: "Omen II" bleibt in fast allen Belangen hinter dem Original zurück - bezüglich der Geschichte, der trickreichen Horrorszenen, der Dynamik und der mystischen Atmosphäre. Das ist rein technisch zwar immer noch recht schick, wirkt aber auch arg unentschlossen und zerfallen... und fügt dem Vorgänger dabei nichts Neues hinzu.

Note: 4+



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