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Mit Herz, aber reichlich forciert: Filmkritik zu "Please Stand By"

Wendy (Dakota Fanning) lebt in einem Pflegeheim und hat aufgrund ihres Autismus ihr ganzes Leben strikten Plänen und Regeln unterworfen. Gemeinsam mit ihrer Betreuerin Scottie (Toni Collette) versucht sie, diverse Hürden zu überwinden und sich immer besser in den Alltag einzubringen - einige wichtige Schritte hat sie schon getan, andere stehen noch aus. Als Wendy, die ein extremer "Star Trek"-Fan ist und sogar ein eigenes Drehbuch zum Franchise ausgearbeitet hat, von einem Schreibwettbewerb erfährt, bei welchem das Studio Paramount eigens die besten Skripte von Fans auswählen will, ist Wendy Feuer und Flamme. Eine Fahrt nach Los Angeles kommt jedoch eigentlich nicht in Frage... weswegen sie kurzerhand ausbüchst und versucht, sich selbst zu den Paramount Studios durchzuschlagen, um ihr Drehbuch dort abzugeben.

Generell ist es Regisseur Ben Lewin und seinem Team sehr schön gelungen, das Thema Autismus in diesem Film zu behandeln. Mit viel Geduld und einem ersten Drittel, welches sich vornehmlich auf Wendys Alltag sowie die Probleme und Hürden, die in diesem warten, stützt, bekommen selbst Menschen, die mit dem Thema in ihrem Leben noch nicht konfrontiert wurden, eine angemessene Ahnung und können sich dabei orientieren. Besonders ambivalent wird das Thema behandelt, wenn andere Menschen, die Wendy selbst noch nicht kennen, mit ihr in Berührung kommen. Da gibt es durchaus nette Personen, die die Problematik erkennen, aber auch unfreundliche Menschen. Diese werden aber nicht als "schlecht" dargestellt, sondern lassen die Vorstellung zu, dass ihr Unwissen über Wendys Zustand dazu beiträgt, dass sie so reagieren, wie sie reagieren. Das macht Wendys Abenteuer nicht unbedingt weniger gefährlich, aber auch nicht so düster, wie es andere Filmemacher womöglich angegangen wären.
Allerdings neigt "Please Stand By" durch diese Note auch dazu, ein wenig zu sentimental und zuckrig zu werden. So werfen einige Hürden Wendy zwar zurück, doch es dauert meist nicht lange, bis sich diverse Konflikte auf die bestmögliche Art klären lassen. Dazu dudelt der Soundtrack fröhlich vor sich hin und man merkt, dass Regisseur Lewin eher an einer Art aufbauendem Feel-Good-Movie als an einer echten Abhandlung zum Thema Autismus interessiert war. Das muss an und für sich natürlich nichts Schlechtes sein, doch büßt der Film auf Dauer in seinem Bemühen, möglichst aufbauend zu sein, doch einiges an Glaubwürdigkeit ein. Das wirkt in den schlechtesten Momenten sogar regelrecht naiv und kann somit auf falsche Fährten locken, weswegen "Please Stand By" in dieser Hinsicht doch zu erwartbar und sentimental abläuft. Die eher formelhafte Regie kann dabei auch wenig mehr aus den bekannten Szenarien herausholen, weswegen der Film ab einer bestimmten Zeit droht, nur noch recht seicht herumzudümpeln.
Immerhin ist aber Dakota Fanning ein echter Gewinn für das Werk, denn die spielt die Rolle der autistischen Wendy wahrlich hervorragend. Als Kinderstar zu Ruhm gelangt, sagt man Elle Fanning's älterer Schwester mittlerweile ein wenig nach, an diese Glanzzeiten nicht mehr richtig anknüpfen zu können - auch, da es offensichtlich an den richtig guten Rollenangeboten mangelt. Hier zeigt sie nun, dass sie durchaus alles noch kann, wenn man sie nur lässt: Fanning's Performance ist sensibel, niemals überzeichnet und absolut glaubwürdig. Leider kommen die großen Namen in den Nebenrollen im direkten Vergleich etwas weniger zum Zug. So ist die Rolle der empathischen Betreuerin zwar durchaus eine Parade-Casting für "Ganz weit hinten"-Star Toni Collette, doch so richtig nach vorne spielen kann sie sich dabei ebenso wenig wie Alice Eve, die als Wendys große Schwester zumeist eher passiv agieren muss. Gefreut habe ich mich zunächst über den Auftritt von Patton Oswalt, doch fällt auch dessen Rolle letztendlich enttäuschend klein aus, auch wenn ich mich über die deutliche Anspielung auf die Hit-Serie "King of Queens", in welcher er als bemitleidenswerter Sidekick zu sehen war, sehr amüsiert habe.

Fazit: Mit dem Thema Autismus wird sehr sensibel umgegangen, auch dank einer passenden Performance von Dakota Fanning in der Hauptrolle. Insgesamt ist die Handlung jedoch zu süßlich und unglaubwürdig, um länger nachzuhallen.

Note: 3-



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