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Sam Jackson sorgt für Disziplin: Filmkritik zu "Coach Carter"

Die Basketballmannschaft der berüchtigten Richmond Highschool hat es nicht drauf - vier Siege stehen in der letzten Saison gegen zweiundzwanzig vernichtende Niederlagen. Den Jungs im Team fehlt es ganz offensichtlich an der nötigen Disziplin. Da sollte es sich eigentlich gut treffen, dass mit Ken Carter (Samuel L. Jackson) ein neuer Coach für die Mannschaft einsteht, der deutlich strengere Regeln aufstellt. Unter anderem lässt er das Team einen Vertrag unterzeichnen, der sie verpflichtet einen Notendurchschnitt von 2,7 zu halten und keinerlei Unterricht zu verpassen - anderenfalls würden sie, unabhängig von ihren Leistungen im Team, auf der Bank sitzen. Nach ersten Keilereien mit den in schwierigen Verhältnissen aufwachsenden Schülern kann sich Carter jedoch durchaus in Präsenz setzen... und nach kurzer Warmlaufzeit scheinen seine Regeln auch zu fruchten.

Es ist sonnenklar, was für ein Film Regisseur Thomas Carter hier vorschwebte: Die so schon oft gesehene Underdog-Geschichte von "Versagern", die sich gegen alle Unkenrufe durchsetzen und Erfolge einheimsen, soll möglichst als Feel-Good-Movie erzählt werden. Das heißt, dass sich das Publikum am Ende möglichst gut fühlen, mit einem seligen Grinsen in den Abspann gehen und auch über die vorherige Laufzeit eine gute Zeit haben soll. Und um das zu erreichen, drückt Regisseur Carter die Knöpfe, die wir von diesem Genre auch schon kennen: Pathetische Musik, emotionale Ansprachen ans Team, ein paar tränendrückende Nebenkonflikte und natürlich der enorme Einsatz von Superzeitlupen. All das kann ich eigentlich nicht mehr sehen, doch Carter weiß ziemlich genau, wie er diese Dinge innerhalb seines durchgehend vorhersehbaren, aber auch sehr einfühlsamen und treffsicheren Skripts anlegen muss. Das ist dann zwar wahnsinnig manipulativ, aber der Feel-Good-Movie erreicht am Ende genau das, was er erreichen wollte: Ich hatte gute Laune und war ziemlich happy.
Die Qualitäten auf dem Regiestuhl sind dabei grundsolide, reichen aber locker für einen Film dieses Kalibers. Die Basketballszenen haben in den entscheidenden Momenten Wumms, auch wenn man sich manchmal wünscht, dass sie ein wenig länger ausgefallen wären. Auch die üblichen Trainingsmontagen sowie das Einfädeln diverser Hindernisse, die sich sowohl vor Carter selbst als auch vor einzelnen Sportlern im Team aufbürden, sind selbstverständlich mit dabei. Auf einige dieser Plots hätte man zugunsten einer kürzeren Laufzeit (136 Minuten sind eben doch ein bisschen viel) durchaus verzichten können, so zum Beispiel auf den arg stiefmütterlich behandelten Konflikt rund um die ungewollte Schwangerschaft der Freundin eines Teammitglieds. Trotzdem gelingt es "Coach Carter", eine runde Dynamik zu erschaffen und das Tempo über weite Strecken hochzuhalten. Die teilweise extrem strengen Methoden des Coachs werden mit Herz, aber auch mit nötigem Humor erzählt und auch wenn sich die Konsequenzen dieser Regeln eines enormen Kitsches nicht entbehren.... Carter drückt die nötigen Knöpfe eben doch clever genug, alsdass man durchweg mitfiebert.
Und wem das nicht genug oder doch zu kitschig und klischeehaft ist (obwohl das Gesehene ja tatsächlich auf einer recht faszinierenden, wahren Geschichte beruht), der sollte sich "Coach Carter" im Grunde alleine aufgrund der genialen Performance seines Hauptdarstellers ansehen. Dass Samuel L. Jackson, im Grunde der coolste Schauspieler des Planeten, als strenger Coach, der das ganze Training umkrempelt und seine Sportler bei Widerworten gerne mal mit eintausend (!) Liegestützen bestraft, eine Idealbesetzung ist, leuchtet ja ohnehin ein. Und Jackson liefert dann auch genau das, was man erwartet und füllt den Film schon bei seinem ersten Eintreten in die Sporthalle mit einer schlichtweg ganz besonderen Präsenz. Dabei gibt er seinem Ken Carter aber auch eine ambivalente Züge mit, da sich das Drehbuch zumindest zeitweise erlaubt, die Methoden des Coachs auch ein wenig zu hinterfragen und sie nicht bloß zu glorifizieren. Jackson jedenfalls beherrscht diesen Film im Grunde mit geschlossenen Augen - da kann keiner seiner Co-Stars mithalten, obwohl auch die jungen Männer (unter anderem sogar "Magic Mike"-Star Channing Tatum) in der Mannschaft mit illustren Darstellungen überzeugen.

Fazit: Kitschig, klischeehaft inszeniert, vorhersehbar... aber die Geschichte des raubeinigen Coachs, der ein schwer erziehbares Basketballteam wieder auf die rechte Spur bringt, ist einfach zu herzlich und warm geschrieben, um sie nicht zu mögen. Und zudem ist Samuel L. Jackson wieder so launig aufgelegt, dass sogar ein paar kleinere Längen nicht wirklich stören.

Note: 2-



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