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Ein teuflisch böses Balg: Filmkritik zu "Das Omen" (1976)

Als sein Sohn kurz nach der Geburt stirbt, adoptiert der US-amerikanische Botschafter Robert Thorn (Gregory Peck), auf Anraten des ansässigen Priesters Spiletto (Martin Benson) und ohne das Wissen seiner Frau Katherine (Lee Remick) ein anderes Kind, dessen Mutter soeben bei der Geburt gestorben ist. Fünf Jahre vergehen ohne besondere Vorkommnisse, doch dann häufen sich rund um den kleinen Damien (Harvey Spencer Stephens) immer mehr seltsame Ereignisse. Katherine ist aufgrund Damiens seltsamen Verhaltens alsbald sogar davon überzeugt, dass ihr "Sohn" ihr etwas antun möchte. Und als ein verschreckter Priester namens Brennan (Patrick Troughton) Thorn aufsucht und ihm weismachen möchte, dass der adoptierte Junge in Wahrheit der Sohn des wahrhaftigen Teufels ist, glaubt der Politiker bereits, dass alle um ihn herum den Verstand verlieren. Mit der Zeit häufen sich jedoch die beunruhigenden Hinweise... und auch die Todesfälle in Damiens Umgebung.

Ich weiß, dass es ein Frevel ist, ein Remake eines Films zuerst zu sehen und das Original erst viel später. Die 2006 erschienene Neuverfilmung von "Das Omen" sah ich jedoch bereits als Sechzehnjähriger, weswegen ich mir eine Sichtung des Originals über lange Zeit ersparte, da dieses bezüglich der Handlung ja fast deckungsgleich funktioniert. Nun habe ich den großen Klassiker des 70er-Horrorkinos aber endlich nachgeholt und obwohl während der Sichtung immer wieder Erinnerungen an das Remake aufkamen, die einige Überraschungen im Plot zwangsweise vorwegnahmen, hatte ich viel Freude mit dem Werk. Es ist von "Superman"-Regisseur Richard Donner mit bestechender Feinheit inszeniert, wobei besonders die kruden "Unfälle" in Damiens Umgebung immer wieder durch ihren klaren Spannungsaufbau überzeugen. Dabei nimmt ein Film aus den 70ern die Grundidee der "Final Destination"-Reihe, die erst im Jahr 2000 ihren Anfang nahm, praktisch schon vorweg, denn die hier gezeigten Kettenreaktionen, die schließlich zu einem blutigen Unglück führen, stehen dem der Kultreihe kaum nach.
Wer das Remake (welches sich eher an die heutigen Sehgewohnheiten anlehnt) schon gesehen hat, für den dürfte sich eine Sichtung des aus heutiger Sicht etwas simpler wirkenden, aber nichts desto trotz sehr schauerlichen Originals dennoch lohnen. Und sei es nur aufgrund der starken Leistungen von Gregory Peck und "Titanic"-Star David Warner, die sich in einigen der besten Szenen des Films zusammentun, um die schockierenden Geschehnisse rund um den Teufelssohn aufzudecken. Das ist atmosphärisch dicht inszeniert und bringt immer wieder ein paar schöne Wendungen ein - Donner hält das Tempo dabei sehr hoch, lässt sich aber auch nicht aufgrund simpler Effekthascherei hetzen. Zudem ist Charakterdarsteller Peck doch eine deutlich bessere Wahl für die Rolle des zaudernden Politikers als es im Jahr 2006 der im Gegensatz zu seinen Kollegen doch etwas blasse Liev Schreiber gewesen ist. Aus heutiger Sicht wirken einige Momente aber natürlich etwas überspitzt und auch der extrem aggressiv eingespielte (und gar oscarprämierte!) Score von Jerry Goldsmith ist dabei zu viel des Guten und stört die dichte Atmosphäre bisweilen.
Aus damaliger Sicht hat "Das Omen" aber viel präsentiert, was für das Horrorkino wirklich neu war. Kein tumber Slasher, sondern ein intelligent erzählter Schauerkrimi mit damals so noch nicht gesehehen Gewaltspitzen. Die Geschichte ist dabei einigermaßen simpel, aber dennoch sehr treffsicher erzählt und hält immer wieder einzelne Momente bereit, die durchaus schauern. Wer zudem noch eine Schwäche für Geschichten über Dämonen, den Teufel und finstere Gottesgestalten übrig hat und sich von diesen rasch ängstigen lässt, dürfte hier noch etwas mehr mitfiebern, denn in zentralen Momenten ist "Das Omen" dabei richtig atmosphärisch, ohne solcherlei aber gleich ausführlich darlegen zu müssen. Zu guter Letzt sei zudem noch die Performance von Kinderstar Harvey Spencer Stephens erwähnt: Der hat zwar durchaus die Fähigkeit, uns mit seinen blitzenden Augen und dem fiesen Lächeln zu schauern. Das Casting beim Remake war damals aber noch etwas treffsicherer - so ist also nicht alles, was ein Remake letztendlich tut, zwingend schlechter. Insgesamt entscheidet das Original jedoch, auch aufgrund seines Charmes und seiner Originalität, dieses unfaire Duell locker für sich.

Fazit: "Das Omen" ist längst Horrorkult und hat auch beinahe fünfzig (!) Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Faszination eingebüßt. Ein spannender, atmosphärisch dichter und packend inszenierter Horror-Krimi, der zusätzlich Charme hat und ziemlich gut gespielt ist.

Note: 2-



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